Berlin. Die Anführer illegaler Drogen-Imperien sorgen weltweit für Leid und zahlreiche Tote. Von einem Kartell gibt es besonders düstere Berichte.
- Drogenbosse gehen für ihren Profit über Leichen und machen mit schmutzigen Geschäften Millionen
- Einer der meistgesuchten Drogenbarone wurde unlängst in Afrika entdeckt
- Lesen Sie hier, warum er und sechs weitere zu den meistgesuchten Kriminellen der Welt zählen
Drogenhandel im großen Stil finden längst nicht mehr nur auf Netflix oder bei Joaquín „El Chapo“ Guzmán und seinen Nachfolgern statt. Mit Jos Leijdekkers alias „Bolle Jos“ ist nun einer der meistgesuchten Drogenbosse Europas in Westafrika erkannt worden. Doch ob die Ermittler den Niederländer festnehmen können, ist ungewiss.
Nach jahrelanger Fahndung ist Leijdekkers – Spitzname: „der runde Jos“ – in Sierra Leone aufgetaucht. Wie der öffentlich-rechtliche Sender NOS in den Abendnachrichten „Een Vandaag“ berichtete, sei der 33-Jährige auf Bildern gemeinsam mit dem Präsidenten des westafrikanischen Landes gesichtet worden.
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
Leijdekkers gilt als Schlüsselfigur des internationalen Kokainhandels und steht auf der EU-Liste der meistgesuchten Kriminellen. Die Behörden gehen davon aus, dass der 33-Jährige mit dem Kokainschmuggel insbesondere über die Häfen Rotterdam und Antwerpen Dutzende Millionen Euro verdient hat. Leijdekkers soll zudem Verbindungen zur sogenannten Mocro-Mafia, einem niederländisch-marokkanischen Drogenkartell, haben.
Meistgesuchter Drogenboss Europas: Er hat einen Mord angeordnet
Im vergangenen Jahr verurteilte ein niederländisches Gericht „Bolle Jos“ wegen des Schmuggels von knapp sieben Tonnen Kokain und der Anordnung eines Mordes in Abwesenheit zu 24 Jahren Haft. Ein belgisches Gericht verurteilte ihn wegen Drogenhandels und Körperverletzung zu zehn Jahren Gefängnis.

Doch bis vor einem halben Jahr war der Aufenthaltsort des Verurteilten ungewiss. Für Hinweise, die zu Leijdekkers Festnahme führen, setzten die Behörden eine Belohnung von 200.000 Euro aus. Zuletzt hatten die Fahnder ihn in der Türkei vermutet. Seit sechs Monaten seien sich die Behörden nun sicher, dass sich Leijdekkers in Westafrika aufhalte, so die Polizei. Doch ein Ende der Jagd ist damit nicht in Sicht.
Die Niederlande haben kein Auslieferungsabkommen mit Sierra Leone. Julius Maada Bio, der Präsident des Landes, will Leijdekkers weder kennen noch über die Vorwürfe gegen ihn Bescheid wissen. Der Präsident habe während der Feiertage an zahlreichen Veranstaltungen teilgenommen, so die Regierung. Zudem vermutet der Sender NOS, dass Leijdekkers die Staatsbürgerschaft Sierra Leones angenommen haben könnte. Eine Auslieferung wäre damit noch schwieriger.
Immerhin kündigte die sierra-leonische Polizei ihre Bereitschaft an, mit den niederländischen Behörden, Interpol und anderen internationalen Partnern zusammenzuarbeiten. Ein Vorsatz, der auch andere gesuchte Drogenbosse endlich hinter Gitter bringen könnte. Wir haben die schlimmsten aufgelistet:
Das sind die meistgesuchten Drogenbosse weltweit
Wie eine erfolgreiche internationale Zusammenarbeit laufen kann, zeigte der Fall von Joaquín „El Chapo“ Guzmán. Der 67-Jährige galt lange als weltweit bekanntester Drogenboss und wurde 2016 zum dritten Mal verhaftet. Seit seiner Auslieferung an die USA sitzt der einstige Kartellanführer in einem Hochsicherheitsgefängnis.
Ob es Leijdekkers demnächst ähnlich ergehen wird, ist derzeit noch ungewiss. Neben ihm stehen zahlreiche Anführer anderer gefährlicher Drogenbanden auf den Listen der internationalen Sicherheitsbehörden.
„El Menchos“ Kartell wird Kannibalismus nachgesagt
Einer von ihnen ist Nemesio Rubén Oseguera Cervantes alias „El Mencho“. Er gilt als der meistgesuchte Verbrecher Mexikos und gehört auch in den USA zu den meistgesuchten Kriminellen. „El Mencho“ ist Gründer und Anführer des mächtigsten Drogenkartells Mexikos: dem Cartel Jalisco Nueva Generacion (CJNG). Das CJNG ist international bestens vernetzt und handelt vor allem mit Kokain, Marihuana und synthetischen Drogen.
Doch die Aktivitäten des Kartells beschränken sich nicht nur auf den Verkauf illegaler Substanzen. Seine Mitglieder ermorden regelmäßig unliebsame Politiker und Zivilisten und führen immer wieder blutige Kämpfe mit anderen Kartellen. Selbst Kannibalismus soll Teil des Trainings neuer Gangmitglieder sein, wie ehemalige Rekruten berichteten.

