London. .
Wissenschaftler warnen vor einer neuen Superbakterie. Sie könnte durch Schönheitsoperationen aus Indien eingeschleppt worden sein und ist resistent gegen Antibiotika.
Britische Wissenschaftler haben vor einer neuen Superbakterie gewarnt, die gegen fast alle Arten von Antibiotika resistent ist. Der Keim mit der Bezeichnung NDM-1 sei offenbar durch Schönheitsoperationen in Indien eingeschleppt worden, berichtete das Fachmagazin „Lancet“ am Mittwoch in seiner Online-Ausgabe. Dort sei der Superkeim bereits weit verbreitet, und nun sei er vermehrt auch bei Patienten in Großbritannien und anderen Ländern festgestellt worden. Die Experten warnten vor einer weltweiten Ausbreitung.
Die Bakterie sei resistent gegen praktisch alle Arten von Antibiotika, sagte der Wissenschaftler Timothy Walsh dem britischen Sender BBC. Selbst sogenannte Carbapeneme, die als „Notnagel“ eingesetzt werden, wenn sich eine Entzündung mit den herkömmlichen Antibiotika nicht eindämmen lässt, kämen nicht gegen den Keim an. „Wir haben die Antibiotika fast ausgeschöpft, nur zwei sind noch wirksam.“ Neue Antibiotika, die gegen den Superkeim wirken könnten, werde es frühestens in zehn Jahren geben. „Können sich diese Entzündungen ohne geeignete Behandlung weiter ausbreiten, wird es sicherlich Todesfälle geben.“ Ein weltweiter Überwachungsmechanismus sei daher „unbedingt erforderlich“.
Bislang bis zu 70 Fälle
Bisher wurde NDM-1 bei 37 Menschen identifiziert, die nach Operationen in Indien oder Pakistan nach Großbritannien zurückgekehrt waren, wie „Lancet“ weiter berichtete. Außerdem sei der Keim auch in Australien, Kanada, Schweden, den USA und den Niederlanden entdeckt worden. Walsh spricht von 70 Fälle. Nach Angaben der Experten boomt der Medizintourismus in Indien und Pakistan, und viele Amerikaner und Europäer unterziehen sich dort relativ günstigen Schönheitsoperationen.
„Das Potenzial von NDM-1, zu einem weltweiten Gesundheitsproblem zu werden, ist groß, und eine koordinierte internationale Überwachung ist erforderlich“, schrieben der Autoren. Der kanadische Mikrobiologe Johann Pitout von der University of Calgary schrieb in einem begleitenden Kommentar in „Lancet“: „Die Konsequenzen werden ernst sein, wenn Allgemeinärzte täglich Infektionen behandeln müssen, die durch diese multi-resistenten Bakterien ausgelöst wurden.“ (apn/afp)