Paris.. Das Fürstentum platzt aus allen Nähten. Um neues Land zu gewinnen, lässt die Stadtregierung einfach ein neues Viertel im Mittelmeer entstehen. Auf einer Fläche von sechs Hektar entsteht ein schickes Quartier mit Luxusboutiquen und exklusiven Appartements.

Mit einer Fläche von gerade einmal zwei Quadratkilometern passt Monaco haargenau in den Berliner Tiergarten. Da das „Manhattan am Mittelmeer“ aus allen Nähten platzt, ist die Gier nach Land ungezügelt groß. Weil der große Nachbar Frankreich aber nicht daran denkt, auch nur einen einzigen Quadratzentimeter Erde abzutreten, bleibt nur noch dies: dem Meer neues Land abzuringen. Wo jetzt noch Wellen gegen den Strand klatschen, entsteht bis 2024 in einem gigantischen Bauprojekt ein neuer Stadtteil mit edlen Boutiquen und Büros, Luxuswohnungen und Tiefgaragen.

Eigentlich glaubt jeder, Monaco gut zu kennen: die Grimaldis und ihr Palast hoch droben auf dem Felsen, das Casino und die Formel 1, dazu eine geballte Ladung Hollywood-Glamour und – nicht zu vergessen – die Millionen und Milliarden, die aus allen Winkeln der Erde in dieses pulsierende Steuerparadies gepumpt werden. Nur allzu gerne bedient der Boulevard dieses Glücksritter-Image, am liebsten garniert mit dünnen und gerne auch erfundenem Klatsch & Tratsch über den glitzernden Mini-Kosmos der (sehr) Reichen und (sehr) Schönen.

Image geht Monegassen auf die Nerven

Nur 35 000 Einwohner zählt der zweitkleinste Staat der Welt, davon darf sich aber nur ein Fünftel als einheimisch betrachten. Und ihnen, den waschechten Monegassen, geht dieses liederliche Operettenstaat-Image gehörig auf die Nerven. Mit Stolz verweisen sie stattdessen darauf, dass ihr blühendes Gemeinwesen als einziger Staat in Europa einen ausgeglichenen Haushalt aufweist, keinerlei Staatsschulden hat und obendrein Milliarden auf die hohe Kante gelegt hat.

Das milliardenschwere Erweiterungs-Projekt auf dem Wasser belegt, dass Monaco zuversichtlich in die Zukunft schaut. „Monaco hat die Krise hinter sich gelassen, wir stehen wieder auf stabilem Fundament“, sagte Ministerpräsident Michel Roger anlässlich der Ausschreibung des Prestigeprojekts.

Ferraris, Lamborghinis und Bentleys müssen in die Tiefgaragen

Der neue Stadtteil entsteht direkt neben dem mondänen Grimaldi-Kongresszentrum an der Avenue Princesse Grace. Ein Viertel, in dem ein durchschnittlich großes Appartement mit Traumblick auf die Côte d’Azur 2,5 Millionen Euro kostet – so viel wie wohl nirgendwo auf der Welt. Für Formel-1-Fans: Nur einen Steinwurf entfernt schießen die Boliden aus der berühmten „Haarnadelkurve“ am Fairmont-Hotel, um dann mit 280 Sachen im „Tunnel“ zu verschwinden.

Allein eine Milliarde Euro werden die riesigen Untersee-Fundamente kosten. In der ersten Baustufe entsteht ein Sockel in 20 Metern Meerestiefe. Eine besondere Herausforderung: Das neue Viertel grenzt an zwei Meeresschutzgebiete, deshalb müssen die Projektentwickler für ihre behutsamen Baupläne spitze Öko-Zeichenstifte in die Hand nehmen.

Rücksicht auf Flora und Fauna

In einem Interview mit der Zeitung „Nice Matin“ machte Fürst Albert II. im März deutlich, dass schon während der aufwendigen Bauarbeiten Rücksicht auf Flora und Fauna in den Schutzgebieten genommen werden müsse. Der Abstand zu ihnen dürfe 20, beziehungsweise 40 Meter keinesfalls unterschreiten. Nachhaltigkeit soll auch über Tage groß geschrieben werden. Unter anderem sieht die Ausschreibung vor, dass die Monegassen ihre Ferraris, Lamborghinis und Bentleys in Tiefgaragen unter dem Meeresspiegel abstellen, damit die saubere Meeresluft der „Neustadt“ freudig aufatmenden Fußgängern vorbehalten bleibt. Auch bei der Geschosszahl der Wohn- und Geschäftshäuser gibt’s eine Obergrenze, sechs bis zehn Etagen müssen reichen.