Washington. Das Simsen am Steuer ist in den USA weit verbreitet. Schwere Unfälle sind die Folge. Experten fordern deshalb ein Verbot.
Vor ein paar Jahren noch lief Buzz Thomas gegen dicke Wände. Der Rest Amerikas scherte sich wenig um die Pionierrolle Michigans, für die der schwarze, gerade 40-jährige Senator so beharrlich gefochten hatte. Doch seit geraumer Zeit blicken viele anerkennend auf den Staat im hohen US-Norden und seine Vorreiterrolle in Sachen Verkehrssicherheit. Buzz Thomas setzt darauf, dass demnächst noch weitere US-Bundesstaaten dem Vorbild des Nordlichts folgen und das Simsen und Mailen am Steuer verbieten.
„Es gibt keinen Grund, während des Fahrens Texte zu schreiben. Das ist eins der gefährlichsten Dinge, die ein Autofahrer tun kann”, sagt Thomas. Was in Deutschland undenkbar wäre, ist in den USA noch immer hunderttausendfacher Alltag auf Autobahnen und im Stadtverkehr. Seit sich mit den weit verbreiteten Smartphones, den Blackberrys und I-Phones, auch im Internet suchen lässt und E-Mails in beliebiger Länge empfangen und beantwortet werden können, ist das Tippen am Steuer zu einem Volkssport geworden.
Verkehrsexperten schlagen Alarm
Verkehrsexperten schlagen schon seit langem Alarm – und finden inzwischen auch Gehör. In 18 der 50 US-Bundesstaaten einschließlich des Hauptstadt-Distrikts ist die Lektüre von SMS-Nachrichten und elektronischer Post während der Fahrt inzwischen verboten.
Mit gutem Beispiel geht inzwischen auch der Präsident voran, ein bekennender Blackberry-Fan. Allen rund drei Millionen Bundesangestellten hat Barack Obama jetzt hoch offiziell verboten, während der Dienstfahrten mit dem Smartphone herum zu spielen. Auch einige der großen US-Telefongesellschaften schwenken inzwischen um. AT&T hat seine 290 000 Beschäftigten angewiesen, beim Autofahren die Handys wegzulegen.
Gefährliche Truckerfahrer
„Ein landesweites Verbot ist unaufhaltsam”, gab sich Verkehrsexperte Chuck Hurley auf einem dreitägigen Washingtoner „Handy-Gipfel” überzeugt. Die Zahlen sprechen ohnehin eine klare Sprache. Bei insgesamt 636 000 Autounfällen, die 2600 Menschen das Leben kosteten und 342 000 mehr oder minder schwer verletzten, waren nach Berechnungen des Harvard-Centers für Risiko-Analyse Handys im Spiel.
Vor allem Amerikas Trucker, die per Mini-Computer im Cockpit den Kontakt zur Zentrale halten, gelten – neben den handyverliebten Teenagern – als Risikogruppe Nummer 1. Die Gefahr, einen Unfall zu fabrizieren, steige um das 23-fache, wenn die Brummifahrer neben dem Lenken noch Mails absetzten, fanden Forscher heraus. So weit wie der Mormonenstaat Utah, der das Handy-Simsen am Steuer auf eine Stufe mit Trunkenheitsfahrten stellte, geht freilich bislang kein anderer US-Bundesstaat.