Paris.. Als Grace Kelly war sie Hollywood-Diva, als Gracia Patricia wurde sie Fürsten-Ehefrau: Vor 30 Jahren stürzte die monegassische Fürstin mit dem Auto auf der Küstenstraße oberhalb Monacos in den Tod. Bis heute ist der Unfall rätselhaft. Und bis heute ist sie in dem feinen Kleinstaat an der Côte d’Azur präsent.
Sie führte das atemberaubende Leben einer Märchenfee und bleibt auch dreißig Jahre nach ihrem jähen Unfalltod ein Mythos: Grace Kelly. Zuerst steigt die entzückende Blondine aus Philadelphia auf zur umjubelten Hollywood-Diva, dann findet sie als Fürstin Gracia Patricia von Monaco eine neue Paraderolle. Ein amerikanischer Traum, der am 13. September 1982 grausam endet. Auf der gefährlichen Küstenstraße „Route de La Turbie“ bei Monaco verunglückt die Fürstin so schwer, dass sie am nächsten Tag stirbt.
Die schmale, serpentinenreiche Küstenstraße D 37 hoch über der Côte d’Azur ist gefürchtet wegen der vielen Haarnadelkurven und der steil abfallenden Felsen. 35 Autominuten liegen zwischen „Roc Agel“, der Sommerresidenz der Grimaldis, und dem Fürstenpalast auf dem „Felsen“. Obwohl keine gute Autofahrerin verzichtet die Fürstin an diesem verhängnisvollen Morgen auf die Dienste ihres Chauffeurs und setzt sich selbst ans Steuer ihres zehn Jahre alten Rover 3500: Auf dem Beifahrersitz: die jüngste Tochter. Keine von beiden legt den Gurt an.
Warum es zu dem tragischen Unfall gekommen ist, bleibt bis heute rätselhaft. Zeugen berichten, dass der Rover kurz vor der Ortschaft Cap D’Ail mit überhöhter Geschwindigkeit und ungebremst eine Steinmauer durchbricht und vierzig Meter tiefer im Garten eines Bauern namens Sestio Lequio aufschlägt. Wilde Spekulationen schießen seitdem ins Kraut. Hat es im Auto Streit gegeben? Ist es ein Schlaganfall oder hat reichlich Alkoholgenuss vom Vorabend ihre Fahrtüchtigkeit eingeschränkt? Saß Stéphanie gar am Steuer? Auf „Roc Agel“ hatte die 17-Jährige, frisch befreundet mit einem Belmondo-Sohn, tags zuvor offenbart, sie wolle Rennfahrerin werden.
Beatmung abgestellt
Während sich die Prinzessin mit schweren Halswirbelverletzungen und einer Gehirnerschütterung selbst befreit, zieht der herbeigeeilte Bauer die Fürstin aus dem Wrack. Sie wird ins „Centre Hospitalier Princesse Grace“ gebracht. Die Gehirnblutungen sind so dramatisch, dass der Transport in einer Schweizer Spezialklinik unmöglich ist. Am Abend des 14. September, zwei Monate vor dem 53. Geburtstag, schalten die Ärzte mit Zustimmung Fürst Rainiers III. die Beatmungsmaschine ab.
Doch auch 30 Jahre danach ist Gracia Patricia in dem Stadtstaat überall präsent: hier eine Statue, dort ein nach ihr benannter Kindergarten. Das Touristenbüro hat eigens einen Faltplan aufgelegt, der Besucher auf den „Parcours Princesse Grace“ führt – von der gleichnamigen „Avenue“ bis hoch hinauf auf den alten Piratenfelsen. Dort im Palast dominiert ein überlebensgroßes Porträt der Frischverlobten den goldverzierten Spiegelsaal. Ganz in weißer Robe, anmutig und kühl zugleich, wirkt die Märchenprinzessin wie ein himmlisches Wesen.
Diva und Fürstin, Glanz und Glamour, Erotik und Eleganz – das ist das faszinierende Hochglanzbild, das der Boulevard von Gracia Patricia gezeichnet hat. Dahinter verbirgt sich jedoch die oft im Stillen wirkende, fürsorgliche Landesmutter. Die, die Waisenhäuser bauen ließ und Kindergärten, die den Pfadfindern einen Vereinsraum besorgte, die dem Roten Kreuz zu neuer Blüte verhalf und zahlreiche Wohltätigkeitsveranstaltungen ins Leben rief.
Fürstentum blühte auf
Die Monegassen verehren Gracia Patricia. Denn hauptsächlich ihr verdanken sie das Goldene Zeitalter in den 60er und 70 Jahren, in der Monaco stürmisch aufblüht: Es ist eine glückliche Ära, in der der internationale Jetset Monaco entdeckt. Zuerst gehen Show- und Filmstars wie Frank Sinatra und Sammy Davis jr, Clark Gable und Cary Grant, Ava Gardner und Sophia Loren im Hercules-Hafen an Land. Ihnen folgten Millionäre und Mannequins, Investoren und Touristen.
Dass die Oscar-Preisträgerin wohl hauptsächlich Fürst Rainier zuliebe als Durchlaucht nie mehr vor einer Filmkamera stand, soll sie melancholisch, bisweilen sogar depressiv gemacht haben. Am Freitag erinnert Monaco an die Schauspielerin. Gezeigt wird – in Gegenwart ihres Sohnes Fürst Albert II. – der Kinoklassiker „Über den Dächern von Nizza“. Wo? Natürlich im „Théâtre Princesse Grace“.