Lörrach. .

Die Amokläuferin von Lörrach hat ihre Tat offenbar geplant. Die Frau soll neben der Trennung von ihrem Mann auch berufliche Probleme gehabt haben. Nach ihrer Fehlgeburt hat sie eine Therapie gemacht.

Der Amoklauf in Lörrach war von der 41-jährigen Täterin zuvor geplant gewesen. In den Räumen der Anwältin fanden Kriminaltechniker rund 50 Liter Nitroverdünnung sowie 10 bis 20 Liter Benzin und mehrere Liter Spiritus, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Lörrach am Freitag mitteilten. Die 41-Jährige zündete demnach, nachdem sie großflächig die brennbaren Flüssigkeiten verteilt hatte, das Feuer vom Eingangsbereich der Wohnung aus an. Bisherigen Erkenntnissen zufolge soll die Frau mit der Trennung von ihrem Ehemann und ihrem Kind nicht zurecht gekommen sein. Außerdem soll sie Schwierigkeiten gehabt haben, beruflich Fuß zu fassen.

Bei dem Amoklauf der 41-jährigen Rechtsanwältin waren am Sonntag vier Menschen ums Leben gekommen: ihr getrennt lebender 44-jähriger Ehemann, der gemeinsame fünfjährige Sohn, ein 56-jähriger Krankenpfleger, den die Rechtsanwältin im St.-Elisabethen-Krankenhaus tötete, und die Täterin selbst. Das Paar hatte sich zwar im Juni getrennt, ein Sorgerechtsstreit war aber nicht anhängig gewesen. Der Mann soll bereits eine neue Freundin gehabt haben.

Kurzfristiger Kontakt zu einem Therapeuten

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft weiter mitteilten, hatte die 41-Jährige in den Jahren 2004/2005 wegen ihrer Fehlgeburt und der anschließenden Schwangerschaft zwar kurzfristig Kontakt zu einem Psychotherapeuten. Es lägen jedoch bislang keinerlei Anhaltspunkte dafür vor, dass sie danach in psychiatrischer Behandlung gewesen war. Ihr Ehemann soll ihr aber „in jüngster Vergangenheit“ geraten haben, entsprechende Kontakte aufzunehmen. An das Datum der Fehlgeburt, die sich 2004 im St.-Elisabethen-Krankenhaus ereignete, soll sie sich in den folgenden Jahren wiederholt erinnert haben. Aus einem aufgefundenen Schreiben habe sich zudem ergeben, dass sich die 41-Jährige im Jahr 2006 um eine Tätigkeit in der Verwaltung des Krankenhauses beworben hatte, aber nicht angestellt wurde.

Nach der Rekonstruktion der Geschehnisse nehmen Polizei und Staatsanwaltschaft zudem an, dass durch das Eingreifen des getöteten Krankenpflegers weitere Taten verhindert werden konnten. Er habe sich der Täterin entgegen gestellt und sie dadurch aufgehalten, bis kurze Zeit später die Einsatzkräfte eintrafen, teilten die Behörden weiter mit. Außerdem seien mittlerweile die zunächst nicht auffindbaren Langwaffen, die auf der Waffenbesitzkarte eingetragen waren, sichergestellt worden. Sie befanden sich den Angaben zufolge bei einem Jäger im Landkreis Lörrach und waren ihm zur Verwahrung übergeben worden. Die 41-jährige Rechtsanwältin hatte beabsichtigt, eine Jagdausbildung zu beginnen.

Ökomenische Gedenkfeier für die Opfer

Unterdessen bot die Oberbürgermeisterin von Lörrach, Gudrun Heute-Bluhm (CDU), den Betroffenen weitere Hilfe an. In einem offenen Brief an die Bürger der Stadt schreibt sie: „Wir wollen denen helfen, die unserer Hilfe bedürfen und dadurch auch versuchen, das Geschehen zu verarbeiten.“ Die Stadt trauere mit den Angehörigen und habe für die Opfer in den spontan veranstalteten ökumenischen Andachten gebetet. Heute-Bluhm zeigt sich in dem Brief erschüttert über die Tat: „Fassungslos und ratlos fragen wir uns immer noch, wie ein Mensch zu solch einer Tat fähig ist, welche innere Not die Täterin dazu gebracht hat.“

Die evangelische und katholische Kirche der Stadt haben für Samstag (25. September, 18.00 Uhr) eine ökumenische Gedenkfeier in der Katholischen Kirche St. Bonifatius vorgesehen. (dapd)