Düsseldorf. Bisher 105 Geldautomaten sind 2022 gesprengt worden. Der Schaden von gut 10 Millionen Euro ist damit schon fast so hoch wie im gesamten Jahr 2020.

Die Zahl der Geldautomatensprengungen hat in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren stark zugenommen, der dadurch angerichtete Gesamtschaden ist drastisch gestiegen. In den ersten gut sechs Monaten des Jahres 2022 (Stichtag 7. Juli) sind in NRW bereits 105 Geldautomaten durch Kriminelle gesprengt worden. Dabei richteten sie einen Gesamtschaden von 10.660.737 Euro an. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage von AfD-Abgeordneten hervor.

Demnach ist der angerichtete Schaden im ersten Halbjahr 2022 bereits fast genauso hoch wie im gesamten Jahr 2020. Seinerzeit waren nach Angaben des NRW-Innenministeriums insgesamt 176 Automaten in die Luft geflogen, der Schaden betrug in diesem Zeitraum 10.951.891 Euro.

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Hochgerechnet auf das laufende Jahr kann somit von einer Verdopplung der Schäden durch Automatensprengungen innerhalb von zwei Jahren ausgegangen werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 gab es 152 Geldautomatensprengungen mit einem Schaden von 14.934.056 Euro.

Zahl der gesprengten Geldautomaten hat sich verdreifacht

Im ersten Quartal 2022 hat sich laut Innenminister Herbert Reul (CDU) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Zahl der Sprengungen sogar mehr als verdreifacht. Auch die Brutalität der Täter habe zugenommen, betonte Reul. Früher sei „hauptsächlich Gas“ genutzt worden, mittlerweile würden die Täter meist Festsprengstoffe, sogenannte Blitz-Knall-Körper, benutzen.

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„Aufgrund der deutlich höheren Sprengwirkung von festen Explosivstoffen im Vergleich zu Sprengungen mit Gas entstehen regelmäßig hohe Schadensbilder an Gebäuden und der umliegenden Infrastruktur mit unkalkulierbaren Gefahren für unbeteiligte Dritte sowie eingesetzte Kräfte“, teilte Reul mit. „Vor diesem Hintergrund gewinnt der Aspekt der Gefahrenabwehr bei der Bekämpfung des Deliktphänomens an Bedeutung.“

NRW-Innenministerium setzt Sonderkommission BEGAS ein

Nicht zuletzt deshalb hatte Reul im Frühjahr eine Sonderkommission eingesetzt. Aufgabe der Soko BEGAS (Bekämpfung und Ermittlung von Geldausgabeautomaten-Sprengungen) ist, die bisherigen Ermittlungs-, Fahndungs- und Präventionsansätze zu analysieren und neue Standards zu setzen.

„BEGAS ermittelt nicht selbst, sondern die Sonderkommission prüft, ob das, was wir machen, gut genug ist, wo wir besser werden können, was wir ändern müssen. Die Soko stellt einmal alles auf den Kopf, um die beste, schlagkräftigste Antwort auf die Geldautomatensprenger zu geben“, so Reul. Zudem gab es Ende Februar einen „Bankengipfel“ im Innenministerium, bei dem die Geldinstitute gemeinsam mit der Polizei Maßnahmen zur Risikobewertung der rund 11.000 Geldautomaten in NRW vornahmen.

Viele Täter kommen vermutlich aus den Niederlanden

Verlässliche landesweite Zahlen zum Abbau von Geldautomaten sowie der Nationalität der Täter konnte die Landesregierung nicht nennen. Aus den Angaben der einzelnen Staatsanwaltschaften geht jedoch hervor, dass die meisten Automatensprengungen wohl auf das Konto von Banden oder Einzeltätern aus den Niederlanden gehen.

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Laut Leitendem Oberstaatsanwalt in Köln wurden und werden dort seit Anfang 2020 bis heute 23 Ermittlungsverfahren gegen 41 namentlich bekannte Tatverdächtige geführt, unter ihnen seien mehr als die Hälfte (24) niederländische Staatsangehörige. (dpa)

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