Mannheim. .

Jörg Kachelmann schweigt zwar vor Gericht, doch erstmals wird am Montag offiziell bekannt, was der vor dem Landgericht Mannheim angeklagte Moderator zu den Vergewaltigungsvorwürfen sagt.

In einem kurzen Moment, als der Richter ihn nach seinem Beruf befragt, scheint es, als erwache in ihm wieder der forsche Wettermann. „In der Schweiz“, sagt er da, „wäre der schönste Ausdruck, den man mir geben würde, ‚Verwaltungsratspräsident’“.

Und man meint, das leicht süffisante Lächeln in seiner Stimme hören zu können. Einzig sein Gesicht, es bleibt ernst, blass. Jörg Kachelmann ist nicht nach Lächeln zumute. Der Sturm, der ihn seit Monaten umtost, hat alles Smarte hinweggefegt. Eingeklemmt zwischen zweien seiner mittlerweile fünf Anwälte, bleibt er auch an diesem Prozesstag vor dem Landgericht Mannheim einsilbig, gedrückt, scheint sich und sein Schicksal völlig der Obhut seiner Verteidiger anvertraut zu haben.

Simone D. vor dem Besuch angesimst

Und als seine Aussage verlesen wird, die er am 24. März vor dem Amtsrichter in Mannheim machte, ist zu sehen, zu spüren, wie peinlich ihm diese Details sind. Angezeigt, festgenommen wegen des Vorwurfs, seine Ex-Freundin vergewaltigt zu haben, erzählte er an diesem Tag seine Version der Dinge. Wie er sie, Simone D.*, vor seinem Besuch angesimst hatte, ganz wie sonst auch, damit sie sich rechtzeitig auf ihrem Bett drapieren konnte. Kachelmann reibt sich verlegen mit dem Finger über die Nase, stützt bald sein Gesicht in die Hände mit den schlanken Fingern, als wolle er sich dahinter verstecken.

Die Vorwürfe, die Details, sie sind so bekannt wie das, was er dem entgegenhält. Er habe kein Messer in der Hand gehalten, könne sich daran nicht erinnern. Man habe einvernehmlichen Sex gehabt, danach sei es zu Szenen gekommen. Sie habe ihm eine andere Geliebte vorgehalten, er sei geständig gewesen. Man habe sich normal, aber emotional verabschiedet. Beide hätten geweint, am Ende sei er mit einem „Das war’s dann wohl!“ aus dem Haus gegangen. Wenn Hämatome festgestellt worden seien, später, dann habe sie sich diese wohl selbst beigebracht. Einzig, dass er ihr nicht mit der gebotenen Klarheit deutlich gemacht habe, es gebe keine weitere Perspektive, einzig das habe er sich vorzuwerfen.

1998 habe man sich am Rande eines Fernsehtermins kennengelernt, sie hätte ihm ihre Visitenkarte quasi aufgedrängt. Danach habe man sich zehn- bis zwölf Mal pro Jahr getroffen. Unverbindlich zum Sex und anschließend aufgewärmtem Essen. Es habe keine gemeinsamen Urlaube, kein Weihnachten mit ihr gegeben, und sein Haus im Schwarzwald sei nie als gemeinsames Heim vorgesehen gewesen.

Er selbst sei geschieden, habe zwei Kinder im Alter von sechs und zehn Jahren. Das heißt, er habe gedacht, es seien seine Kinder. Als er erfuhr, dass dem nicht so ist, sei er tief getroffen und fortan sehr misstrauisch gewesen.

Als er dies alles erzählt, ist sie längst nicht mehr im Saal. Sie, die 37-Jährige mit dem langen blonden Haar, hört sich lediglich die Verlesung der Anklageschrift noch an, dann steht sie wortlos auf und ihr Anwalt erklärt, sie werde erst für ihre Zeugenaussage, eben als mutmaßliches Opfer, wieder vor Gericht erscheinen.

Ein Gerichtszeichner malt schmale Lippen

Im grauen Blazer sitzt sie ihm gegenüber, eine violette Bluse darunter, um den Hals einen gleichfarbenen Schal. Ihr Blick ist starr, zumeist in seine Richtung gewandt. Als er ankündigt, er werde an diesem Tag nicht aussagen, umzuckt es ihren Mund verächtlich. Ein Gerichtszeichner malt sie mit schmalen Lippen und herunterhängenden Mundwinkeln, was ihr etwas Strenges, Verbittertes verleiht. Aber ganz so hart sieht sie in Wirklichkeit nicht aus.

Und spätestens an diesem Verhandlungstag wird deutlich, wie hart in den nächsten Wochen um die Wahrheit gerungen wird, oder darum, ihr möglichst nahe zu kommen. Kachelmanns Kölner Verteidiger Birkenstock kritisiert, dass insgesamt zehn Frauen, ehemalige oder derzeitige Geliebte Kachelmanns, vor Gericht als Zeuginnen erscheinen sollen. Er möchte zuerst Simone D. „Bevor wir nicht wissen, ob Frau D. ihre falschen Anschuldigungen aufrecht erhält, sehe ich keine Veranlassungen, diese Zeuginnen zu laden.“

*Name geändert