Essen. Lippstadt war in der vergangenen Nacht wohl der kälteste Ort in NRW, auch im Sauerland fielen die Temperaturen extrem - und es bleibt noch so.

Klarer Himmel - klirrende Kälte: Auf diese Gleichung kann man den derzeitigen Wetterverlauf in NRW bringen. Eine weitgehend wolkenfreien Nacht führte vielerorts zu extrem kalten und in hiesigen Wintern ungewohnten Temperaturen.

Am kältesten war es im Bereich des nordwestlichen Münsterlands bis zum Ruhrgebiet, hieß es am Freitagmorgen beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Essen auf Anfrage. Mit -23 Grad war die DWD-Messstelle in Lippstadt-Böckenförde die kälteste Stelle in NRW. Aber auch im Sauerland gab es -20,9 Grad, gemessen in Eslohe. Kräftig kalt war es auch in Waltrop mit -18,7 Grad und Dortmund mit -15 Grad. Düsseldorf kam auf fast -13 Grad und Essen am Morgen auf -10,1 Grad, teilte der DWD mit.

Vergleichsweise warm war die Nacht dagegen in der Kölner Bucht: In Köln wurden -7,9 Grad gemessen, in Bonn -8,0 Grad, berichtete der DWD. Im Münsterland bewegten sich die Temperaturen dagegen bis in den Bereich von -20 Grad Celsius.

Wetter: Es bleibt klirrend kalt in NRW

Und es wird klirrend kalt bleiben in Nordrhein-Westfalen, sagen die Meteorologen voraus: "Ein kräftiges Hochdruckgebiet über Skandinavien bestimmt das Wettergeschehen", berichtet der DWD. Dadurch fließe trockene, arktische Polarluft bis nach NRW.

An diesem Freitag halten sich die Temperaturen am Boden auch am Tag unter dem Gefrierpunkt; in direkter Sonneneinstrahlung wird es wärmer, was zu Dachlawinen führen kann, wenn sich Schnee- bzw. Eis-Bretter auf Dächern lösen (Text-Link).

Verspätungen und Zugausfälle im Bahnverkehr

Die extreme Wetterlage mit Schnee und Glatteis führt am Freitagmorgen örtlich für Einschränkungen im Bahnverkehr. Besonders im nördlichen Teil NRWs gebe es bei der Bahn Verspätungen und Teilausfälle, teilte die Deutsche Bahn mit. So fallen etwa die Züge auf der Linie RE42 zwischen Münster und Essen am Freitag aus. Auch die S5 von Hagen nach Dortmund sowie der RB43 von Dortmund nach Dorsten seien aufgrund von Schnee und Eis nicht unterwegs. Generell habe sich der Zugverkehr aber normalisiert, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn.

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Auch auf den Straßen in NRW hat sich die Lage bei klirrender Kälte weitestgehend beruhigt. Autobahnsperrungen gebe es nicht, sagte eine Sprecherin der Leitstelle der Autobahnpolizei am Freitagmorgen. „Aufgrund des Schnees sind noch nicht alle Fahrstreifen komplett geräumt.“ Zudem sei generell eine langsamere Fahrt zu empfehlen, da es weiter glatt sein könne. Besonders auf der Autobahn 2 macht der Schnee auch am Freitagmorgen Probleme.

Kanäle in NRW für Binnenschiffe frei

Während der Mittellandkanal wegen Eisgangs nach wie vor für die Schifffahrt gesperrt ist, gibt es auf den Kanälen in Nordrhein-Westfalen nur geringe Einschränkungen. „Auf den Kanälen in NRW gibt es bisher nur eine leichte Eisbildung“, sagte eine Sprecherin der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Sperrungen für Binnenschiffe gebe es nicht. Wegen der niedrigen Temperaturen könne es aber zu leichten Behinderungen durch Eis kommen.

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Der Mittellandkanal ist seit Mittwochabend für die Schifffahrt gesperrt. Mit gut 320 Kilometern Länge ist er die längste künstliche Wasserstraße in Deutschland. Er zweigt westlich von Osnabrück (Niedersachsen) aus dem Dortmund-Ems-Kanal ab und endet bei Magdeburg.

Klarer Himmel macht die Nächte besonders frostig

Für die klirrende Kälte gibt es drei Gründe: Die Schneedecke, klare Nächte ohne viele Wolken und die Luft arktischen Ursprungs. „Ohne Wolken strahlt die Wärme ins All aus und der Schnee sorgt dafür, dass auch keine Wärme aus dem Boden kommt“, sagt Malte Witt, Meterologe beim DWD in Essen. Hinzu kommt in NRW aktuell und nach wie vor ein Ost-West-Gefälle: im Osten die niedrigeren Temperaturen und nach Westen hin etwas weniger kalt.

Strenger Frost auch in der Nacht zu Samstag

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"Es bleibt auch die kommenden Tage noch frostig", kündigt Witt an. Die Temperaturen werden auch in der Nacht zu Samstag auf bis zu -20 Grad sinken, besonders in Ostwestfalen, wo es auch am meisten geschneit hatte.

Der Samstag bleibe meist sonnig und ohne Niederschlag. Im Osten kann es Morgens neblig trüb sein, mit der Gefahr gefrierenden Nebels, warnt der DWD. Auch die Nacht zu Sonntag werde "knackig kalt"; erneut stehen Tiefsttemperaturen bis -20 Grad an.

In der kommenden Woche wird es wieder milder

In der kommenden Woche deutet sich indes Wetteränderung an: "Es wird wohl milder", sagt DWD-Meteorologe Witt. Grund dafür ist eine Luftmasse aus Westen. Die bringe dann womöglich auch Feuchtigkeit mit. Womöglich drohe damit morgens neues Glatteis, denn Schnee und Eis hielten sich noch etwas am Boden.

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Am Sonntag wird mit Tageshöchsttemperaturen von bis zu 3 Grad gerechnet - über dem Gefrierpunkt. Auch würden am Sonntag Wolken aus Westen aufziehen, heißt es beim DWD. Die Nacht zu Montag werde aber erneut frostig, wenn auch überwiegend nur noch im einstelligen Minusbereich. (mit dpa)