Berlin. Ein Bundespolizist steht wegen angeblicher Pflasterstein-Würfe auf Kollegen vor Gericht. Bei den Mai-Krawallen in Berlin soll der 24-Jährige, der privat unterwegs war, handgreiflich geworden sein. Ihm droht nun eine mehrjährige Freiheitsstrafe.
Ein Bundespolizist muss sich seit Dienstag wegen angeblicher Steinewürfe auf Kollegen bei den Berliner Mai-Krawallen vor Gericht verantworten. Die Anklage gegen den suspendierten Beamten lautet auf schweren Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung. Der 24-Jährige soll am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg drei kleine Pflastersteine gezielt auf Polizisten geworfen haben. Ein Beamter sei dabei an der Hand, ein zweiter am Helm getroffen worden.
Der Angeklagte, der seit September 2005 bei der Bundespolizei tätig war, äußerte sich vor dem Kriminalgericht nicht zu den Vorwürfen. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren. Von der Untersuchungshaft ist er gegen Meldeauflagen verschont geblieben.
Zeuge will Steinwürfe genau beobachtet haben
Ein Bundespolizist, der wie der Angeklagte am 1. Mai privat unterwegs gewesen war, belastete den 24-Jährigen. Er habe den Beschuldigten und dessen Begleiter aus nächster Nähe beobachtet. «Er hat ausgeholt und dann auf die Beamten geworfen», sagte der 34-Jährige und fügte hinzu: «Das war zielgerichtetes Handeln.» Einer der beiden Männer habe gesagt: «Geil, getroffen!» Der Zeuge war dem leicht alkoholisierten Angeklagten etwa eine Stunde später in der U-Bahn erneut begegnet und hatte daraufhin die Polizei alarmiert.
Als weiterer Zeuge trat ein Kriminalbeamter auf, der den Angeklagten nach dessen Festnahme am frühen Morgen des 2. Mai vernehmen wollte. Der 28-Jährige sagte, der Angeklagte habe sich nicht zur Sache äußern wollen. Auf dem Weg zum Telefon habe er plötzlich Reue gezeigt und nach dem zu erwartenden Strafmaß gefragt. Auch habe er beklagt, sich die Zukunft verbaut zu haben. «Er war kleinlaut und hat sich geschämt», sagte der Kriminalbeamte.
Mutmaßlicher Begleiter verweigerte Aussage
Der mutmaßliche Begleiter des Angeklagten, gegen den ebenfalls ermittelt wird, war als Zeuge geladen. Er erschien vor Gericht, berief sich aber auf sein Aussageverweigerungsrecht.
Die Verhandlung wird am 20. Oktober fortgesetzt, für den 3. November ist ein dritter Verhandlungstag angesetzt.
Am 1. Mai waren in Kreuzberg mehr als 6.000 Beamte im Einsatz. Darunter mehrere Hundertschaften der Bundespolizei. 289 mutmaßliche Straftäter waren festgenommen worden. (ap)