Angesichts dieser Grausamkeiten ist es nicht verwunderlich, dass die Behörden eine Belohnung von 15 Millionen US-Dollar auf „El Mencho“ ausgesetzt haben. Es kursieren allerdings Gerüchte, dass der Drogenboss bereits 2022 in einer Privatklinik verstorben sein soll.
Die Söhne „El Chapos“: Drogenbosse in zweiter Generation
Auch Jesús Alfredo Guzmán Salazar und sein älterer Bruder Iván Archivaldo Guzmán Salazar kennen das CJNG nur zu gut. 2016 wurden die Söhne „El Chapos“ für einige Tage von den Konkurrenten ihres Vaters entführt. Inzwischen sind der 38-jährige Jesús und Iván, dessen Geburtsjahr unbekannt ist, allerdings selbst zu Kartellbossen aufgestiegen. Seit der Verhaftung von „El Chapo“ im Jahr 2017 leiten sie das väterliche Sinaloa-Kartell.
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Ihre Halbbrüder Joaquín und Ovidio waren ebenfalls Teil der neuen Führungsriege, sind aber inzwischen inhaftiert. Auch der Rest der „Los Chapitos“, so der gemeinschaftliche Spitzname der „kleinen Chapos“, soll bald hinter Gittern sitzen. Für Hinweise zur Ergreifung der Brüder sind jeweils zehn Millionen US-Dollar ausgesetzt – doppelt so viel wie noch für ihren Vater.

Die US-amerikanischen Behörden werfen ihnen vor allem den Handel mit der synthetischen Droge Fentanyl vor. Aber auch Kokain, Heroin, Crystal Meth und Marihuana sollen zu den Einnahmequellen der Brüder zählen. Auch im Umgang mit ihren Feinden kennen sie Gerüchten zufolge keine Gnade: Diese sollen die „Chapo“-Söhne bei lebendigem Leib an Tiger verfüttern.
Zwei Drogenhändler sind auf der FBI-Liste der meistgesuchten Verbrecher
Auch Yulan Adonay Archaga Carias‘ Verhaftung ist den Behörden viel Geld wert, wenn auch etwas weniger als bei den bisher genannten Drogenbossen. Fünf Millionen US-Dollar soll es für Informationen geben, die zu seiner Verhaftung führen. Zu den meistgesuchten Drogenlords kann man den Honduraner dennoch zählen: Der 42-Jährige steht seit September 2021 auf der Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher des Federal Bureau of Investigation (FBI).
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Archaga Carias gilt als Anführer des Ablegers der MS-13 in seinem Heimatland. Die für ihre Brutalität berüchtigte, international agierende Gang verdient ihr Geld größtenteils mit dem Drogenhandel. Archaga Carias, Spitzname „Porky“, soll tonnenweise Kokain in die USA geschmuggelt haben. In Honduras saß er nach seiner Festnahme 2015 rund fünf Jahre lang im Gefängnis, bevor er im Rahmen einer Schießerei von Angehörigen der MS-13 befreit wurde. Seither ist „Porky“ auf freiem Fuß.
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Ebenfalls auf der FBI-Liste befindet sich Wilver Villegas-Palomino. Der 43-jährige Kolumbianer ist ein sogenannter Narko-Terrorist: Er setzt das aus dem Drogenhandel erwirtschaftete Geld ein, um damit die Terrororganisation Ejército de Liberación Nacional (ELN) in seinem Heimatland zu finanzieren.
Villegas-Palomino gilt als einer der Anführer der ELN, das FBI macht ihn für den Kokainhandel der Organisation in Kolumbien und Venezuela verantwortlich. Auch für Hinweise zu Villegas-Palomino sind fünf Millionen US-Dollar ausgelobt.

Erhält dieser Drogenboss Unterstützung von China?
Eine etwas andere Rolle im internationalen Drogenhandel nimmt der Chinese Chuen Fat Yip ein. Der auch unter dem Namen Chuen Fa Ye bekannte Mann agiert nicht als Boss eines Kartells oder einer Terrororganisation, sondern ist Besitzer und Geschäftsführer der Yuancheng Group – einem unter anderem von der chinesischen Regierung unterstützten Unternehmen.

Die US-Behörden werfen dem 71-Jährigen vor, über seine Firma große Mengen anaboler Steroide, wie sie etwa beim Doping verwendet werden, produziert und in die USA und andere Staaten verkauft zu haben. Außerdem soll die 2001 gegründete Yuancheng Group Fentanyl und Chemikalien zur Herstellung dieser und anderer synthetischer Drogen produzieren und vertreiben.
„Yip gefährdet seit fast zwei Jahrzehnten die Sicherheit und Gesundheit unserer Gemeinden“, sagte Anne Milgram, Direktorin der amerikanischen Drogenbehörde DEA, im Jahr 2021. Entsprechend hoch ist die Belohnung der Behörden für Hinweisgeber. Für Informationen, die zu Yips Ergreifung führen, sind fünf Millionen US-Dollar Belohnung ausgelobt.
mit dpa