Paris-. Wütendes Kommuniqué des Palastes: „Grace of Monaco“ mit Nicole Kidman soll zahlreiche Fehler und frei erfundene Szenen enthalten. Fürstenhaus findet Produktion mit Nicole Kidman „zu glamourisierend“
Fürst Albert II. von Monaco ist nicht amüsiert. Und seine beiden Schwestern, die Prinzessinnen Caroline und Stéphanie, sind es ebenfalls nicht. Lange bevor der Film „Grace of Monaco“ mit Hollywood-Star Nicole Kidman als Hauptdarstellerin in die Kinos kommt, hat der Palast die 15-Millionen-Dollar-Produktion bereits in Bausch und Bogen verrissen.
In dem gemeinsamen verfassten Kommuniqué legt die ansonsten sehr reservierte monegassische Fürstenfamilie jede diplomatische Zurückhaltung ab. Im Grunde handelt es sich um einen in Buchstaben verpackten Wutanfall. Der Spielfilm von Olivier Drahan („La Vie en Rose“), heißt es in der Verlautbarung, strotze nicht nur vor „gravierenden historischen Unrichtigkeiten“, er enthalte darüber hinaus „etliche frei erfundenen Szenen“.
Schlimmer noch: Die drei Grimaldis ärgern sich offenbar abgrundtief über die oberflächliche und „unnötig glamourisierende“ Darstellung ihrer Mutter, die vor der Märchenhochzeit mit Fürst Rainier III. zur umschwärmten Hollywood-Diva aufgestiegen war. Das Ja-Wort im Jahre 1956 hatte aus der amerikanischen Leinwandheldin Grace Kelly die monegassische Fürstin Gracia Patricia gemacht. Ein schwerer Verkehrsunfall riss die beliebte Landesmutter im September 1982, nur 52-jährig, jäh aus dem Leben.
Schwere Versäumnisse
Der Tadel des „Rocher“, wie die Monegassen den hoch auf einem Felsen thronenden Palast nennen, trifft nicht nur den Autor des Drehbuchs, auch dem Regisseur und Produzenten werden schwere Versäumnisse vorgeworfen. Ehe der Palast die Drehgenehmigung in dem kleinen Fürstentum an der Côte d’Azur erteilte, so heißt es, habe Fürst Albert II. das Drehbuch gewissenhaft unter die Lupe genommen. Doch „zahlreiche Bitten um Abänderung“ seien überhört worden. Ein Vorwurf, auf den Filmproduzent Pierre-Ange Le Pogam nun mit einem lapidaren Dementi reagiert. „Wir haben etliche Bemerkungen des Palastes berücksichtigt, allerdings nicht alle“, sagte Le Pogam der französischen Zeitung „Le Parisien“.
Erst vor wenigen Tagen sind die Dreharbeiten, die an verschiedenen Schauplätzen an der französischen Riviera, in Italien und in Paris stattfanden, zu Ende gegangen. Obwohl „Grace of Monaco“ erst 2014, frühestens Ende 2013, in die Filmtheater kommt, ist der Kino-Skandal des Jahres bereits jetzt perfekt.
Extrem schwieriges Jahr
Der Film behandelt vornehmlich das Jahr 1962 - nach Ansicht des Grace-Kelly-Biografen Thilo Wydra aus München „ein extrem schwieriges Jahr“: für die Fürstin wie auch für das Fürstentum. Als sich der erbittert geführte Steuerstreit mit Frankreich dramatisch zuspitzte, ließ Staatspräsident Charles De Gaulle Soldaten aufziehen, die Straßen nach Monte Carlo abriegeln und sogar den Wasserhahn abdrehen. Im selben Jahr bot Regielegende Alfred Hitchcock, mit der Grace Kelly zuvor Filmklassiker wie „Das Fenster zum Hof“, „Bei Anruf Mord“ und „Über den Dächern von Nizza“ gedreht hatte, der Fürstin den Film „Marnie“ ein. Allzu gerne wäre Gracia Patricia nach sechsjähriger Schaffenspause in die Rolle der frigiden, neurotischen Kleptomanin geschlüpft. Doch nicht nur die Monegassen rümpften die Nase, selbst Papst Johannes XXIII. intervenierte. Die Folge: Gracia Patricia, gerade erst 31, beugte sich der Staatsräson und sollte fortan nie mehr in einem Kinofilm mitspielen.
„Sollte der Film tatsächlich so viele Fehler aufweisen und Geschichtsklitterung betreiben, kann ich die Empörung der drei Kinder gut verstehen“, sagt Grace-Biograf Thilo Wydra, der sich auch an Nicole Kidman als Grace-Darstellerin stört: „Sie ist eine komplette Fehlbesetzung.“ Denn es sei unübersehbar, dass die Mittvierzigerin Kidman ganze 13 Jahre älter ist als die Fürstin im Jahre 1962. Überhaupt vermisst Wydra an der australischen Oscar-Preisträgerin das, was Grace Kelly so berühmt gemacht hat - „die natürliche Schönheit, die Anmut und diese fragile royale Eleganz.“
Thilo Wydra, „Grace - die Biographie“, Aufbau-Verlag Berlin 2012, 400 Seiten, 45 Abbildungen; 22,99 Euro.