Berlin. Bushido gegen Arafat Abou-Chaker: Am Montag beginnt der Prozess gegen den Clanchef – mit dem Rapper als Nebenkläger. Darum geht es.

„Mephisto, ein Teufel, ein Lügner ohne Gleichen. Für die Seele dieses Jungen ging er über Leichen.“ Unter anderem mit diesen Zeilen beschrieb Bushido, einer der wohl erfolgreichsten deutschen Rapper, vor zwei Jahren den Berliner Clanchef Arafat Abou-Chaker und sein Verhältnis zu ihm.

Sie stammen aus dem zehnminütigen Song „Mephisto“, in dem der 41 Jahre alte Musiker mit seinem ehemaligen Geschäftspartner und Weggefährten abrechnet und ihn als „Schlange“, „Monster“ oder „Meister der Intrigen“ regelrecht verteufelt.

Bushido gegen Arafat Abou-Chaker – am Montag beginnt der Prozess

Am Montag sehen sich die beiden Männer, die mittlerweile eine tiefe Feindschaft verbindet, vor dem Berliner Landgericht wieder. Das Oberhaupt des deutsch-libanesischen Clans muss sich dort wegen mehrerer Verbrechen verantworten.

Dem 44-Jährigen wird unter anderem versuchte schwere räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung, Nötigung, Beleidigung und Untreue vorgeworfen. Das Opfer: Bushido, bürgerlich Anis Ferchichi.

Bushido tritt als Nebenkläger gegen Abou-Chaker und seine Brüder auf

Auf der Anklagebank sitzen auch drei Brüder des Clanchefs, die als Mittäter beziehungsweise Gehilfen bei einzelnen Verbrechen angeklagt sind: Yasser (39), Nasser (49) und Rommel Abou-Chaker (42). Bushido tritt als Nebenkläger auf.

Die Straftaten sollen im Zuge der Trennung der Geschäftsbeziehungen der beiden Männer begangen worden sein. Bushido beendete das Verhältnis 2017 nach 15 Jahren und machte das im März 2018 öffentlich.

Anklage: Abou-Chaker wollte das Ende der Geschäftsbeziehung nicht akzeptieren

Abou-Chaker habe das nicht akzeptieren wollen und unberechtigterweise die Zahlung von angeblichen Schulden beziehungsweise „die Beteiligung an dessen Musikgeschäften gefordert“, heißt es in der Anklage weiter. Auch um den Verkauf von Immobilien in Berlin und Kleinmachnow in Brandenburg soll gestritten worden sein. Lesen Sie dazu: Bushido und Abou-Chaker: Anwesen wird zwangsversteigert

Konkret geht es dabei um zwei Treffen in den einst gemeinsamen Geschäftsräumen in Berlin-Treptow im Dezember 2017 und im Januar 2018. Bushido soll später gegenüber der Polizei angegeben haben, in dem Glauben gekommen zu sein, sich einigen zu können.

Wurde der Clanchef handgreiflich gegen den Rapper?

Arafat Abou-Chaker soll aber beide Male den Raum von innen verschlossen und den Rapper über Stunden festgehalten haben, um von ihm eine Abfindung abzupressen. Dabei hätten er und seine Brüder den Rapper „ehrverletzend beschimpft und drangsaliert“, so der Vorwurf. Nasser Abou-Chaker soll bei beiden Treffen anwesend gewesen sein, Yasser Abou-Chaker nur beim zweiten.

Beim zweiten Treffen im Januar 2018 sei der Clanchef auch handgreiflich geworden, indem er Bushido eine halb gefüllte Wasserflasche aus Hartplastik an den Kopf geworfen und dann mit einem Stuhl nach ihm geschlagen haben soll. Dieser wiederum habe sich späteren Aussage zufolge bedroht gefühlt und habe begonnen, um die Sicherheit seiner Familie zu fürchten. Im Herbst des gleichen Jahres veröffentlichte Bushido den Track „Mephisto“.

Der Clan soll die Entführung der Kinder Bushidos geplant haben

Bushido steht seit dem Jahreswechsel 2018/2019 unter Polizeischutz, weil der Vorwurf im Raum stand, Arafat und Yasser Abou-Chaker sollen gemeinsam die Entführung der Kinder des Rappers und ein Säureattentat auf dessen Ehefrau Anna-Maria Ferchichi geplant haben.

Die Cousine der Brüder, die gleichzeitig mit Yasser verheirat ist, sagte gegen die beiden Männer aus. Sie soll zuvor nach Dänemark geflohen sein. Arafat Abou-Chaker wurde im Januar 2019 verhaftet, allerdings nach zwei Wochen wieder freigelassen. Der Verdacht ließ sich nicht erhärten. Die Zeugin soll ihre Aussage überdies zurückgezogen haben. Der Vorwurf der Vorbereitung einer Straftat steht daher nicht in der Anklage.

180.000 Euro verschwanden vom Firmenkonto

Yasser Abou-Chaker wurde ebenfalls im Januar 2019 in Dänemark festgenommen und sitzt seitdem wegen anderer Vorwürfe in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wollte ihn wegen der mutmaßlichen Entführung seiner eigenen Kinder anklagen. Das hatte die zuständige 38. Große Strafkammer, vor der die Verhandlung gegen die vier Brüder geführt wird, allerdings abgelehnt.

Dafür muss sich Clanchef Arafat Abou-Chaker ab Montag verantworten, weil er mehrere Gespräche, unter anderem mit Bushido, heimlich aufgenommen haben soll. Rommel Abou-Chaker wiederum wird vorgeworfen, ohne Bushidos Wissen 180.000 Euro von einem gemeinsamen Firmenkonto abgehoben zu haben.

Bushido und Abou-Chaker waren 15 Jahre lang Partner und Freunde

Bushido und Arafat Abou-Chaker waren 15 Jahre lang Partner. Der Clanchef half dem Musiker 2003, das Musiklabel „Aggro Berlin“ rund um den Rapper Sido nach Streitigkeiten zu verlassen. Aus Partnern wurden Freunde. Abou-Chaker war 2012 sogar Bushidos Trauzeuge.

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Später wurde bekannt, dass der Rapper dem Clanchef bereits 2010 eine Generalvollmacht ausstellte, der damit über alle seine Konten und seinen Besitz verfügen und Geschäfte im Namen Bushidos tätigen kann. Beide erwarben Immobilien im Umland Berlins für mehrere Millionen Euro und lebten zuletzt in Kleinmachnow in zwei Villen auf demselben Grundstück.

Im Prozess gelten erhöhte Sicherheitsbedingungen

Davon ist nichts mehr zu spüren. Als Anfang Juni die Polizei zur Razzia bei Arafat Abou-Chaker anrückte, machte der sofort Bushido öffentlich dafür verantwortlich. Lesen Sie dazu: Bushido und die Clans – Berlin droht Krieg der Rapper

Im Prozess gegen den Clanchef und seine drei Brüder gelten erhöhte Sicherheitsbedingungen. Nach Montag sind bis Ende November 23 weitere Verhandlungstermine angesetzt.