Igel, Fledermäuse & Co. brauchen im Winterschlaf ihre Ruhe. Gartenbesitzer können mit Laubhaufen und Holzstapeln Winterquartiere schaffen.
Dauerregen, kalter Wind, Dunkelheit. Im Herbst und Winter fragt sich so mancher: Warum kann ich es nicht Igeln, Fledermäusen & Co. gleich tun, mich verkriechen, bis der Frühling da ist? Tatsächlich führt der Begriff „Winterschlaf“ in die Irre. Der Winterschlaf ist ein Zustand der Erstarrung, Wissenschaftler sprechen von Torpor. „Alle Körperfunktionen schalten diese Tiere auf Stand-by, damit der Energieverbrauch minimal bleibt“, erklärt Elke Brandt vom Naturschutzbund Ruhr (Nabu). Eine clevere Strategie, um Kälte, Fressfeinden und Futtermangel zu entgehen.
„Während der Mensch sich im Schlaf erholt, schlafen Tiere, um ungünstigen Bedingungen wie Kälte und Nahrungsmangel zu entgehen“, sagt Professor Ralph Tollrian, Evolutionsökologe an der Ruhr-Uni Bochum.
Doch das Leben im Energiesparmodus, gibt Forschern immer noch Rätsel auf. Den Impuls zum Schlafen geben nicht herbstliche Temperaturen oder Nahrungsmangel. Vielmehr spielen der Jahresrhythmus der „inneren Uhr“, hormonelle Umstellungen und die Tageslänge eine Rolle. Letztere beeinflusst die Bildung von Fettdepots und diese wiederum die Schlafbereitschaft. In dieser Phase haben diese Tiere einen minimalen Energiebedarf und sollten deshalb nicht gestört werden. Jedes Aufwachen kostet Energie, die für Tiere in den Wintermonaten kostbar ist. „Wachen sie zu oft auf, verhungern sie“, so der Evolutionsökologe. Daher werden viele Fledermaushöhlen über den Winter für Besucher geschlossen. Wer möchte, dass Fledermäuse im Eigenheim einen Schlafplatz finden, sollte dafür sorgen, dass der Dachboden Öffnungen für Ein- und Ausflug hat, rät Wissenschaftler Ralph Tollrian.
„Tiere mögen naturnahe Gärten“, weiß Elke Brandt. Mit Hecke, Wiese und Teich können Gartenbesitzer dafür sorgen, dass Winterschläfer genug Futter finden, um sich im Herbst Winterspeck anzufressen. Denn „Tiere, die schlecht ernährt in den Winter gehen, überleben den Winter nicht“, sagt die Nabu-Vorsitzende, die seit über 50 Jahren ehrenamtlich dort engagiert. Mit Stein- und Reisighaufen können Tierfreunde Winterquartiere für Kröten, Siebenschläfer und Igel schaffen. Eidechsen halten sich gern in unverfugten Mauern oder in Erdlöchern auf. „Holz- und Laubhaufen sollte man erst im Frühjahr wegräumen, wenn die Winterschläfer ausgezogen sind“, rät Elke Brandt.
Eichhörnchen halten Winterruhe
Eichhörnchen machen keinen Winterschlaf, sie halten Winterruhe. Bei milden Temperaturen werden sie wieder aktiv und holen sich eine Ration aus ihren Vorratsspeichern. Eichhörnchen bevorzugen für ihre Nester, Kobel genannt, hohe Bäume, wie Eichen und überwintern daher eher in Wäldern, Parks und auf Friedhöfen als im heimischen Garten. Elke Brandt: „Die Natur ist flexibler, als man manchmal glaubt.“ Die Tiere reagieren auf die aktuelle Witterung, suchen sich geeignete Schlafplätze, passen sich an.
Vögel ändern ihren Speiseplan
Während Igel, Siebenschläfer und Fledermäuse sich monatelang verkriechen, bleiben unsere Vögel auch bei Minusgraden wach und aktiv. Mittlerweile ziehen immer weniger Vögel in den Süden – sie bleiben in ihrer Heimat. Amseln, deren Leibgericht Regenwürmer sind, ändern bei Schnee einfach ihren Speiseplan. Mit ihrem kräftigen „Allzweckschnabel“ können sie Rosinen, Haferflocken und Obst fressen. Auch andere Singvögel, etwa Meisen und Rotkehlchen, passen sich der verfügbaren Nahrung an. Da das Nahrungsangebot durch Monokulturen zurückgehe und auch Insekten rar geworden sind, befürwortet Brandt eine ganzjährige Fütterung.
Krokodile verschlafen die Trockenzeit
In heißen Regionen schlafen Krokodile und Schlangen während der trockenen Jahreszeit – meist unter einer Schlammdecke. Echsen verbergen sich in Felsspalten. Sie fahren ihren Stoffwechsel soweit herunter, dass sie trotz der Hitze nicht an Gewicht verlieren. Im Unterschied zu den Winterschläfern senken Sommerschläfer ihre Körpertemperatur nicht ab.
