Mühlberg/Elbe. .

Ein schweres Unwetter hat am Montag im brandenburgischen Städtchen Mühlberg schwere Verwüstungen verursacht. An rund 100 Häusern wurden die Dächer abgedeckt . Auch in Sachsen wurden Orte von einem Wirbelsturm heimgesucht.

Eine enorme Windhose hat am Pfingstmontag das südbrandenburgische Städtchen Mühlberg (Landkreis Elbe-Elster) verwüstet. Mitten zur Kaffeezeit deckte ein orkanartiger Sturm in der Innenstadt bei mehr als einhundert Häusern die Ziegeldächer ab. Die Mühlberger Kirche wurde ebenfalls erheblich zerstört. Das schwere Unwetter zog sich gegen 15.30 Uhr durch den Ort und knickte auf einer Breite von etwa 300 Metern fast alle Bäume ab.

Lothar Junker steht vor einem großen Schutthaufen, darunter ist sein Auto begraben. „Der Sturm erwischte uns völlig unvorbereitet“, erzählt der 53-Jährige. Das Dach seines Hauses wurde zum großen Teil abgedeckt. „Ich wohne seit meiner Kindheit hier. Was soll ich nun machen?“, sagt er ratlos. Überall auf den Straßen liegen Dachziegel, die der Sturm herunterriss. Die Kirchturmspitze ist weg, Schule und Kindergarten des Ortes sind schwer beschädigt.

Tennisballgroße Hagelkörner

Brigitte Schaller feiert mit Freunden ihren Geburtstag, als sie der Sturm plötzlich aufschreckte. „Alles ging ganz schnell. Der Himmel wurde schwarz, dann knallte es laut. Mülltonnen flogen umher und Tennisballgroße Hagelkörner donnerten auf den Boden“, schildert sie das Unwetter mit Tränen in den Augen. „Die Kinder haben geschrien vor Angst und wir suchten Schutz unter dem Tisch.“

Am Abend trauen sich die meisten Mühlberger wieder auf die Straße. Mit Fahrrädern oder zu Fuß begutachten sie die Zerstörungen in ihrer Stadt. Die Friedhofskirche wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Im alten Klosterpark steht kaum noch eine der hundertjährigen Eichen und Kastanien. Die Feuerwehr ist am Abend dabei, Äste und Bäume von den Straßen zu räumen, damit die Rettungskräfte in die Stadt fahren können. Einsatzhundertschaften der Polizei werden zur Unterstützung angefordert. Rund 350 Feuerwehrleute sind im Einsatz.

Die Seitenverglasung der Elbbrücke ist beschädigt, sodass die Brücke gesperrt werden muss. Auch viele andere Straßen sind für Fahrzeuge unpassierbar. Im gesamten Stadtgebiet gibt es bis zum späten Abend weder Strom noch Telefon. Der Polizei liegen bis zum späten Abend keine Erkenntnisse über die Höhe der Sachschäden oder über verletzte Personen vor.

Wirbelsturm wütete in Sachsen

Ein Tornado hat am Pfingstmontag über dem sächsischen Großenhain beträchtliche Schäden verursacht. Dabei wurde laut Polizei ein sechsjähriges Mädchen schwer verletzt, das in einem Auto saß, auf das ein entwurzelter Baum gestürzt war. In und um Großenhain wurden Dächer abgedeckt und Häuser beschädigt. Die Bahn meldete Behinderungen im Zugverkehr.

Durch die Windhose, die am späten Pfingstmontag von Südbrandenburg über die Region Großenhain gezogen war, wurden laut Polizei ungefähr 80 Prozent aller Hallen abgedeckt sowie weitere Dächer und Wohnhäuser zum Teil erheblich beschädigt. Eine Halle stürzte ein und ein Wohnhaus drohte einzustürzen. In Walda-Kleinthiemig nordwestlich von Großenhain beschädigte der Orkan fast alle Dächer, zum Teil mit dem betreffenden Obergeschoß. In Colmnitz-Wildenhein wurden die Kirche und mehrere Wohnhäuser schwer beschädigt. In dem kleinen Ort fiel der Strom aus, wie der Sprecher sagte. Die Polizei widersprach Berichten, wonach in der Region um Großenhain mehrere Menschen vermisst würden. Davon sei ihm nichts bekannt, sagte der Sprecher.

Durch das Unwetter mit starkem Hagel und Regen kam es auf den Straßen zeitweise zu erheblichen Verkehrseinschränkungen. Im Einsatz befanden sich am späten Montagabend Kräfte der Landes- und der Bundespolizei sowie der Rettungsdienste und Feuerwehren. Die Zahl der vom Unwetter in Mitleidenschaft gezogenen Bewohner war am Abend noch unklar. Ungewiss war noch, ob der Landrat des Kreises Meißen den Katastrophenfall ausruft. In Großenhain war das Telefonnetz gestört.

Der Deutsche Wetterdienst hatte am Montagmittag vor Gewitter mit Hagel, starkem Regen und Sturmböen in Teilen Sachsens gewarnt. Die Warnung galt zunächst bis Montagabend. Eine Kaltfront, die über Deutschland südostwärts zog, führte insbesondere im Osten zu teils schweren Gewittern. (ddp)