Rom. Auf Stromboli gilt Alarmstufe rot: Ein Vulkan spuckt seit Tagen Lava und Asche. Italiens Zivilschutz trifft Sicherheitsvorkehrungen.

Der speiende Riese schläft nie, sein wütendes Grollen begleitet die Wanderer auf Schritt und Tritt: Der Stromboli auf der gleichnamigen Insel nördlich von Sizilien ist Attraktion und Bedrohung gleichermaßen. Denn der Vulkan sorgt neuerlich für ein gefährliches Naturschauspiel. 1100 Grad heiße Lava, Schlacken und Dampf spuckt er seit Tagen in den Himmel. Das ausgeworfene Material fällt in den Krater zurück oder rutscht glühend über die pechschwarze „Sciara del fuoco“, die „Feuerrutsche“, ins Meer.

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Seit Donnerstagnachmittag gilt auf der Vulkaninsel Alarmstufe rot: Der Lavastrom hat zugenommen, eine Aschesäule, die vom Stromboli aufsteigt, erreichte eine Höhe von etwa zwei Kilometern. Der Zivilschutz hat reagiert. Eine Erhöhung der Alarmstufe von orange auf rot bedeute, dass der Vulkan stärker überwacht werde, wie es in einer Mitteilung hieß. Zuvor hatte das nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) einen plötzlichen Anstieg der seismischen Aktivitäten festgestellt. Das Institut meldete am Montag (8. Juli), dass der Vulkan mehr Lava spuckt als in den Tagen zuvor.

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Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, die Lage im Blick zu behalten und die Anweisungen des Zivilschutzes genau zu befolgen. Die Landung der Fähren mit Urlaubern und Ausflüglern von Sizilien, Kalabrien und den anderen Inseln, die wie Stromboli zum Liparischen Archipel gehören, wurde aus Sicherheitsgründen untersagt. Ein Feuerwehrteam und eine Delegation des Zivilschutzes trafen aus Sizilien ein, um die Lage zu beobachten. Bootsausflüge in die Nähe des Vulkans und das Betreten der Strände sind nachts verboten.

Über dem Stromboli in Italien steigt eine kilometerhohe Aschewolke auf. Der Vulkan gilt als sehr aktiv.
Über dem Stromboli in Italien steigt eine kilometerhohe Aschewolke auf. Der Vulkan gilt als sehr aktiv. © DPA Images | --

„Die Bevölkerung wird ständig auf dem Laufenden gehalten, sowohl über die Entwicklung der Phänomene als auch über die Vorsichtsmaßnahmen, die getroffen werden, um alle möglichen Risiken zu verringern und unsere normalen Aktivitäten fortzusetzen“, sagte Riccardo Gullo, Bürgermeister der Insel Lipari, unter dessen Verwaltung auch Stromboli steht. Es gebe keinen Grund zur Panik. Über Schäden oder Verletzte lägen bislang keine Informationen vor, so Gullo weiter.

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Die Überwachungs- und Rettungskräfte wurden verstärkt. Die italienische Feuerwehr hat vorsorglich zusätzliche Löschkräfte auf die Insel geschickt, wie sie auf der Plattform X mitteilte. Stromboli zeigt seit rund 200.000 Jahren eruptive Aktivität und ist einer der wenigen Vulkane der Welt mit „kontinuierlicher Aktivität“, wie das nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie mitteilte.

Stromboli-Ausbrüche in der Vergangenheit

Stromboli hat nur wenige Hundert Einwohner. Der knapp 930 Meter hohe feuerspeiende Berg, in dessen Schatten sie leben, bricht regelmäßig aus. Die Einwohner der Insel haben noch den 3. Juli 2019 in Erinnerung. Nach zwei schweren Eruptionen an der Südseite des Kraters – den stärksten seit Beginn der Aufzeichnungen – mussten 1000 Touristen die Insel an Bord von Fähren verlassen, 70 Bewohner wurden aus ihren Häusern an der Südwestseite des Stromboli evakuiert. Ein 35-jähriger Wanderer aus Sizilien kam ums Leben. Der Mann mit einer Vorliebe für Vulkanbesteigungen war mit einem brasilianischen Freund unterwegs, als er von einem Steinhagel erschlagen wurde.

Trotz der drohenden Gefahr besitzt Stromboli eine magische Anziehungskraft, auch bei Prominenten: Bis vor drei Jahren gehörte dem Designerduo Domenico Dolce und Stefano Gabbana dort eine Traumvilla. Umgeben von Gärten, erstreckt sich das Anwesen auf mehr als 500 Quadratmetern und bietet einen unverbaubaren Blick auf den Vulkan. Inzwischen gehört die Villa einem italienischen Unternehmer.

Der Stromboli ist jedoch auch aus Literatur und Film bekannt: In Jules Vernes Abenteuerroman „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ aus dem 19. Jahrhundert werden die Helden der Geschichte am Ende durch den Krater des Stromboli wieder zurück nach oben katapultiert. Der italienische Regisseur Roberto Rossellini (1906 bis 1977) drehte dort kurz nach dem Zweiten Weltkrieg den Film „Stromboli“ – mit seiner späteren Ehefrau Ingrid Bergman in der Hauptrolle.