Frankfurt. .
Kevin Russell, Sänger der Böhsen Onkelz, ist vor Gericht nicht mehr mit einem blauen Auge davon gekommen. Er muss für zwei Jahre und drei Monate ins Gefängnis.
Der ehemalige Böhse-Onkelz-Sänger Kevin Russell muss wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht für zwei Jahre und drei Monate ins Gefängnis. Es sei zweifelsfrei erwiesen, dass der 46-Jährige am Silvesterabend 2009 jenen Audi R 8 gesteuert habe, mit dem der folgenschwere Unfall auf der A 66 passiert sei, urteilte das Frankfurter Landgericht am Montag. Mit dem Urteil blieb die Kammer deutlich unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die auf eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten plädiert hatte. Die Verteidigung nannte kein konkretes Strafmaß. Ihrer Ansicht nach bestehen jedoch Zweifel an der Täterschaft des Angeklagten.
Das Urteil des Gerichts stützte sich hauptsächlich auf die DNA-Spuren, die an dem Fahrerairbag des Audi gefunden worden waren und zweifelsfrei von Russell stammen. Der Angeklagte selbst hatte über seinen Manager einen Bekannten als Unfallfahrer präsentiert. Es spreche jedoch „ein ganzes Bündel an Argumenten“ gegen diese Behauptung, sagte der Vorsitzende Richter Klaus Eckhardt. Zugunsten des Angeklagten nahm das Gericht an, dass der langjährige Konsument bei den Unfall vermindert zurechnungsfähig war und deswegen eine erhebliche Schuldeinschränkung vorliege. Gegen den Angeklagten sprach die Schwere der Verletzungen, die die beiden Opfer erlitten hatten. Da Russell den Unfall unter laufender Bewährung verursacht habe, müsse er eventuell deutlich länger in Haft. Vor und einem halben Jahr war er wegen der Einfuhr von Betäubungsmitteln zu einer Haftstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden.
Ehemalige Bandkollegen distanzieren sich
Zwei Mitglieder der 2005 aufgelösten Rockband distanzierten sich derweil von Russell. „Der Kevin, der dieser Tage auf der Anklagebank sitzt, ist nicht mehr der Kevin, mit dem wir gemeinsam all die Jahre durch dick und dünn gegangen sind“, heißt es auf der Homepage der Band. Die ehemaligen Bandkollegen Stephan Weidner und Peter Schorowsky zeigen sich vor allem über die Aussageverweigerung ihres ehemaligen Sängers vor dem Frankfurter Landgericht enttäuscht: „Wir hatten gehofft, Kevin würde persönlich zu den Vorkommnissen Stellung beziehen“.Zudem machen die Ex-Kollegen Russell für die Auflösung der Band verantwortlich.
Russells langjährige Drogensucht „war maßgeblich dafür verantwortlich, dass es zur Trennung kam“. Weidner und Schorowsky befürchten, dass das Verhalten Russells „unsere Glaubwürdigkeit und unser Lebenswerk infrage stellt“. Anders als Russell fühlen die beiden Ex-Kollegen mit den Opfern des vor dem Landgericht in Frankfurt am Main verhandelten Unfalls. „Unsere Gedanken sind nach wie vor bei den Opfern. Wir wünschen den beiden von ganzen Herzen, alles erdenklich Gute“, heißt es am Ende der Stellungnahme. (dapd)