Berlin. Forscher sind in der Nordsee auf neue überraschende Erkenntnisse gestoßen. Warum sie die Forschungsgeschichte umschreiben könnten.

Ein internationales Forscherteam hat unter fast einem Kilometer Meeresboden der Nordsee gut erhaltene Gletscherlandschaften entdeckt, die vor rund einer Million Jahren entstanden sind. Laut einer Pressemitteilung, könnte dies das Verständnis der Gletschergeschichte der Nordsee neu schreiben.

Die Wissenschaftler, unter der Leitung von Dr. Dag Ottesen vom Geological Survey of Norway, veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Science Advances“. Laut der Studie formten sich die Gletscherlandschaften während einer großen Eiszeit, als sich eine Eisdecke von Norwegen bis zu den Britischen Inseln erstreckte.

„Diese Studie wurde durch die Verfügbarkeit von 3D-Seismikdaten aus der Nordsee ermöglicht, durch diese konnten wir die vergrabenen Landschaftsformen in bemerkenswertem Detail untersuchen“, erklärte Dr. Dag Ottesen vom Geological Survey of Norway, Hauptautor des Artikels, in der Pressemitteilung. Die Technologie wurde ursprünglich für die Öl- und Gasindustrie entwickelt, hat sich jedoch als ebenso wertvoll für die Geowissenschaften erwiesen.

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Neben den gut erhaltenen Gletscherlandformen stießen die Forscher auch auf tiefer liegende Furchen im ehemaligen Meeresboden. Diese Strukturen, die vermutlich durch starke Strömungen in der Nordsee entstanden sind, sind älter als die Gletscherlandschaften und zeigen, dass der Meeresboden schon lange vor dem Vorrücken der Eisdecke Form annahm. Laut Ottesen widerspreche das früheren Theorien, die sie als Gletscherlandformen einordneten.

Die Entdeckungen bieten nicht nur Einblicke in die Vergangenheit, sondern auch Informationen für die Zukunft. Die Gletscherlandschaften könnten Hinweise darauf geben, wie frühere Eisschichten auf Klimaveränderungen reagierten – eine wichtige Information, um die Auswirkungen des aktuellen Klimawandels besser vorherzusagen. „Um die Zusammenhänge zwischen Eisschichten und Klima vollständig zu verstehen, müssen wir untersuchen, wie frühere Eisschichten auf langfristige Klimaveränderungen reagierten“, so Christine Batchelor von der Newcastle University.