Frankfurt. .

Fast vier Stunden täglich schaut der deutsche Durchschnittsbürger fern. Dies zeigt eine Studie zur Mediennutzung. Immer öfter und immer länger wird das Internet genutzt. Bei jungen Leute hat das Web den Hörfunk überholt.

Radio und Fernsehen bleiben trotz ständig wachsender Nutzung des Internets die wichtigsten Medien der Bundesbürger. Dies belegt eine umfassende Studie über Massenkommunikation und Freizeitverhalten in Deutschland, die am Donnerstag in Frankfurt am Main vorgestellt wurde. Die Befragung von 4.503 Personen ab 14 Jahren ergab eine durchschnittliche Nutzung des Fernsehens von fast vier Stunden, des Radios von gut drei sowie des Internets von knapp anderthalb Stunden täglich. Vor allem junge Leute gehen aber immer öfter online: Bei ihnen hat das Internet den Hörfunk bereits überholt.

Die Untersuchung im Auftrag der Medienkommission von ARD und ZDF findet schon seit 1964 alle fünf Jahre statt. Zum ersten Mal in diesen nunmehr 46 Jahren nahm die tägliche Nutzung der Medien jetzt nicht mehr zu, sondern ging im Vergleich zu 2005 sogar leicht von zehn Stunden auf jetzt neun Stunden und 43 Minuten zurück.

22 Minuten am Tag für Bücher

Mit einem Schnitt von täglich 220 Minuten Einschaltdauer behauptete das Fernsehen einen stabilen ersten Platz vor dem Hörfunk, der bei leichten Einbußen auf 187 Minuten kam. Mit jetzt 83 Minuten bei allen Altersgruppen legte das Internet weiter deutlich zu. Printmedien wie Tageszeitungen mit jetzt noch 23 Minuten oder Zeitschriften mit nur noch sechs Minuten büßten dagegen weiter an Resonanz ein. Bücherlesen bleibt dagegen mit 22 Minuten am Tag praktisch unverändert.

Allerdings ging bei den 14- bis 29-jährigen Teilnehmern der Studie sowohl der Radio- als auch der TV-Konsum zurück. In dieser Gruppe liegt das Fernsehen mit 151 Minuten am Tag noch vorn, aber schon dicht gefolgt vom Internet mit 144 Minuten, während der Hörfunk mit jetzt noch 136 Minuten schon auf den dritten Rang verdrängt wurde. Überraschend ist bei den jungen Leuten aber das Bücherlesen mit durchschnittlich 30 Minuten noch etwas stärker gefragt als bei allen Altersgruppen insgesamt.

Großer Bildschirm als Wunsch

Nach ihren Wünschen befragt, gab eine überwältigende Mehrheit 95 Prozent an, sie legten auch in Zukunft Wert auf einen großen Bildschirm und gute TV-Qualität zu Hause. Aber auch Mediatheken und Angebote der Sender für mobile Nutzung seien von zunehmender Bedeutung. 28 Prozent der befragten Internetnutzer nutzen auch Massenmedien wie Tageszeitungen sowie Rundfunk und Fernsehen im Internet, bei den bis zu 29-Jährigen sind es sogar 57 Prozent. Im Vordergrund stehen aber mit 43 und 73 Prozent andere Nutzungen wie Chatten, E-Mails, Surfen, Spiele, Suchmaschinen und E-commerce.

Aufschluss gibt die Studie aber auch über die unterschiedliche Inanspruchnahme der verschiedenen Medienarten über den Tag verteilt. Steigt die Kurve beim Fernsehen in der Abendzeit zwischen 18 und 23 Uhr am höchsten, ist sie beim Hörfunk morgens deutlich höher als abends. Beim Internet gibt es dagegen keine größeren Schwankungen je nach Tageszeit. Schließlich sind ja viele Menschen auch bei der Arbeit online, so dass es insgesamt am Abend keinen größeren Zuwachs mehr gibt. Interessant sind auch die Motive, die für die Nutzung des jeweiligen Mediums genannt wurden: Liegt beim Fernsehen „sich Informieren“ mit 84 Prozent weit vorn, nannten allein 94 Prozent der befragten junge Leute beim Internet „macht Spaß“ an erster Stelle. (dapd)