Wiesbaden. Ein bedeutender Schlag gegen die Internetkriminalität ist jetzt der deutschen Polizei gelungen. Bei einer großangelegten Durchsuchungsaktion in Deutschland und Österreich hoben die Beamten ein Netzwerk von mutmaßlichen Internetbetrügern aus. Drei Personen wurden vorläufig verhaftet.
Der deutschen Polizei ist ein bedeutender Schlag gegen die Internetkriminalität gelungen. Bei einer großangelegten Durchsuchungsaktion in der Bundesrepublik und in Österreich hoben 200 Kriminalbeamte am Dienstag ein Netzwerk von mutmaßlichen Internetbetrügern aus, denen unter anderem die Nutzung gestohlener Kreditkartendaten und zahllose Fälle von Computer-Hacking vorgeworfen werden. Drei Personen wurden vorläufig festgenommen, ein österreichischer Staatbürger wurde verhaftet, wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte.
Die Computerbetrüger bezeichneten sich selbst nach Angaben des BKA als "Elite-Crew" und betrieben ein Internetforum, das unter anderem als Plattform für den Austausch und Handel mit illegal erlangten Zugangsdaten, Kreditkartendaten, Kontodaten und Schadsoftware diente. Außerdem habe es dort Anleitungen für Dokumentenfälschungen und die Begehung von Betrugsstraftaten gegeben.
Der verhaftete österreichische Administrator des Internetforums betrieb laut Polizei darüber hinaus ein sogenanntes Botnetz mit mehr als 100.000 infizierten Rechnern. Das heißt: Er übernahm mit Hilfe von Computerviren die Kontrolle über zahllose fremde Rechner und konnte diese für seine Zwecke nutzen.
"Das Internet ist kein verfolgungsfreier Raum"
Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, betonte: "Mit dieser Durchsuchungsaktion gelang dem Bundeskriminalamt und den Polizeidienststellen der Länder erstmalig ein bedeutsamer Schlag gegen die deutschsprachige kriminelle 'Underground Economy'." Bei den mehr als ein Jahr dauernden Ermittlungen seien die Ermittler tief in die Szene vorgedrungen und hätten zahlreiche der unter Pseudonym hochprofessionell agierenden 15- bis 26-jährigen Straftäter identifiziert.
Am Dienstag holten die Ermittler dann zum großen Schlag aus: Mehr als 200 Polizeibeamte durchsuchten in den Nachmittags- und Abendstunden 46 Wohnungen im gesamten Bundesgebiet. Zusätzlich wurden durch Polizeikräfte in Österreich vier weitere Objekte durchsucht.
Das BKA geht davon aus, dass sich aus den sichergestellten Daten Hinweise auf zahlreiche weitere Straftäter ergeben. "Wir beobachten, dass sich diese Art von Cybercrime-Straftaten zu einem lukrativen und vermeintlich sicheren Geschäft für Straftäter entwickeln. So sind der Einsatz von Trojanern und die illegale Nutzung von Kreditkartendaten durch die Internetforen so einfach wie nie zuvor geworden", berichtete Ziercke. Diese Delikte seien auf dem besten Weg, zum "Ladendiebstahl des 21. Jahrhunderts" zu werden.
Doch zeige der Ermittlungserfolg des BKA einmal mehr, dass die vermeintliche Anonymität im Internet keinen Schutz vor Strafverfolgung biete. "Das Internet ist kein verfolgungsfreier Raum", sagte der BKA-Chef. Die Ermittlungen werden von der Staatsanwaltschaft Bonn geleitet. (AP)