Berlin. Die richtige Mundhygiene kann vor schmerzhaften Zahnarztbesuchen schützen. Doch Zähneputzen ist noch aus anderen Gründen wichtig.

In unserem Mund und Rachen tummeln sich Hunderte verschiedene Bakterienarten, Pilze und Viren. Der gesamte menschliche Körper ist von Mikroorganismen überzogen – von innen und außen. Das ist erstmal völlig normal und kein Grund zur Sorge. Allerdings rückt das orale Mikrobiom, also die gesamten Mikroorganismen in Mund und Rachen, vermehrt in den Fokus der Forschung. Darunter vor allem jene Bakterien, die dem Körper möglicherweise Schaden zufügen und Krankheiten auslösen können.

Dass Bakterien aus dem Mund mit Krankheiten in Verbindung stehen, ist seit Jahrzehnten bekannt. So zeigte eine Studie bereits 1989, dass Bakterien, die Karies und Zahnfleischentzündungen auslösen, bei Menschen mit Herzinfarkten häufiger auftreten. Menschen mit Zahnfleischentzündungen haben zudem ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken.

Demenz: Lösen Bakterien im Mund Alzheimer aus?

Seit einigen Jahren stellt sich Forschern zudem die Frage, ob das orale Mikrobiom auch in Zusammenhang mit Alzheimer und Demenzerkrankungen steht. 2019 wiesen Wissenschaftler im Gehirn von verstorbenen Alzheimer-Patienten Porphyromonas gingivalis nach – Bakterien, die für chronische Parodontitis verantwortlich sind. Diese aggressive Zahnfleischerkrankung führt oft zum Verlust von Zähnen.

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Im Gehirn angekommen sondern die Bakterien zudem proteinspaltende Enzyme ab. Die Folge: Es kommt vermehrt zu Entzündungen und Zellschädigungen, die für Alzheimer typisch sind. Bei Mäusen ließ sich dieser Effekt bereits künstlich herbeiführen und beobachten.

Der Besuch beim Zahnarzt kann auch davor schützen, dass sich Bakterien im Körper ausbreiten.
Der Besuch beim Zahnarzt kann auch davor schützen, dass sich Bakterien im Körper ausbreiten. © picture alliance / Shotshop | Addictive Stock

Alzheimer & Demenz: Forscher arbeiten an Impfstoff gegen schädliche Enzyme

Doch wie kommen die Bakterien überhaupt vom Mund in das Gehirn? Forscher gehen davon aus, dass die Bakterien über Wunden im Mund in den Blutkreislauf gelangen. Anstatt abgetötet zu werden, wird Porphyromonas gingivalis laut einer Studie von Immunzellen nicht erkannt und über weite Strecken im Körper transportiert. Im Gehirn von Alzheimer-Patienten angekommen, überfordern die unbekannten Bakterien die ohnehin schwer beschäftigte Immunabwehr und es kommt zu Entzündungen.

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Eine gute Mundhygiene schützt im Zweifel also nicht nur vor Karies und Parodontitis. Sie kann zudem das Risiko senken, an Alzheimer zu erkranken. In Australien forscht man bereits an einem Impfstoff gegen die schädigenden Enzyme des Bakteriums Porphyromonas gingivalis. Erste Versuche an Mäusen waren bereits erfolgreich. Versuche an Menschen sollen bald folgen. Bis dahin bleibt nur fleißiges Zähneputzen und den nächsten Zahnarzttermin nicht weiter aufschieben.