Berlin. Familien in Deutschland sind nach Einschätzung des Berufsverbands Deutscher Psychologen zunehmend überfordert. Familie und Beruf seien immer schwieriger zu vereinbaren. Betroffen seien auch junge Menschen, die immer mehr ältere Familienangehörige pflegen.
Familien in Deutschland sind nach Einschätzung des Berufsverbands Deutscher Psychologen zunehmend überfordert. Vor allem durch gesellschaftliche und persönliche Anforderungen wie die Bildung und Erziehung der Kinder, den eigenen beruflichen Erfolg oder das eigene Überleben in Krisenzeiten werden Familien immer stärker belastet, hieß es in dem am Dienstag in Berlin vorgelegten Bericht des Verbandes. Die Überforderung gelte nicht nur für die inzwischen 2,7 Millionen alleinerziehenden Elternteile. Betroffen seien auch junge Menschen, die immer mehr ältere Familienangehörige pflegen. Zurzeit würden 70 Prozent der Pflegebedürftigen von Angehörigen betreut. Hinzu komme eine wachsende Zahl von Familien mit Migrationshintergrund (2,3 Millionen).
Insbesondere die immer schwieriger werdende Vereinbarung von Familie und Beruf macht den Familien und Paaren zu schaffen. Für viele Familien heiße berufliche Flexibilität nichts anders als ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit, Arbeit außerhalb des Wohnorts und keine fest definierten Familienzeiten, heißt es in dem Bericht.
Scheidungskinder besonders betroffen
Besonders hart seien die Kinder von geschiedenen Ehepaaren betroffen. Da jede dritte Ehe in Deutschland geschieden werde, verbringt etwa ein Fünftel aller Kinder in den alten und ein Drittel in den neuen Bundesländern ihre Kindheit nicht mit beiden leiblichen Eltern. In Deutschland wurden 2007 etwa 28.200 Kinder und Jugendliche von Jugendämtern in Obhut genommen, davon 44 Prozent wegen Überforderung der Eltern und weitere 24 Prozent wegen Beziehungsproblemen der Eltern.
Der Berufs- und Fachverband der Psychologen in Deutschland umfasst mit 13 000 Mitgliedern rund ein Drittel der berufstätigen Psychologen in Deutschland. (ddp)