Kiel. Die Kieler Atomaufsicht hat das Atomkraftwerk Krümmel nach einem Bericht des "Spiegel" vor der jüngsten Panne im Juni wieder ans Netz gelassen, obwohl ihr Sicherheitsprobleme bekannt waren. Das soll aus vertraulichen Unterlagen und Gutachten hervorgehen.
Die schleswig-holsteinische Atomaufsicht hat das Atomkraftwerk Krümmel im Juni trotz Sicherheitsbedenken nach zweijähriger Betriebspause wieder anfahren lassen. Dies berichtet das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» unter Berufung auf vertrauliche Unterlagen und Gutachten.
Danach hatte das für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerium des Landes nach dem Trafo-Brand am 28. Juni 2007 Experten des Öko-Instituts beauftragt, die Aufarbeitung des Ereignisses durch den Betreiber Vattenfall zu bewerten. Diese monierten laut «Spiegel» eine generell mangelnde Lernbereitschaft beim Kraftwerkspersonal.
Vor allem im Bereich «Organisation und Kommunikation» gebe es gravierende Defizite, heißt es in der Expertise. Die von Vattenfall nach dem Brand vorgeschlagenen Änderungen in diesem Bereich seien unvollständig. «Dies kann maßgeblichen Einfluss auf die Sicherheitslage haben», zitiert der «Spiegel» aus den Unterlagen. Zum Thema «Anfahrrelevanz» merkten die Gutachter an: «Kann voraussichtlich vor Wiederanfahren nicht geklärt werden.»
Am 19. Juni 2009 genehmigte die Kieler Atomaufsicht dennoch das Wiederanfahren. Am 4. Juli ging der Reaktor nach einem Kurzschluss in dem Maschinentransformator per Schnellabschaltung wieder vom Netz. Ein baugleicher Transformator war Ende Juni 2007 nach einem Kurzschluss in Brand geraten. Daraufhin war der Meiler wegen Reparaturen knapp zwei Jahre außer Betrieb. (afp/ddp)