Vor Trockenheit schützt sich auch unsere Weinbergschnecke: Sie zieht sich in ihr Häuschen zurück und schleimt sich ein. Alle Lebensfunktionen fährt sie herunter und wartet bis die Luft wieder feucht genug ist.
Der Tierfreund solle auf qualitatives Futter achten. „Leute beschweren sich bei mir, dass Vögel die Meisenknödel aus dem Baumarkt nicht fressen – das liegt schlicht an der schlechten Qualität.“ Vögeln sollte man sowohl Haferflocken, Rosinen, Obst als auch Sonnenblumenkerne und Hanf gleichzeitig oder im Wechsel anbieten. „Damit sowohl Weichfutterfresser als auch Körnerfresser etwas abbekommen.“ Gewürzte Speisen sind Tabu. Auch Brot ist nicht zu empfehlen, da es im Magen der Vögel aufquillt. Futterstelle sollten sauber gehalten werden. So können sich keine Krankheiten ausbreiten.
Die verwilderte Gartenecke: Ein idealer Schlafplatz für den Igel
Igel überbrücken die kalte Jahreszeit, indem sie Winterschlaf halten. Fünf bis sechs Monate schlummern die kleinen Tiere, unterbrochen von kleinen Wachphasen. Der Grund für den Winterschlaf: „Ihre Nahrung – Insekten – stirbt weg oder verkriecht sich, wenn die Temperaturen gegen null Grad gehen“, erklärt Uwe Klabuhn von den „Igelfreunden Ruhrgebiet“. Damit er nicht verhungert, rollt sich der Igel in einem gut isolierten Nest zu einer Stachelkugel zusammen und verschläft den Winter.
Warum hält der Mensch keinen Winterschlaf?
Wäre es nicht verlockend? Einfach die Augen schließen und erst wieder aufwachen, wenn der Frühling da ist. Tatsächlich vermuten Wissenschaftler, dass auch Menschen theoretisch Winterschlaf halten könnten – sie sprechen dabei von „Hibernation“. Denn Fettschwanzmakis, die als Affen enge Verwandte von uns sind, halten in den Trockenmonaten „Winterschlaf“. Die europäische Weltraumbehörde ESA und die amerikanische NASA hoffen, auf diese Weise eines Tages Menschen auf der langen Reise zum Mars in Tiefschlaf versetzten zu können.
Bei Hamstern konnten Forscher beobachten, dass die zentralen Nervensysteme nach längerer Zeit in Starre Schaden nehmen. Ein langer Winterschlaf könnte also auch bei Menschen zu ähnlichen Zuständen führen wie Schlafmangel. Kalifornische Forscher haben herausgefunden, dass Erinnerungen von übermüdeten Versuchspersonen nicht mehr richtig abgespeichert werden können. Dann doch lieber aus dem Bett quälen...
Ein verdienter Schlaf: Im Sommer und Herbst hat er sich der Igel nämlich ein dickes Fettpolster angefressen. „Allerdings macht den Igeln das Insektensterben zu schaffen“, betont der Igel-Experte. Das Nahrungsangebot werde immer knapper. Daher rät er, Igel ganzjährig zu füttern. „Igel freuen sich über Nassfutter für Katzen gemischt mit Rührei oder Weizenkleie.“
Ein Igelhaus aus Backsteinen bauen
Damit keine Mäuse durch das Futter angelockt werden, oder hungrige Katzen dem Igel zuvorkommen, lasse sich mit ein paar Backsteinen und einem Brett als Dach ein Igelhaus mit einem schmalen Eingang bauen.
„Wer dem Igel gemütliche Winterquartiere anbieten will, der hat verwilderte Ecken im Garten.“ Gemütlich machen kann es sich der Igel beispielsweise in einem Holzstapel mit freien Hohlräumen. Mit Laub, Zweigen und Moos polstert er sich sein Nest aus. Wenn die Außentemperaturen länger um zehn Grad liegen, wachen sie aus dem Winterschlaf auf.
Der Lebensraum der kleinen stachligen Insektenfresser wird immer kleiner, daher sei die Igel in Parks und Gärten in der Stadt ausgewichen. „Dort finden sie einfach mehr zu fressen, beispielsweise Vogelfutter. Wenn ein Igel tagsüber aktiv ist, sei das ein Zeichen, dass mit ihm etwas nicht stimme. Verletzte und schwache Tiere würden dann die Nähe der Menschen suchen. „Dann sollte man den Igel aufnehmen und zu einer Igelhilfestelle, wie der von Uwe Klabuhn in Mülheim, fahren.
>> INFO: IGELFREUNDE RUHRGEBIET
Der Verein Igelfreunde Ruhrgebiet hat sich dem Schutz des heimischen Braunbrustigels verschrieben. Die Mitglieder päppeln verletzte oder kranke Igel auf oder vermitteln sie weiter. Infos und Kontakt unter www.igelfreunde-ruhrgebiet.de