Washington. .

Chelsea Clinton heiratet mit 400 Gästen. Der Ort sollte geheim bleiben – doch daraus wurde nichts. Die amerikanischen Medien werden die Hochzeit der Tochter des Ex-Präsidenten und der Außenministerin wie ein Staatsereignis inszenieren.

Seit Amerika die britischen Rotröcke aus dem Land warf, leidet es gelegentlich unter Anfällen monarchistischer Wehmut. Man neidet der alten Kolonialmacht dann ihre Prinzen und Prinzessinnen, vor allem bei Krönungsfeiern und Jahrhunderthochzeiten.

Gewiss, jede Präsidentenfamilie der USA wird mit dem Einzug ins Weiße Haus für vier Jahre so etwas wie Amerikas Ersatz-Royals. Chelsea Clinton, deren Hochzeit am Samstag von Amerikas Medien wie ein Staatsereignis inszeniert wird, bietet eine Möglichkeit, dieses Defizit auszugleichen. Während die halbe Nation auf die Hochzeit des Jahres hofft, will Chelsea Clinton nicht Amerikas Prinzessin sein.

Die Nation gewahrte das schüchterne Mädchen zuerst, als sie noch Zahnspange trug. Das war 1993, ihre Eltern waren gerade ins Weiße Haus gezogen. Dann aber war da auch noch diese erdbeerblonde Tochter, zwölf Jahre alt, spindeldürr, sehr natürlich und sympathisch.

Zuletzt sah man Chelsea Clinton, als sie 2008 an der Seite ihrer Mutter Wahlkampf machte, um Barack Obama Jungwähler streitig zu machen und die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten doch noch zu entreißen.

Papa soll abspecken

Im Grunde aber war die heute 30 Jahre alte Präsidententochter stets ein sehr privater Mensch. Medien und Öffentlichkeit hat sie konsequent gemieden. Auch deshalb wird jetzt in den USA gerätselt, ob der Wirbel um ihre Hochzeit nun ein besonders raffiniert inszenierter Coup der Clintons ist – oder ob Braut und Bräutigam aus dem Ort der Feier deshalb ein so großes Geheimnis machten, weil sie tatsächlich in Ruhe gelassen werden wollten.

Sollte das die Absicht gewesen sein, dann ging das grandios schief. Wo Chelsea Clinton den zwei Jahre älteren Investmentbanker Marc Mezvinsky heiraten will, wurde auch den rund 400 geladenen Gästen lange nicht verraten. Sie bekamen Anweisung, sich an diesem Wochenende nahe New York bereit zu halten. Die Geheimnistuerei aber stachelte nur die Neugier der Medien an. „Ich habe strikte Anweisungen, dass ich nicht darüber sprechen darf“, wiegelte Brautmutter und Außenministerin Hillary Clinton verschwörerisch Fragen ab. Der Vater ließ nur wissen, er solle im Auftrag der Tochter 15 Pfund abspecken, um sie zum Altar zu führen.

Da aber hatte sich längst herumgesprochen, dass im kleinen Städtchen Rhinebeck im Hudson-Tal Vorbereitungen für ein festliches Großereignis getroffen wurden. Der Ort liegt rund 100 Kilometer vor den Toren New Yorks. Hotels wurden anonym gebucht, Beamte des Secret Service gesichtet.

Romantisches Schloss

Rhinebeck, zwischen Weingütern gelegen, gilt als Tummelplatz für New Yorks High Society. Einer Freundin der Familie, Kathleen Hammer, gehört ein nahes Anwesen, auf dem am Samstag die Hochzeit stattfinden soll. Das ist praktisch für alle Beteiligten: Die Besitzerin versuchte lange vergeblich, das schlossartige Gut für zwölf Millionen Dollar zu verkaufen. Nach Chelsea Clintons Hochzeit wird das Interesse steigen. Den Clintons wiederum dürfte sie einen guten Preis gemacht haben. Und es ist romantisch, weil das Anwesen einst dem Millionär John Jacob Astor IV. gehörte, der beim Untergang der Titanic tragisch ums Leben kam.

Zu den Rätseln gehört auch die Gästeliste. Man weiß, dass die Eltern darauf verzichtet haben, ihr politisches Netzwerk einzuladen. „Wir lieben Euch alle, aber das ist ihre Hochzeit“, so sagte Hillary Clinton.

Spielberg und Winfrey sind dabei

Nur wer eine persönliche Beziehung zum Brautpaar hat, darf kommen. Ein paar Prominente aber werden wohl dabei sein: Regisseur Steven Spielberg und Talk-Queen Oprah Winfrey etwa. Barack Obama hingegen reist nicht nach Rhinebeck. „Ich wurde nicht zu der Hochzeit eingeladen“, verriet er in einer Talkshow. Das sei eine kluge Entscheidung, denn wäre er gekommen, hätten die Gäste durch Metalldetektoren gehen müssen. Sicherheitsbeamte hätten alle Geschenke aufgerissen.

Auch der Bräutigam stammt aus einer Politikerfamilie, und auch er mag es gern privat. Beide Eltern von Marc Mezvinsky saßen im Kongress, Vater Ed später wegen Bankbetrugs im Gefängnis.