Berlin. Eigentlich wollten Archäologen in Mexiko eine Sportstätte der Mayas untersuchen. Doch unter der Erde machten sie einen unerwarteten Fund.

In Mexiko haben Archäologen eine faszinierende Entdeckung gemacht: Unter einem Maya-Ballspielplatz stießen sie auf ein geheimnisvolles unterirdisches Bauwerk mit bemalten Wänden. Die Entdeckung gelang dem Team rund um Ivan Šprajc, einem Archäologen vom Institut für Anthropologische und Raumstudien der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

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Ursprünglich wollten sich die Archäologen eingehend mit der Spielfläche beschäftigen, die für das rituelle Ballspiel der Maya und anderer mesoamerikanischer Völker genutzt wurde. Dabei wurde dann aber die überraschende Entdeckung gemacht: „Wir haben Teile eines früheren Gebäudes mit bemalten Wänden gefunden, aber nur weitere Ausgrabungen können möglicherweise die Form des darunter liegenden Gebäudes und seine Funktion enthüllen“, erklärte Šprajc dem Magazin „Live Science“.

Das Bauwerk sei offensichtlich von großer Bedeutung, da Ballspielplätze normalerweise nur an großen Maya-Stätten zu finden seien, die Zentren der regionalen politischen Organisation waren. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Anthropologie und Geschichte Mexikos könnte das Gebäude aus der Frühklassischen Periode (200 bis 600 n. Chr.) stammen und ist mit einer Schicht bemalten Stucks bedeckt.

Archäologie: Neue Technologie legt geheimnisvolle unterirdische Struktur frei

Šprajc und sein Team hatten zuvor ein großes Gebiet des Maya-Tieflands im mexikanischen Bundesstaat Campeche mit Lidar untersucht, einer Technik, bei der Millionen von Laserimpulsen von einem Flugzeug aus abgefeuert werden. Diese Impulse reflektieren vom Boden zurück und ermöglichen es den Forschern, die Topografie der Landschaft zu kartieren. Dabei entdeckten sie mehrere alte Maya-Siedlungen mit Überresten von Wohngebäuden und Tempelpyramiden.

Im Jahr 2023 fanden sie die verlorene Maya-Stadt Ocomtún mit mehreren großen Pyramiden aus der klassischen Maya-Periode (ca. 200 bis 900 n. Chr.). Die neu entdeckte Stätte liegt in einem bisher unerforschten Gebiet südlich von Ocomtún.

Rätselhafte Opfergaben auf Maya-Pyramide

Zusätzlich entdeckte das Team eine weitere Stätte mit einer 16 Meter hohen Pyramide und einem rechteckigen Wasserreservoir. Auf der Spitze der Pyramide fanden die Archäologen einige Opfergaben, darunter Keramikgefäße, ein Keramiktierbein, möglicherweise von einem Gürteltier, und ein Hornsteinmesser oder eine Speerspitze. Diese Opfergaben stammen aus der späten Postklassischen Periode, den letzten Jahrhunderten vor der Ankunft der spanischen Eroberer (1250 bis 1524 n. Chr.).

Šprajc erläuterte, dass in der Spätpostklassischen Epoche im zentralen Maya-Tiefland politisches Chaos herrschte. Trotz der Krise, die im 9. und 10. Jahrhundert zu einem drastischen Bevölkerungsrückgang führte – verursacht durch Überbevölkerung, Bodenerschöpfung, Klimawandel und zerstörerische Kriegsführung – blieben einige Menschen in der Region. Die Opfergaben deuten darauf hin, dass selbst nachdem die meisten Maya-Siedlungen der klassischen Periode bereits aufgegeben worden waren, weiterhin kleine und verarmte Menschengruppen umherzogen und Opfergaben an oder in der Nähe der Gebäude ihrer Vorfahren niederlegten.

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