Bottrop. . Die Bottroperin musste in diesem Jahr schon 43 Tiere versorgen. Der Hitzesommer hat die Nüsse verkümmern lassen. So kann man den Tieren helfen.
Fünf Eichhörnchen toben durch die Voliere in Annette Paulsen Garten. Rund sechs Wochen sind sie alt und noch ganz auf ihre „Mutter“ Annette Paulsen fixiert. Doch nicht mehr lange, denn in rund zwei Wochen würden die Tiere anfangen zu fremdeln und sich abzunabeln, erklärt die 47-Jährige. Die fünf sind die letzten von etwa 43 Eichhörnchen, die die Bottroperin als Initiatorin der „Findelkinder“ in diesem Jahr aufgezogen hat. In etwa acht Wochen würden sie ausgewildert – eigentlich.
Doch aktuell sei die Situation für Eichhörnchen schwierig. Der heiße Sommer hat dafür gesorgt, dass es kaum Bucheckern oder Nüsse gibt; meist sind die Schalen hohl. Außerdem werfen die Bäume zum Teil jetzt schon, also viel früher als sonst, ihre Früchte ab. Die Eichhörnchen seien aber noch gar nicht darauf eingestellt, jetzt bereits Vorräte für den Winter anzulegen, sagt Annette Paulsen. „Die sind teilweise ja noch mit der Aufzucht ihrer Jungen beschäftigt.“
Gartenbesitzer sollten Tiere füttern
Kurz gesagt: Es wird ganz schwer für Eichhörnchen, Nahrung zu finden. Das war auch schon im vergangenen Jahr ein Problem, weil es da noch einmal einen späten Frosteinbruch gegeben hatte. Die Helferin appelliert daher an alle Gartenbesitzer, die Tiere ruhig zu füttern – mit Walnüssen, Haselnüssen, Maronen oder Sonnenblumenkernen. „Nur keine Erdnüsse“, lautet die Einschränkung.
Unterstützung für die Findelkinder Bottrop
Die Eichhörnchenhilfe Findelkinder Bottrop ist kein eingetragener Verein. Trotzdem freut sich Annette Paulsen über Unterstützung. Vor allem Nüsse, Katzenaufzuchtmilch, aber auch Desinfektionsmittel oder andere Sachspenden kann sie gut gebrauchen.
Die Kontaktaufnahme geht am einfachsten über die Facebook-Seite Findelkinder Bottrop Eichhörnchenhilfe.
Die fünf Tiere, die noch in der Voliere herumspringen, werden wohl ausnahmsweise dort überwintern, in Anbetracht der Situation, so Annette Paulsen. Dass die Eichhörnchen nun so süß und putzig durch den Käfig toben, ist das Ergebnis harter Arbeit und vieler Nächte ohne Schlaf. Denn Eichhörnchenhilfe sei eben nicht nur süß und putzig, warnt Annette Paulsen.
Seit zehn Jahren im Einsatz
Sie macht das seit rund zehn Jahren, hat sich alles selbst angeeignet und weiß, wovon sie spricht. Oft sind die Tiere krank, verletzt oder von Parasiten befallen. „Ich habe in diesem Jahr mehr Fliegeneier und Maden etwa aus den Ohren gepult, als je zuvor.“
Alle zwei Stunden müssen die Jungtiere, die erst nach rund drei Wochen die Augen öffnen, gefüttert werden. Sie erhalten Katzenaufzuchtmilch. Dann muss ihnen der Bauch massiert werden, um die Verdauung anzuregen. Das sei schon ein Vollzeitjob und nicht mal so eben nebenher zu machen, warnt Annette Paulsen all jene, die es sich zu leicht vorstellen. Ihr dringender Appell: Wer ein Eichhörnchen oder überhaupt ein Wildtier findet, sollte sich an einen Tierarzt wenden oder an jemanden, der sich damit auskennt. „Auf keinen Fall sollte man anfangen zu experimentieren.“
Manche Tieren waren zu schwach
Nicht jedes Tier, dass es zu den Findelkindern Bottrop geschafft hat, hat auch überlebt. Manche waren einfach zu schwach oder krank. Das sei aber ganz normal, sagt die Wildtierschützerin. In freier Wildbahn überlebten etwa 85 Prozent der Tiere das erste Jahr nicht. „Und ein dreijähriges Eichhörnchen ist schon alt.“