Wiesbaden. Zahlreiche Privatcomputer in Deutschland werden nicht von ihren Eigentümern gesteuert, sondern von Kriminellen - so die Einschätzung des Bundeskriminalamtes. Hacker setzten alles daran, sich Zugriff auf fremde Festplatten zu verschaffen, um Daten abzugreifen.

Der Chef des Bundeskriminalamtes zeichnet ein dunkles Bild von der Sicherheit im Internet. „Kriminelle versuchen derzeit, die gesamte Identität aller User abzugreifen“, um sie für Verbrechen zu nutzen, warnt BKA-Chef Jörg Ziercke.

In private Computer eingeschleust

Schon 350.000 PCs in Deutschland seien „Zombie-PCs“, die ohne das Wissen ihrer rechtmäßigen Eigentümer über eingeschleuste Programme durch ein kriminelles Netzwerk kontrolliert werden könnten, sagte er auf der Herbsttagung seiner Behörde in Wiesbaden.

Im Visier: Die Underground-Economy (Untergrund-Wirtschaft), die so genannte Bot-Netze aufgebaut habe mit dem Ziel, den „vollständigen Zugriff“ auf alle Daten zu bekommen: auf Social-Networking-Plattformen, PayPal-Konten, Email-Accounts, Aktiendepots, Online-Vetriebsportale und Firmennetzwerke. Die ferngesteuerten Bot-Netze, vermutet das Bundeskriminalamt, würden auch weitervermietet.

"Kein verfolgungsfreier Raum"

Zeitgleich zur Tagung gelang den Fahndern des BKA und der Länderpolizeien ein erster Schlag gegen die Szene: Bei der Durchsuchung von 46 Wohnungen im Bundesgebiet wurden Computer und Datenträger in Massen sichergestellt. Es erfolgten drei Festnahmen. Nach einjährigen Ermittlungen hatten die Sicherheitsbehörden ein Hacker-Netz von 15 bis 26 Jahre alten Teilnehmern identifiziert, die gestohlene Zugangsdaten ausgetauscht und gehandelt haben und in den Kreditkarten- und Kontodatenkarten-Betrug verwickelt sein sollen. Auch in Österreich gab es Festnahmen.

Im Gegensatz zum aktuellen Fahndungserfolg wittert das BKA aber Drahtzieher in vielen anderen Fällen vor allem im Ausland – so in Russland und der Ukraine. Ziercke forderte auf der BKA-Tagung: „Das Internet darf kein verfolgungsfreier Raum sein“. IP-Adressen müssten für die Fahnder auch für die Verfolgung der organisierten Kriminalität zugänglich werden und „die Internet-Telefonie muss überwacht werden können“, sonst drohten „schwerwiegende persönliche Gefahren“.