Mannheim. .

Im Prozess gegen ARD-Wettermoderator Jörg Kachelmann wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung haben die ersten Zeugen ausgesagt. Das Gericht wollte wissen, wie sich Kachelmann bei der Festnahme verhalten habe.

Im Prozess gegen ARD-Wettermoderator Jörg Kachelmann wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung hat sich das Landgericht Mannheim am Mittwoch die Umstände der Festnahme des 52-Jährigen schildern lassen. Zwei Kriminalbeamte sagten aus, dass Kachelmann auf dem Frankfurter Flughafen „ohne emotionale Regung“ auf den Haftbefehl reagiert habe. Bei der Anhörung einer Freundin Kachelmanns wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Vor Gericht wurde am Mittwoch auch der Notruf vorgespielt, mit dem sich das mutmaßliche Opfer bei der Polizei gemeldet hatte. Danach ging der Notruf am 9. Februar um 08.11 Uhr ein. Zunächst war der Vater der Frau am Telefon und reichte den Hörer an seine Tochter weiter. Sie sagte dann: „Ich bin heute Nacht vergewaltigt worden und weiß nicht, was ich tun soll.“ Auf die Frage von wem, sagte sie: „Von - meinem Freund“. Auf die weiteren Fragen des Beamten antwortete sie mit fester Stimme und sagte zu ihrem Befinden: „Ich bin o.k.“

270 Mal Kontakt per Telefon

Wie die Kriminalbeamten vor Gericht sagten, versuchte die Frau rund vier Wochen später zwei Mal vergeblich, Kachelmann per Handy in Vancouver anzurufen, wo der Meteorologe das Wetter bei den Olympischen Winterspielen moderierte. Als Grund gab sie demnach bei ihrer Vernehmung an, sie habe prüfen wollen, ob Kachelmann sich noch dort befinde. In den fünf Wochen vor der angeblichen Tat hatte die Frau mit Kachelmann laut Gericht rund 270 Mal Kontakt per Telefon, SMS oder Chat, danach laut Auswertung der Telefone der Frau nicht mehr.

Die Polizisten riefen den Aussagen zufolge im Laufe ihrer Ermittlungen den MDR-Sportchef Wolf-Dieter Jacobi in Vancouver an und fragten nach Kachelmanns Gemütszustand. Zur Antwort hätten sie erhalten, obwohl Kachelmann „ein schwieriger Mensch“ sei, wirke er „eher positiv“.

Acht Beamte am Flughafen

Bei Kachelmanns Rückkehr seien acht Beamte am Flughafen eingesetzt gewesen. Die hätten ihn bei der Gepäckausgabe und der herzlichen Begrüßung einer Freundin beobachtet. Kachelmann sei aber erst auf einem Parkdeck verhaftet worden. Während sein Freundin darauf mit sichtlichem Entsetzen reagiert habe, habe Kachelmann keine emotionalen Reaktionen gezeigt, berichteten die Beamten. Die Festnahme sei sehr ruhig verlaufen. Auf dem Revier habe er dann seinen Anwalt angerufen und gesagt, er sei festgenommen worden und es gehe um den Vorwurf der Vergewaltigung.

Bei der Zeugenvernehmung der 24-jährigen Studentin, die Kachelmann am Flughafen abgeholt hatte, wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Dies geschehe zum Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte, begründete das Gericht seine Entscheidung.

Zum Verhandlungsauftakt hatten die Verteidiger des Wetterexperten am Mittwoch die Teilnahme von mehreren Gutachtern an dem Prozess beantragt, die beweisen wollen, dass sich das mutmaßliche Opfer die Verletzung selbst zugefügt habe und nicht glaubwürdig sei. Dies ließ das Gericht aus Gründen der Verfahrensfairness nicht zu. Bei der Fortsetzung des Verfahrens am kommenden Mittwoch will die Staatsanwaltschaft beantragen, zwei der drei Gutachter für befangen zu erklären. (afp)