Essen. Sturmtief Kirsten hat NRW in Atem gehalten: Bäume stürzten auf Autos, Bahnen verspäteten sich. In Dortmund musste die RB 57 evakuiert werden.
Die hochsommerliche Hitze ist erst knapp zwei Wochen her, doch an diesem Mittwoch schlug das Wetter auf Herbst um: Sturmtief „Kirsten“ hat am frühen Morgen NRW erreicht. Feuerwehren warnen vor herumfliegenden Ästen oder umstürzenden Bäumen. Denn der Sturm trifft auf voll belaubte Bäume, die von der Trockenheit der vergangenen zwei Jahre zum Teil erheblich geschwächt sind.
Das Schulministerium NRW warnte am Morgen vor Sturmböen: „Wenn Sturm Kirsten heute über NRW zieht, entscheiden die Eltern und Erziehungsberechtigten, ob der Schulweg trotz Sturms sicher genug ist“, teilte die Staatskanzlei per Twitter mit. „Wenn Schülerinnen und Schüler zuhause bleiben, muss die Schule informiert werden“.
Sturmschäden: Bahn musste Regionalzug evakuieren
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Wegen eines umgefallenen Baums hatte die Bahn am Mittwochmorgen bei Dortmund-Aplerbeck einen Nahverkehrszug evakuieren lassen. Rund 100 Reisende müssten die Regionalbahn RB57 verlassen, teilte die Deutsche Bahn mit. Der Baum war durch den starken Sturm umgestürzt und auf das Gleis gefallen. Sobald der Zug leer sei, werde der Baum entfernt und geprüft, ob die Bahn aus eigener Kraft weiterfahren könne. Andere Züge würden bis auf weiteres umgeleitet.
Die Deutsche Bahn meldete am Morgen zahlreiche Störungen im Bahnverkehr: Bei Dortmund-Aplerbeck musste ein Regionalexpress evakuiert werden, weil der Zug wegen eines auf dem Gleis liegenden Baumes nicht weiterfahren konnte. Die rund 100 Reisenden hätten mit einem Ersatzzug von einem Nebengleis aus weiterfahren können, wie ein Bahn-Sprecher sagte. Auch auf anderen Bahnstrecken landesweit gab es Sperrungen, zum Beispiel bei Köln, Ennepetal, Schwerte und Aachen. Bahnreisende mussten Umleitungen und Verspätungen in Kauf nehmen, betroffen gewesen sei vor allem der Nahverkehr, sagte der Sprecher. „Die meisten Störungen konnten schnell beseitigt werden, weil wir vorbereitet waren.“
„Das Sturmtief wird in NRW bis zum Abend bleiben und zieht dann in Richtung Osten ab“, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Morgen in Essen. Seit dem Dienstag strömt mäßig warme Atlantikluft ins Land. Die Temperaturen steigen bis auf 22 Grad Celsius. Es komme im Tagesverlauf zudem zu Schauern. Die erwartete Regenmenge sei jedoch „nicht der Rede wert“, hieß es beim DWD.
Auf dem Weg zum Einsatz in Hünxe: Baum stürzt auf Wagen von Feuerwehrfrau
In Hünxe wurde eine Feuerwehrfrau am frühen Mittwochmorgen auf dem Weg zur Wache leicht verletzt, als als ein Baum auf ihr Auto stürzte. Die 19-Jährige war als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr auf dem Weg zu einem Einsatz. Um kurz vor sechs machte sie sich mit einem Hyundai auf den Weg zur Feuerwache. Bedingt durch den Sturm fiel ihr während der Fahrt ein Baum auf die Motorhaube. Nach ambulanter Behandlung konnte die junge Frau das Krankenhaus wieder verlassen.
In Neuss hat der Sturm eine Freilandleitung abgerissen. Das Starkstromkabel setzte den Dachstuhl eines Wohnhauses in Brand, teilte die Feuerwehr mit. Erst eineinhalb Stunden später habe der Strom abgeschaltet werden können, „da die Zuständigkeit des Energieversorgers nicht geklärt werden konnte“, teilte die Feuerwehr mit. Erst dann habe der Brand gelöscht werden können.
