Essen. Mark Knopfler gilt als einer der besten Gitarristen der Welt und hat mit internationalen Größen gespielt. Sein Ziel war, im Rummel des Showgeschäfts nie den Bodenkontakt zu verlieren. Dass er auf der Straße nicht erkannt wird, ist in seinem ureigenen Interessen. Am Dienstag wird er 65 Jahre alt.

Wer heutzutage einmal im Dschungel Kakerlaken genascht hat, wird ja umgehend als Kultheld durchs Land getragen. Richtige Superstars machen sich dagegen eher rar, und manche werden gar nicht auf der Straße erkannt. Und das nach Jahrzehnten im Showbusiness. Mark Knopfler beispielsweise hat mehr als 120 Millionen Alben verkauft, gilt als einer der besten Gitarristen der Welt und hat mit allen Größen der Szene musiziert, aber kaum einer weiß, wie der Meister eigentlich aussieht.

Typisch ist eine Szene aus einer TV-Dokumentation, in der Knopfler in einem Straßenkaffee sitzt. Direkt gegenüber ist der Konzertbau, in dem er am Abend auftreten soll, mit seinem Riesenporträt beflaggt – aber niemand, wirklich niemand, nimmt vom Original am Kaffeetisch Notiz.

Das findet der scheue Knopfler große Klasse, und deshalb kann man ziemlich sicher sein, dass Mark Knopfler auch anlässlich seines 65. Geburtstags am 12. August kein öffentliches Fass aufmachen wird.

Die Glitzerwelt des Showgeschäftswar ihm nie ganz geheuer

Menschenaufläufe und Superstarrummel waren dem gebürtigen Schotten schon immer ein bisschen peinlich. Deshalb hat er auch die Band, mit der er weltbekannt wurde, auf der Überholspur ausgebremst.

Die Glitzerwelt des Showbusiness war ihm suspekt, der Erfolg irgendwann egal. „On Every Street“, das letzte Studioalbum der „Dire Straits“, wurde 1991 wie die Vorgänger als Meisterwerk gefeiert, aber der Chef der Band hatte dennoch die Nase voll. Um nicht komplett den Boden unter den Füßen zu verlieren, unterhielt sich Knopfler während der endlosen Tourneen durch die Riesenstadien der Welt am liebsten mit den Roadies, die für Transport der Ausrüstung und den Bühnenaufbau verantwortlich waren. Das waren ehrliche Menschen aus dem richtigen Leben, hat er mal erzählt. Bei einem Promotionskonzert für das letzte Album fiel Knopfler dann auf, dass er nicht einmal mehr den Namen des Busfahrers wusste. Da wurde ihm klar: Jetzt ist es genug.

Fast ein Vierteljahrhundert ist der Sohn eines ungarischen Emigranten, geboren in Glasgow und aufgewachsen in Newcastle, also Solo-Artist, aber keinesfalls allein und gelangweilt sowieso nicht. Mark Knopfler schreibt Filmmusik, etwa für das kleine Meisterwerk „Local Hero“ oder die Präsidentensatire „Wag the Dog“, er veröffentlicht regelmäßig neue Alben mit alten Weggefährten von den „Dire Straits“ oder den „Notting Hillbillies“ und arbeitet mit „Nashville“-Ikonen wie Emmylou Harris zusammen, mit der er 2006 das großartige „All the Roadrunning“ veröffentlichte.

Wenn er dann noch Zeit hat, geht er auch mal mit Bob Dylan auf Tournee (2011), und was an Privatsphäre übrig bleibt, verbringt er mit seiner dritten Partnerin Kitty Aldridge und den zwei Töchtern sehr zurückgezogen im Londoner Bezirk Notting Hill.

Zeitweise konnte er nur mitschweren Schmerzmittel auftreten

2003 überlebte Knopfler knapp einen schweren Motorradunfall, und zeitweise überstand er die Auftritte nur mit schweren Schmerzmitteln auf einem Barhocker sitzend.

Inzwischen geht es ihm wieder gut, und gerade noch kam auch ein neues Album mit seiner Unterstützung auf den Markt: „The Breeze“, ein Tribut an den kürzlich verstorbenen Freund JJ Cale, aufgenommen zusammen mit Eric Clapton. Mark Knopfler wird auf dem Cover übrigens nicht groß erwähnt, und das ist wieder mal typisch für den scheuen Meister.