Paris. Nach 25 Selbstmorden von Mitarbeitern innerhalb von 20 Monaten hat der französische Telekommunikationskonzern France Télécom seinen Konzernumbau bis Ende Dezember gestoppt. Wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab, wolle man dazu beitragen, dass erstmal Ruhe im Unternehmen einkehre.

Nach der Serie von Selbstmorden bei France Télécom hat die Unternehmensführung den Konzernumbau bis zum Jahresende ausgesetzt. Dies habe die Personalführung den Gewerkschaften am Dienstag mitgeteilt, sagte ein Sprecher. Ein Statistiker zog unterdessen in Zweifel, dass es bei dem Unternehmen tatsächlich außergewöhnlich viele Suizide gibt.

Statistiker bestreitet "Selbstmord-Welle"

Bei dem französischen Großkonzern haben sich in den vergangenen 20 Monaten 25 Menschen das Leben genommen. Die Gewerkschaften machen den rasanten Konzernumbau dafür verantwortlich, durch den viele Beschäftigte versetzt und die Arbeitsabläufe stark verändert würden.

Der vorübergehende Stopp der Umstrukturierung sei positiv, sagte Xavier Major von der Gewerkschaft CFDT. Davon solle laut dem Leiter der Personalabteilung, Olivier Barberot, nur abgewichen werden, wenn sich das Unternehmen zu größeren Einschnitten wie dem Verkauf von Töchtern entschließe. France Télécom hatte wegen der Selbstmorde bisher nur Versetzungen wegen des Unternehmensumbaus bis Ende Dezember ausgesetzt.

Der Statistiker René Padieu bestritt aber, dass es bei France Télécom überhaupt von einer «Selbstmordwelle» gesprochen werden könne. In der französischen Gesamtbevölkerung nähmen sich jährlich 19,6 von 100.000 Menschen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren das Leben, sagte der Vertreter der französischen Gesellschaft für Statistik der Zeitung «La Croix». Bei France Télécom mit 100.000 Mitarbeitern ergebe sich ein Durchschnitt von 15 Selbsttötungen im Jahr. Damit brächten sich bei dem Konzern nicht mehr Menschen um als anderswo.

Der französische Psychiater Christophe Dejours kritisierte unterdessen den Fragebogen, den France Télécom wegen der Selbstmorde an seine Mitarbeiter verschickt hat. «160 Fragen, wozu ist das gut, was macht man damit?», fragte der Fachmann, der ein Buch zum Thema Arbeit und Selbstmord geschrieben hat. Der Fragebogen sei «vor allem ein Zeichen der Kommunikation nach außen». (afp)