Berlin. Zwei Wochen ist die Festnahme im Gerichtssaal her: Nun kommt der Berliner Clan-Chef Arafat Abou-Chaker aus der Untersuchungshaft frei.
Er war schon fast auf dem Weg in die Freiheit, doch dann klickten die Handschellen: Mitte Januar war mit Arafat Abou-Chaker einer der bekanntesten Clan-Chefs Berlins verhaftet worden – überraschend im Amtsgericht. Wie die Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, wurde der Haftbefehl nun wieder aufgehoben.
Der Ermittlungsrichter habe keine Haftgründe gegen 42-Jährigen gesehen. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob sie Beschwerde einlegt.
Vor dem Zugriff im Gerichtssaal war das Oberhaupt der polizeibekannten Neuköllner Großfamilie zuvor erstmals verurteilt worden. Der ehemalige Geschäftspartner des Rappers Bushido sei dringend der Verabredung zu einem Verbrechen verdächtig, sagte damals der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner. Es gehe um die Entziehung Minderjähriger und eine schwere Körperverletzung.
Streit mit dem Berliner Rapper Bushido
Er bekam zehn Monate auf Bewährung wegen Körperverletzung und Bedrohung eines Hausmeisters in einem Sportstudio in Charlottenburg. Eigentlich wollte der Clan-Chef nach der Urteilsverkündung gehen, als ihm der Richter in aller Ruhe mitteilte, er habe noch etwas anderes zu verkünden und zwar einen Haftbefehl.
Den hatte die Staatsanwaltschaft am Tag zuvor wegen eines anderen Verfahrens erwirkt. In dessen Zentrum steht ein seit Monaten schwelender Streit mit dem Berliner Rapper Bushido. Es sollte offenbar um eine möglicherweise geplante Entführung von Familienmitgliedern des Rappers gehen.
Justiz sieht Fluchtgefahr bei Arafat Abou-Chaker
Die Staatsanwaltschaft bestätigte damals laut einem Bericht der „Berliner Morgenpost“, dass ein Haftbefehl wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr gegen Arafat Abou-Chaker vorliege.
Der Clan-Chef wurde noch am selben Tag in eine Zelle gebracht. Der Staatsanwaltschaft spielte auch die örtliche Begebenheit im Gericht in die Hände. Denn das Gericht ist über ein Tunnelsystem mit der Untersuchungshaftanstalt Moabit verbunden.
Auch Abou-Chakers Anwälte wurden von der generalstabsmäßig vorbereiteten Aktion im Amtsgericht Tiergarten kalt erwischt. Eine offizielle Stellungnahme verweigerten sie zunächst, einige Anwälte beklagten allerdings erkennbar frustriert Vorverurteilungen durch die Medien und Sippenhaft.
Ehefrau eines Bruders könnte Hinweise gegeben haben
Zum Stand des Ermittlungsverfahrens gegen den inzwischen in Untersuchungshaft sitzenden Abou-Chaker schwiegen Staatsanwaltschaft und Polizei. Zu groß war die Angst, in diesem ebenso brisanten wie komplexen Fall durch vorschnelle Äußerungen in der Öffentlichkeit die Ermittlungen zu gefährden.
Zwischenzeitlich hatte sich der Verdacht erhärtet, wertvolle Hinweise zu dem Verdacht gegen den Verhafteten seien von einem Familienmitglied gekommen.
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(ad/hhn/les/cho)