Oberhausen. . Ein Nachbar brachte den vermeintlich herrenlosen Hund ins Tierheim. Erst nach einer langen durchbellten Nacht durfte er wieder nach Hause.
Kommen einem Tierliebhaber Hund, Katze oder Vogel abhanden, ist das schrecklich. Jedem Tierbesitzer dürfte ein Stein vom Herzen fallen, wird sein Liebling gefunden und vorübergehend im Tierheim sicher verwahrt. Aber wie ist das, wenn man sein Haustier dann nicht direkt abholen darf?
Lena Neto Benzinho war verzweifelt, als ihr Hund Bailey eine Nacht im Tierheim Mülheim verbringen musste. Bis 13 Uhr hatte das Tierheim an dem Tag geöffnet, als Lena Neto Benzinhos Liebling dort landete. „Um 13.05 Uhr hätte ich dort sein können“, sagt sie.
Eine Tierheimangestellte sei nicht bereit gewesen zu warten. Marion Niederdorf, Leiterin des Tierheims, nimmt die Mitarbeiterin in Schutz. „Irgendwann haben wir auch mal Feierabend“, sagt sie und fährt fort: „Bei der letzten Person, die in zehn Minuten bei uns sein wollte, habe ich eineinhalb Stunden gewartet.“
Rettungsaktion zog sich hin
Hinter der Geschichte des kleinen Bailey, eines Pekinesen-Chihuahua-Mixes, verbirgt sich eine grundsätzliche Problematik, meint die Hundehalterin. Sie glaubt: Leute scheinen immer schneller dabei zu sein, anscheinend herrenlose Tiere ins Tierheim zu bringen, anstatt zu schauen, wem das Tier gehören könnte. Bailey zum Beispiel saß brav vor der Haustür, nachdem er unbemerkt mit dem Freund seiner Besitzerin nach draußen gelaufen war.
Da der Rüde ein sehr ruhiges Tier sei, habe man sein Verschwinden nicht sofort bemerkt. Direkt vor der Haustür sei der kleine Kerl dann von einem Nachbarn, der selber einen Hund halte, entdeckt und nach Mülheim verfrachtet worden. „Warum hat der Mann nicht einfach mal angeschellt?“, wundert sich Lena Neto Benzinho. Er hätte sie doch mit ihren Hunden (zu Bailey gehört noch Schoko) häufig draußen sehen können.
Sie sei jedenfalls in Panik geraten, als Bailey spurlos verschwand. „Wir haben die gesamte Gassi-Runde abgesucht, parallel forschte ihre Schwiegermutter auf Facebook nach. Sie entdeckte tatsächlich den Namen eines Mannes, der wusste, wo Bailey geblieben war. Er konnte von seinem Nachbarn berichten, der erklärt habe, er wolle kurz etwas erledigen und einen Fundhund ins Tierheim bringen. So zog sich die Rettungsaktion des Tieres hin. „Denn wir wussten nicht, dass Bailey da schon längst im Tierheim saß“, erklärt Lena Neto Benzinho.
Schwiegermutter bot 200 Euro an
Als sie es dann erfuhren, bot ihre Schwiegermutter der Tierheimmitarbeiterin sogar 200 Euro an. Doch die Frau ließ sich nicht erweichen. Am nächsten Tag musste Lena Neto Benzinho nur zehn Euro für die Auslösung ihren Hundes zahlen. „Er hat nichts getrunken, nichts gegessen und so heiser wie er war, hat er die ganze Nacht wohl nur gebellt“, vermutet sie.
Bailey, der sonst im Bett schläft, habe vom Tierheim so schnell wie möglich weggewollt. „Er hat sogar am Auto gekratzt, was er sonst nie macht“, erzählt sie. Sie fand einfach die Art und Weise, wie die Tierheim-Mitarbeiterin mit ihr gesprochen habe, „furchtbar“. „Sie hat mich außerdem weder nach dem Namen des Hundes gefragt noch, ob er Allergien hat“, moniert Lena Neto Benzinho. Im Grunde sei Bailey bestraft worden.
Marion Niederdorf hält dagegen: „Wir haben pro Tag bis zu drei Fundhunde.“ Die Tiere herauszugeben, bedeute Papierkram und dauere. Sie hätten aber auch ihre eigenen Termine und könnten nicht immer warten. Deshalb würden Tiere zu den Öffnungszeiten und an Tagen, an denen das Tierheim geschlossen sei, zwischen 11 und 12 Uhr herausgegeben. „Das ist in anderen Tierheimen auch so“, bekräftigt Marion Niederdorf.
>>> Die Öffnungszeiten des Tierheims in Mülheim
Das Tierheim Mülheim nimmt Tiere aus Oberhausen und Mülheim auf. Hauptsächlich Fundtiere, die versorgt und weiter vermittelt werden sollen.
Die Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 13 bis 16.30 Uhr. Samstag von 11 bis 13 Uhr. 0208-372211. Die Adresse: Horbeckstraße 35, 45470 Mülheim.