Duisburg-Bergheim.. Die Band Mario Nyéky and the Road nahm die rund 60 Zuschauer im Bergheimer „Tempel“ mit auf eine musikalische Reise. Konzert im Vorfeld des großen Folk-Festivals am 14. Juni.


„Unterwegs“ – das war in den 50er-Jahren der amerikanische Kultroman für die Beat-Generation. Der Schriftsteller Jack Kerouac hatte mit diesem Buch den Zeitgeist getroffen und eine Aufbruchstimmung im wilden Amerika voller Abenteuer, Jazz, Sex und Drogen geschaffen – rundum den Helden und Verführer Dean Moriarty. Fast unbewusst, ohne dieses beeindruckende Buch gelesen zu haben, bewirkt der Songschreiber Mario Nyéky aus Köln eine ähnliche Atmosphäre in seinen Songs, denn die handeln ebenfalls vom „auf der Straße“, sein. Er nimmt die Zuhörer im Bergheimer Tempel-Keller mit auf die Reise.

Unvermittelt bekommt man das Gefühl, in einem dieser alten Greyhoundbusse zu sitzen oder hinten auf dem offenen Waggon eines Zuges und durch die Prärie zu fahren: denn wenn er mit The Road loslegt, kann es schon mal sein, dass eine Büffelherde vorbeidonnert, gerade dann als sein Kontrabassist Pierce Black mit den tiefsten tosenden Tönen die Erde umgräbt und wahre Windböen aus den Boxen bläst. Mal fiedelt sein Geiger Jan Laukamp wie wild und nimmt die Zuhörer danach mit auf ein Bier an der Theke in einem amerikanischen Saloon – oder einfach in einen irischen Pub. Denn stilistisch finden diese treibenden Bluegrass-Elemente aus „Rauchende Colts“ immer wieder Eingang in ihre Musik, bringen auch den einen oder andern der etwa 60 im Publikum zum Mitstampfen.

Daneben stehen Stücke wie „Hoalheray“ oder „To the Wind“, die auf ein einfühlsames Songwriting fußen, zum Ende aber diese ekstatischen Streicherelemente gut vertragen können. Nach vielen lauten Passagen im fetzigen „New Shoes Blues“ bestellt sich der Sänger erst mal ein Wasser. „Aber ein stilles – bitte!“, schmunzelt er ins Publikum. Ruhe die einkehrt für eine Ballade „Love over Gold“, die Mario Nyéky vor der Geburt seiner Tochter geschrieben hatte - und dann pickt er natürlich im Stil eines Mark Knopfler über die Saiten. In vielen Stücken begleitet er sich selbst mit der Mundharmonika und erntet auch schon mal böse Blicke vom Geiger Jan Laukamp, wenn er sein Harp-Solo zu kurz spielt und der Fiedler einspringt, um es zu Ende zu spielen...

Von der dunklen Seite Brasiliens kündet „Streets of Rio“. „Der Song handelt von den Missständen in den Favelas der Stadt“, sagt Nyéky zu dem Lied, das er weit im Vorfeld der WM geschrieben hat. Zum Schluss fetzt die Band noch einmal los in „Irish Melody“, und der vom Latin beeinflusste Drummer Andrés Maraia mischt in seinem Schlagzeugspiel noch mal alle bis dahin erlebten Stilelemente, in dem er mit bloßen Händen die Becken und seine Cajón bearbeitet: Die 60 Zuhörer applaudierten johlend: Super - Mario.