München. Katerina Jacob über Frust nach ihrer Brustkrebserkrankung und die positiven Auswirkungen getrennter Schlafzimmer auf die Beziehung.

In den vergangenen Monaten war Katerina Jacob weniger mit Schauspielprojekten als mit Ihrer Brustkrebserkrankung in den Medien präsent. Das ändert sich jetzt wieder: Die 65-Jährige („Der Bulle von Tölz“) ist in einer neuen Folge ihrer erfolgreichen Reihe „Anna und ihr Untermieter“ (am 3. November um 20:15 Uhr im Ersten) zu sehen. Wie sich die Schauspielerin trotz Krankheit nicht unterkriegen ließ, wird klar, wenn Katerina Jacob in herrlich selbstironischer Offenheit über krankheitsbedingtes Frustpotenzial, ihre Männer-Beziehungen und die Überlegenheit von Frauen spricht.

Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen?

Katerina Jacob: Ich gelte als gesund. Bei den jüngsten Untersuchungen war alles in Ordnung.

Katerina Jacob: So hat sie die Diagnose Brustkrebs erlebt

Sie bewiesen ja immer einen erstaunlichen Gleichmut, wenn Sie von Ihrer Krankheit gesprochen haben.

Jacob: Als mir der Arzt die Diagnose verkündete, meinte er: „Sie haben schon begriffen, was ich gesagt habe?“ Denn ich bin ganz ruhig geblieben. Ich habe geantwortet: „Ja, das bedeutet Chemo. Dann fangen wir es an.“ Meine Mutter hat kurz vor ihrem Tod gesagt: „Du bist von Haus aus ein grundpositiver, lustiger Mensch. Das wird dir über vieles hinweg helfen.“ Und da hat sie recht gehabt. In der ersten Phase war Sonya Kraus, die ja auch Brustkrebs hatte, mein Vorbild, denn sie war immer so fröhlich. Ich dachte mir, so schlimm kann es nicht kommen. Allerdings muss ich zugestehen: Es kam schlimmer.

In „Anna und ihr Untermieter“ spielt Katerina Jacob die arbeitslose Anna Welsendorf, die aus Geldnot das ehemalige Kinderzimmer ihrer Tochter an Werner Kurtz (Ernst Stötzner), den Leiter des Kölner Ordnungsamts Süd, vermietet.
In „Anna und ihr Untermieter“ spielt Katerina Jacob die arbeitslose Anna Welsendorf, die aus Geldnot das ehemalige Kinderzimmer ihrer Tochter an Werner Kurtz (Ernst Stötzner), den Leiter des Kölner Ordnungsamts Süd, vermietet. © ARD Degeto | Kai Schulz

Wie viel Zeit zu Ihrer Therapie war vergangen, als Sie die neue Folge von „Anna und ihr Untermieter“ gedreht haben?

Jacob: Ich hatte sechs Monate Chemo und drei Wochen Bestrahlung, wobei letztere im Vergleich ein Spaziergang war. Drei Wochen nach der letzten Bestrahlung habe ich gedreht, und es ging super gut. Es hat mich nur ein bisschen genervt, weil alle mich wie ein rohes Ei behandelt haben.

Der Zustand der Genervtheit ist aber jetzt vorbei?

Jacob: Es gibt eines, was mich noch frustriert. Der Arzt meinte, ich würde während der Behandlung an Gewicht verlieren, und stattdessen habe ich drei Kilo zugenommen. Da war ich echt sauer. Und ich kann machen, was ich will – von gesunder Ernährung bis Bewegung – ich verliere das nicht.

Warum Jacob und ihr Partner in getrennten Zimmern schlafen

Anna hat in der neuen Folge das Problem, dass sie nicht allein sein möchte...

Jacob: Eigentlich will sie in den Arm genommen werden, weil ihr die Zärtlichkeit fehlt. Das kann ihr ihr Untermieter, Herr Kurtz, nicht bieten.

Sie kommen schon mit sich alleine klar?

