Ansbach. Die Polizei erhofft sich wichtige Aussagen von Georg R., dem Amokläufer aus Ansbach. Doch der 18-Jährige schweigt bislang zu den Motiven seiner Tat. Die Staatsanwaltschaft eröffnete derweil den Haftbefehl wegen versuchten Mordes.

Der Amokläufer von Ansbach schweigt nach seinem Erwachen aus dem künstlichen Koma bisher zu seiner Tat. Dem 18-Jährigen wurde am Dienstag der Haftbefehl wegen zehnfachen versuchten Mordes eröffnet. Er sei ihm im Krankenhaus im Beisein seines Pflichtverteidigers unterbreitet worden, teilte die Staatsanwaltschaft Ansbach mit. Der Täter habe bisher keine Angaben zu dem Amoklauf gemacht, sagte Oberstaatsanwältin Gudrun Lehnberger.

«Er hat von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht.» Inzwischen nehme der 18-Jährige seine Umgebung wahr, erklärte Lehnberger. Er war am gestrigen Montag aus dem künstlichen Koma erwacht.

Unterricht wieder begonnen

Unterdessen begann für die 700 Schüler am Gymnasium Carolinum fünf Tage nach dem Amoklauf wieder der Unterricht. In dieser Woche werde aber täglich nur vier Stunden unterrichtet, sagte Schulleiter Franz Stark. Erst in der kommenden Woche werde wieder der normale Stundenplan eingehalten, der sich bis in den späten Nachmittag ziehe.

Noch immer stünden den Schülern und Lehrern etwa 20 psychologische Betreuer vor Ort zur Verfügung. Die vom Überfall betroffenen Klassen 9c und 10b hätten den Unterricht ebenfalls wieder aufgenommen. Sie werden laut Stark aber nicht mehr in ihre früheren Klassenzimmer zurückkehren.

Psychiatrisches Gutachten über Täter

Der Schüler der 13. Klasse hatte am Donnerstag sein Gymnasium mit einer Axt, mehreren Messern und fünf Molotow-Cocktails überfallen. Bei der Tat wurden neun Schüler und eine Lehrerein verletzt, zwei 15-jährige Mädchen lebensgefährlich. Sie sind inzwischen auf dem Weg der Besserung.

Ermittler hatten auf dem Laptop des Amokläufers 80 Seiten lange Aufzeichnungen gefunden, wonach er aus Hass auf die Menschheit und die Schule handelte. Sein Plan war demnach, möglichst viele Menschen zu töten und das Schulgebäude niederzubrennen.

Oberstaatsanwältin Lehnberger sagte, Kernstück der weiteren Ermittlungen sei ein psychiatrisches Gutachten, das Aufschluss über die Schuldfähigkeit des 18-Jährigen geben solle. Ein Jugendpsychiater wolle noch in dieser Woche mit der Arbeit beginnen. «Es ist ja etwas ganz Außergewöhnliches, dass ein Psychiater Anknüpfungspunkte hat, wie hier in Form der Schriftstücke des 18-Jährigen», sagte die Oberstaatsanwältin.

Der 18-Jährige schrieb von April bis einen Tag vor dem Amoklauf in einer Art Tagebuch an eine Frau und schilderte seine Gedanken, Gefühle und auch Pläne für die Tat. Er rechnete demnach damit, bei dem Amoklauf selbst ums Leben zu kommen. Der 18-Jährige überlebte schwer verletzt, nachdem Polizisten ihn mit drei Schüssen in den Bauch, die Brust und den Arm gestoppt hatten.

Schüler in Zwickau droht mit Gewalt

Derweil sorgte erneut ein Vorfall in einer Schule im sächsischen Zwickau für Aufsehen. Dort wurde ein Berufsschüler wegen Gewaltdrohungen festgenommen. Er werde derzeit vernommen, sagte eine Polizeisprecherin. Demnach hatte es offenbar zuvor ein Gespräch zwischen der Schulleitung und dem Schüler wegen Disziplinproblemen gegeben. Dann habe der Schüler gedroht, teilte die Polizei mit. Der Unterricht ging allerdings normal weiter. Am frühen Nachmittag war noch eine Polizeistreife an der Schule postiert. (ap)