Essen. Piloten werden seit Januar vor Flügen unangekündigt auf Alkohol und Drogen getestet. Schon 40 Flugzeugführer mussten ins Röhrchen pusten.
Der Absturz des Germanwings-Airbus', der vor zwei Jahren auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf vom Co-Piloten Andreas Lubitz in die Felsen der französischen Seealpen gesteuert wurde, hat jetzt weitergehende Konsequenzen.
Seit dem 1. Januar müssen sich Verkehrspiloten stichprobenartig und unangekündigt Alkohol- und Drogentests unterziehen. Sie finden nach Angaben des Luftfahrtbundesamtes „queerbeet auf allen Flughäfen“ statt. Sportflieger werden auf kleineren Plätzen durch die Behörden des Landes NRW getestet. „Die Piloten müssen pusten“, bestätigte eine Sprecherin des Luftfahrtbundesamtes (LBA) unserer Redaktion.
Keine Auffälligkeiten bei den ersten 40 Kontrollen
Bei den ersten seither durchgeführten 40 Kontrollen hat es nach Auskunft der Bundesregierung allerdings keine Auffälligkeiten gegeben. Alleine das Bundesamt setzt für die verdachtslosen Kontrollen 19 Mitarbeiter ein. Auch Luftfahrtgesellschaften und die Länderbehörden testen das Flugpersonal auf Alkohol- und Drogen. „In der praktischen Anwendung kommen bei dieser luftaufsichtlichen Kontrolle der Dienstfähigkeit Schnelltestverfahren zum Einsatz, bei denen zur Feststellung von Alkohol keine Blutentnahme nötig ist“.
Anders als im Straßenverkehr gibt es für Flugzeugführer keine 0,5-Promille-Grenze. Piloten müssen beim Antritt eines Fluges absolut nüchtern sein. Formal wird bei einem Alkoholwert über 0,2 Promille den betroffenen Besatzungsmitgliedern der Start untersagt, „bis sichergestellt ist, dass dass sie nicht unter dem Einfluss von Substanzen mit mit bewusstseins- und wahrnehmungs-verändernder Wirkung stehen“, heißt es in einer Information des LBA, dies könne zu entsprechenden Verspätungen führen.
Flugmedizinische Datenbank zu Untersuchungsergebnissen
Das Luftfahrtbundesamt wird in Kürze auch auf eine elektronische flugmedizinische Datenbank zurückgreifen können, heißt es in der Antwort der Regierung auf eine Bundestagsanfrage der Grünen. Dort kann es die Informationen über die fliegerärztlichen Untersuchungen einzelner Piloten abrufen. Im Fall von Germanwings-Pilot Andreas Lubitz hatten die aufsichtsführenden Stellen wenig oder nichts von seinen zahlreichen Arztbesuchen und psychiatrischen Untersuchungen gewusst.
Die Vereinigung Cockpit, der Interessenverband der Piloten, hatte im Vorfeld der Rechtsänderungen die Puste-Tests als zu ungenau kritisiert. Auch seien diese Tests auf Alkohol oder Drogen ausschließlich Sache der Polizei.