Auf der Autobahn 44 in Höhe Holz kam es zu Sichtbeeinträchtigungen durch aufgewirbelten Staub, wie die Düsseldorfer Polizei mitteilte. Zudem war der Anhänger eines Lastwagens auf der Autobahn umgekippt, die Fahrbahnen wurden wegen anhaltender Sturmböen in beide Fahrtrichtungen für mehrere Stunden gesperrt. In Grevenbroich musste die Feuerwehr lose Teile einer Photovoltaikanlage entfernen.
Ein 14-jähriges Mädchen wurde in Paderborn laut Polizei von einem Ast getroffen und kam vorsorglich in ein Krankenhaus. Auch in Kleve traf ein Ast einen Motorradfahrer.
In Bottrop meldete die Feuerwehr am Morgen erste Einsätze wegen Sturmschäden. Unter anderem sei ein Ast auf ein parkendes Auto gestürzt. Im Ortsteil Kirchhellen stürzte ein Ast auf eine Straße. In der Innenstadt ging man am Vormittag daran, wegen des Sturms die Sommer-Dekoration über den Straßen abzubauen. In Gladbeck blockierte abgebrochene Äste am frühen Morgen zwei Straßen, teilte die Feuerwehr mit. In Hattingen riss der Sturm Bäume um und Äste ab. Ein Baum krachte am Vormittag auf ein geparktes Auto.
Umgestürzte Bäume werden auch aus dem Hochsauerlandkreis gemeldet. Zudem wurde der Biergarten einer Bar in Meschede durch den Sturm zerstört. Verletzte gab es im Sauerland aber bislang zum Glück nicht.
Motorradfahrer von herabstürzendem Ast getroffen
Die Polizei im Kreis Kleve zählte zwischen 4.40 und 6.30 Uhr am Morgen insgesamt 11 Einsätze. Unter anderem sei ein Trampolin vom Sturm durch die Luft gewirbelt und gegen ein Auto geschleudert. Mehrere Bäume stürzten um. Ein Motorradfahrer wurde auf der Bundesstraße 9 in Kleve von einem herabstürzten Ast verletzt und kam ins Krankenhaus.
Zoo Wuppertal und Wildpark in Düsseldorf wegen Sturms geschlossen
Auch in Mülheim führte Sturmtief „Kirsten“ zu Problemen: Das Corona-“Drive through“ an der Mintarder Straße blieb an diesem Mittwoch geschlossen, teilte die Stadtverwaltung mit. Termine würden ins städtische Diagnosezentrum verlegt. In Witten vermeldete die Feuerwehr bis zum Mittag sieben Einsätze wegen des Sturms. In Annen wurde ein parkendes Auto durch einen umgestürzten Baum stark beschädigt.
Wegen der erhöhten Gefahr durch umstürzende Bäume blieben der Zoo in Wuppertal und der Zoo in Dortmund am Mittwoch geschlossen. Auch einige Wildparks - etwa in Köln und Düsseldorf - blieben aus Sicherheitsgründen zu, ebenso der Dortmunder Westfalenpark.
Sturm trifft auf voll belaubte Bäume
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Auf dem Kahlen Asten wurden schon am frühen Morgen Sturmböen bis Windstärke 10 gemessen, das entspricht etwa 90 bis 100 Stundenkilometern. „Im Herbst und Winter wären solche Geschwindigkeiten in der Natur kaum ein Problem, jetzt aber schon, weil Bäume voll belaubt sind“, sagte der DWD-Meteorologe in Essen.
Die ersten Sturmböen wurden in der Nacht gegen 2 Uhr im Raum Aachen gemessen.
Bäume voller Laub bieten Wind große Angriffsfläche
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Am Abend sind nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes nur noch einzelne Windböen um 55 km/h möglich, im Osten noch letzte stürmische Böen, lokal auch Sturmböen. In der Nacht zu Donnerstag soll der Wind dann völlig abflauen.
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Das Wettergeschehen ist laut DWD nicht untypisch für den Monat August: „Es handelt sich um erste frühherbstliche Erscheinungen“, erklärte der Meteorologe. Die Temperaturen blieben vergleichsweise mild. An Donnerstag und Freitag bleibe das Wetter ruhig, zum Wochenende hin kann der Wind erneut auffrischen. (red / mit dpa)