Essen. Kira Licht beschreibt in ihrem Buch "One Night Wonder", wie eine junge, emanzipierte Frau aus der Region die Männerwelt ergründet. Und im Interview erklärt die Autorin, was für sie den Unterscheid zwischen erotischer Literatur und Porno ausmacht: Humor
Wie sind Sie dazu gekommen, erotische Geschichten zu schreiben?
Kira Licht: Ich habe im Alter von 12 bis 17 Jahren, mit meiner Familie in Japan gelebt – und Japan ist ein sehr prüdes Land. In der Pubertät habe ich angefangen, mich für Erotik zu interessieren, aber die üblichen Schüler-Parties gab es da eben nicht so. Da habe ich angefangen, zu schreiben.
Worum geht es in Ihren Roman?
Singles in der Großstadt – mit einem deutlichen Bezug zum Ruhrgebiet und Rheinland. Ich wollte aber nicht unbedingt diesen Ruhrpott-Charme, ich war nicht sicher, ob das so zum erotischen Roman passt. Es geht um Lilli, sie studiert Architektur und trennt sich zu Beginn des Romans von ihrem Freund Marc. Sie beschließt, sich mehr mit dem Thema Mann zu beschäftigen. Sie lässt sich so ein bisschen treiben. Nach dem Motto: Man hüpft mal von Blume zu Blume, aber man reißt sie nicht gleich ab. Das Buch ist humorvoll, es soll unterhalten, vielleicht auch ein bisschen erinnern an das, was man selbst schon einmal erlebt hat. Es geht um das Leben einer jungen Frau, die ganz normale Sachen macht, sie studiert, hat einen Nebenjob, geht arbeiten, hat eine Clique mit Mädchen…
Wer sollte Ihr Buch lesen? Liberal gestimmte Mittzwanzigerinnen?
Ich würde vielleicht tatsächlich das Buch älteren Frauen nicht so unbedingt empfehlen – allein schon, weil Lili sich viel in MySpace bewegt, viel simst und so weiter. Ich weiß nicht, ob ältere Frauen das so ernst nehmen würden. Lili ist vielem ja auch sehr unreif – wenn Frauen schon eine gewisse Reife besitzen, würden sie viele Passagen vielleicht als überflüssig empfinden. Deshalb haben Sie schon recht mit Ihrer Zielgruppe. Es geht um junge Frauen, die alle Möglichkeiten haben, alles machen können – arbeiten, studieren, eine Familie gründen, ins Ausland gehen. Sie können wechselnde Liebhaber haben, oder alles irgendwie gleichzeitig.
Wo würden Sie die Grenze zwischen erotischer Literatur und Porno ziehen?
Ich persönlich leide so ein bisschen darunter, dass die neue Form der Erotik für Frauen, die jetzt so propagiert wird, für mich sehr in Richtung Porno geht. Da fehlt mir oft die knisternde Spannung. Diese Fragen, will ich ihn, will er mich… Frauen sind doch, anders als Männer, viel weniger visuell gesteuert. Es ist wesentlich schwieriger, Frauen mitzureißen. Das soll jetzt nichts gegen Männer sein. Aber eine Frau anzumachen, ist die anspruchsvollere Disziplin. Ein weiterer Unterschied zum Porno ist für mich der Humor: Ich schreibe so, dass man auch lachen darf. Denn so ist es beim Sex ja auch, da ist Humor für mich auch ganz wichtig.
Gibt es literarische Vorbilder für Sie?
Ich habe sehr früh Anais Nin gelesen, wobei die Sprache bei mir eher nicht so auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Salz auf unserer Haut hat mich sehr berührt, weil die Erotik da auch sehr zart geschildert wurde.
Wie empfinden Sie das Partyleben im Ruhrgebiet?
Ich hänge sehr an Bochum, habe hier soeben mein Medizinstudium beendet. Ich fühle mich schon sehr verbunden mit der Region. Obwohl ich in der deutschen Community in Kobe immer einen bedauerlichen Blick geerntet habe – da geht es dann darum, dagegenzuhalten.