Essen. Bei der Untersuchung von 13 Skeletten aus der Altsteinzeit kamen Forscher im Rahmen einer Studie zu einer überraschenden Erkenntnis.
Ein internationales Forscherteam untersuchte die Skelette von Teenagern, die bis zu 30.000 Jahre alt sind und von sieben archäologischen Fundstätten in Italien, Russland und Tschechien stammen. Sie konnten anhand der Betrachtung von „Reifezeichen“ eine überraschende Feststellung machen.
Ihre Ergebnisse publizierten die Wissenschaftler in einer Studie, die im „Journal of Human Evolution“ veröffentlicht wurde. Bei der Bestimmung von Pubertätsstadien konnten die Forscher feststellen, dass die steinzeitlichen jungen Menschen etwa zur gleichen Zeit in die Pubertät kamen wie moderne Teenager.
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Forscher nutzen Knochenwachstum als Ausgangspunkt der Studie
Babys kommen mit etwa doppelt so vielen Knochen auf die Welt wie Erwachsene. Im Laufe der Kindheit wachsen diese Knochen immer weiter zusammen – ein Prozess, der bis zum Alter von 18 bis 25 Jahren andauert. Archäologen können daher anhand von Knochen mehrere Phasen der Pubertät identifizieren, darunter den großen Wachstumsschub in der Jugend, den Beginn der Menstruation, das Erreichen der Geschlechtsreife und den vollständigen Zusammenschluss aller Knochen.
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Die Forscher konnten bei insgesamt elf eiszeitlichen Skeletten den exakten Zeitpunkt der Pubertät durch einen Wachstumsschub zwischen 13 und 16 Jahren bestimmen. Dies entspricht ungefähr dem modernen Pubertätszeitraum, der in etwa der Spanne von 12,5 bis 14 Jahren entspricht. Einen kleineren Unterschied gibt es im Erreichen ihrer Reife. Die eiszeitlichen Teenager erreichten diese im Alter zwischen 16 und 21 Jahren, während moderne Altersgenossen ihre Reife in der Regel zwischen 16 und 18 Jahren erlangen.
Die Hauptautorin der Studie, Mary Lewis, Bioarchäologin an der University of Reading in Großbritannien, führt diese überraschende Erkenntnis auf einen potenziellen „genetischen Bauplan“ für den Beginn der menschlichen sexuellen Reife zurück.
„Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Jugendliche heute viel früher in die Pubertät kommen“, erklärte April Nowell, eine paläolithische Archäologin an der University of Victoria in British Columbia, in einer E-Mail an Live Science. „Wir sehen jedoch, dass die heutigen Teenager einem Muster folgen, das seit Tausenden von Jahren weitgehend unverändert geblieben ist“.
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Wissenschaftler mit überraschender Erkenntnis zum Einsetzen der Menstruation
Ein signifikanter Unterschied zwischen den eiszeitlichen und modernen Jugendlichen besteht beim Einsetzen der Menstruation. Auf der Basis einer Untersuchung von fünf jungen Frauen konnte festgestellt werden, dass die Menarche nicht vor 16 bis 17 Jahren begann. In der modernen US-Bevölkerung liegt das Durchschnittsalter für den Beginn der Menstruation bei 11,9 Jahren.
Für Archäologen ist die Untersuchung von Jugendlichen und des Prozesses der Pubertät der Schlüssel zum Verständnis sowohl der individuellen Variabilität im Pubertätsprozess als auch der kulturellen Bedeutung.
Skelettfund unterstreicht die kulturelle Bedeutung der Pubertät in der Gesellschaft
Der Fund eines Falles von chondroplastischen Zwergwuchs aus dem italienischen Romito, der im Alter von 16 Jahren und somit mitten in der Pubertät verstarb, offenbarte den Forschern einen besonderen Stellenwert in seiner Gemeinschaft. Die geringe Größe sowie die Verzögerung der Pubertät führten dazu, dass jenes Individuum eher als Kind wahrgenommen wurde – was erklären könnte, warum er in den Armen einer älteren Frau begraben wurde, heißt es in der Studie.