Jacob: Ja, ich kann das gut. Es ist auch in einer Beziehung wichtig, dass man nicht 24 Stunden aufeinander hockt, sondern dass jeder seinen eigenen Bereich hat. Weil mein Mann und ich die Bedürfnisse des anderen respektieren, sind wir auch schon seit 25 Jahren zusammen. Wir haben zum Beispiel unsere eigenen Schlafzimmer. Denn ich lese im Gegensatz zu ihm bis spät in die Nacht, und er ist froh, dass er nicht dieses schnarchende Ungeheuer neben sich hat. Und wenn man sich trifft, dann ist das wie ein Date.

Sie haben also seinerzeit auch nicht unbedingt nach einem Partner gesucht, während Anna ins Online-Dating einsteigt.

Jacob: Ich wollte nie unbedingt einen Partner. Da gehe ich nach meiner Mutter, die mit 64 nach dem Tod meines Vaters gesagt hat: „Jetzt kommt mir kein Kerl mehr ins Haus.“

Jacob: In welcher Situation sie Frauen Männern vorziehen würde

Anna fällt dann prompt auf einen Heiratsschwindler herein. Sie haben vermutlich eine bessere Menschenkenntnis als sie...

Jacob: Ich bin relativ früh bekannt geworden, da konnte man nie sicher sein, ob die Leute einen als Menschen oder als sogenannten Prominenten sehen. Man fährt dann schon seine Fühler aus. Ich bin auch immer innerhalb meines Bekanntenkreises geblieben und habe nie auf Avancen reagiert, wenn die von jemand Wildfremden kamen. Wenn ich auf die Schnauze gefallen bin, dann bei Frauen, die so getan haben, als würden sie mich unterstützen, und dann haben sie sich ganz furchtbar verhalten. Mir ist es nur einmal mit einem Mann passiert, dass er von mir ernährt werden wollte. Da sagte ich: „Tschüss, da ist die Tür.“

Katerina Jacob ist dem deutschen Fernsehpublikum nicht nur aus „Anna und ihr Untermieter“, sondern auch aus der Kultserie „Der Bulle von Tölz“ bekannt.
Katerina Jacob ist dem deutschen Fernsehpublikum nicht nur aus „Anna und ihr Untermieter“, sondern auch aus der Kultserie „Der Bulle von Tölz“ bekannt. © ARD Degeto | Kai Schulz

Wer ist aus Ihrer Sicht eigentlich stärker – Männer oder Frauen?

Jacob: Wenn ich auf einer einsamen Insel stranden würde, dann am liebsten mit Frauen. Denn wir Frauen sind effektiver und zäher. Wir können besser Schmerzen aushalten und wir organisieren anders. Außerdem sind Frauen als Proviant besser zu verwerten (lacht). Ich habe auch viele israelische Freunde, und wenn sie im Wehrdienst eine Frau als Ausbilderin bekamen, dann haben sie vor Angst nur so geschlottert. Denn Frauen waren viel härter.

„Ich kann mich über mich selbst tot lachen“

Wenn Sie eine so enge Beziehung zu Israel haben, wie schwer fällt es Ihnen, sich aktuell mit deutscher Fernsehunterhaltung zu beschäftigen?

Jacob: Auch wir Schauspieler haben unsere Funktion. Wenn es den Leuten schlecht ging, wurden Spiele organisiert, damit die Leute abgelenkt waren. Das brauchen sie auch. Und es ist ein verdammt harter Job. Ich war früher zweimal im Jahr auf Theatertournee, das ist die Kaiserdisziplin. Man muss den Menschen aber auch ab und zu die Meinung sagen. Dafür habe ich meinen Blog auf Facebook mit 177.000 Followern. Denn als eine Person des öffentlichen Lebens kann man etwas bewirken. Aufgrund meiner Krankheit bin ich ein Vorzeigebeispiel für Brustkrebs geworden, und dabei habe ich festgestellt, welche Defizite unser Gesundheitssystem hat.

Was ist für Sie eine stärkere Triebkraft im Leben: Ärger oder Freude?

Jacob: Der Humor. Sie dürfen niemals Ihren Humor verlieren und die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen. Ich kann mich über mich selbst tot lachen. Manchmal bin ich zwar extrem wütend, aber Wut ist kein guter Ratgeber.