Stuttgart. .
Der Streit um „Stuttgart 21“ spitzt sich zu: Es soll ein Krisengespräch geben, aber die Gegner sträuben sich noch. Ministerpräsident Mappus kündigt unterdessen eine Regierungserklärung zu dem umstrittenen Bahnprojekt an.
Die Kontroverse um einen Dialog zwischen Gegnern und Befürwortern des umstrittenen Bahnprojekts „Stuttgart 21“ dauert an. Obwohl sich beide Seiten dank der Vermittlung des Stuttgarter Stadtdekans Michael Brock am Dienstag auf einen neuen Anlauf zu einem Krisengespräch verständigt hatten, übten die Gegner am Mittwoch scharfe Kritik. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) kündigte unterdessen für den 7. Oktober eine Regierungserklärung zu dem Großprojekt an, in der er die Bedeutung und Vorteile des Projekts deutlich machen wolle. Schauspielintendant Hasko Weber forderte mehr Respekt in der Diskussion und bot das Schauspielhaus als Ort für ein Gespräch an.
Am Dienstag war auf Vermittlung von Brock ein Krisengespräch mit sechs Vertretern der Gegner und Befürworter des Projekts zustande gekommen, um den sich immer weiter aufheizenden Konflikt zu entschärfen. Die Fürsprecher werden durch den Bahnvorstand für Technik Volker Kefer, Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) und den Amtschef des baden-württembergischen Umweltministeriums, Bernhard Bauer, vertreten. Für die Gegner nehmen der Grünen-Stadtrat Werner Wölfle, der Sprecher des Aktionsbündnisses gegen „Stuttgart 21“, Gangolf Stocker, und der Ex-SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Conradi teil.
Polemik und persönliche Ressentiments
Die Stuttgart-21-Gegner lehnten den Dialog am Mittwoch kategorisch ab. Momentan machten Sondierungsgespräche keinen Sinn, da die Projektbetreiber einen Abriss- und Baustopp als indiskutabel darstellten, sagte der Sprecher der Gegnerorganisation, Matthias von Herrmann. „Dann gibt es auch von unserer Seite her auch nichts zu diskutieren“, fügte er hinzu.
Hasko Weber, der Schauspielintendant des Staatstheaters Stuttgart, mahnte hingegen, die Diskussion zu versachlichen. Die Debatte werde derzeit vor allem von Polemik und persönlichen Ressentiments geprägt, stellte Weber im SWR fest. Sich sachlich auseinanderzusetzen, sei ein Kennzeichen der Demokratie. „Man muss versuchen, wieder ins Gespräch zu kommen und dann sind auch Lösungen wieder in Reichweite“, sagte Weber. Das Staatstheater Stuttgart habe sich zwar im Theater immer wieder kritisch mit „Stuttgart 21“ auseinandergesetzt, aber er sehe das Haus als ideologiefreien Raum. Es eigne sich deshalb als Ort, um über das Projekt zu diskutieren.
Mappus verspricht Tausende Jobs
Ministerpräsident Mappus verteidigte das umstrittene Projekt indes und kündigte für den 7. Oktober eine Regierungserklärung an. Der Südwesten werde in das europäische Schienenhochgeschwindigkeitsnetz eingebunden und die ländlichen Räume rückten näher an die Landeshauptstadt heran, schrieb Mappus in einem Gastbeitrag für die Illustrierte „Bunte“. Zudem profitierten unzählige Menschen von den Lärm- und Emissionsminderungen, und eine durch ein riesiges Gleisfeld zerschnittene Stadt könne wieder zusammenwachsen. Auch tausende Jobs würden entstehen.
Bei „Stuttgart 21“ wird der Hauptbahnhof vom Kopf- zum unterirdischen Durchgangsbahnhof umgestaltet. Das Projekt wird derzeit mit rund vier Milliarden Euro veranschlagt und soll bis 2019 gebaut werden. Seit Wochen protestieren Tausende gegen das Prestigeobjekt. (dapd)