Berlin. .
Erstmals hat ein Opfer des umstrittenen Bombenangriffs in Kundus Klage gegen die Bundesrepublik eingereicht. Es handelt sich um den Fahrer von einem der beiden bombardierten Tanklaster.
Ein Jahr nach dem umstrittenen Bombenangriff auf zwei Tanklaster im nordafghanischen Kundus hat erstmals ein Opfer Klage gegen die Bundesrepublik eingereicht. Bei dem Kläger handelt es sich um einen der Fahrer der Laster, wie die Anwälte Andreas Schuld und Markus Goldbach am Samstagabend mitteilten. Sie fordern für ihren Mandanten medizinische Betreuung und ein Schmerzensgeld.
Die Fahrzeuge waren nahe dem deutschen Feldlager in Kundus am 3. September 2009 von Taliban entführt und auf Anforderung des deutschen Oberst Georg Klein von US-Bombern aus der Luft angegriffen worden. Dabei starben mehr als hundert Menschen, unter ihnen auch Zivilisten. Der Fahrer überlebte den Angriff verletzt und habe bislang keine Entschädigungszahlung erhalten, teilten die Anwälte mit.
Streitwert offenbar bei 50.000 Euro
Die Anwälte erläuterten, sie hätten eine Amtshaftungs- und eine Feststellungsklage vor dem Landgericht Bonn und dem Verwaltungsgericht Köln eingereicht. Neben einer finanziellen Wiedergutmachung fordern die Anwälte demnach auch eine medizinische Behandlung ihres Mandanten in Deutschland. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin sagte auf Anfrage, über den Eingang der Klagen sei im Ministerium bislang nichts bekannt. Nach einem Bericht von „Spiegel Online“ wurde der Streitwert der Klage vor dem Bonner Landgericht „vorläufig“ mit 50.000 Euro benannt.
Deutschland zahlte bislang an 86 von dem Bombardement betroffene Familien je 5000 Dollar (rund 3900 Euro) - ohne Anerkennung einer Rechtspflicht und unabhängig davon, wie viele Opfer sie jeweils zu beklagen hatten. Die Bundesregierung erklärte am Freitag, sie halte den Luftangriff für weitgehend aufgeklärt. Was von Seiten der Regierung habe getan werden müssen, sei auch getan worden, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Christoph Steegmans in Berlin. (afp)