Essen. Ab dem 1. Oktober dürfen Autofahrer im Beisein von Kindern keine Zigarette mehr anzünden. Mediziner fordern ein solches Gesetz auch für Deutschland.

Passivrauchen gefährdet besonders die Gesundheit von Kindern. Diese Erkenntnis schottischer Wissenschaftler veranlasste die Regierung in Großbritannien ein Rauchverbot in Autos auszusprechen, zumindest dann, wenn Kinder mit im PKW sitzen. Bereits 2007 hatte das Königreich das Rauchen in Pubs, öffentlichen Gebäuden und Restaurants verboten. Mit dem neuen Gesetz verbannt es die Zigarette nun größtenteils auch vom Steuer. Bei Fahrten mit dem Cabrio, ist der Glimmstängel noch erlaubt. Das Gesetz wird ab dem 1.Oktober in Kraft treten und soll junge Menschen unter 18 Jahren vor dem Passivrauchen schützen. Bei einem Verstoß werden Autofahrer mit 50 Pfund, umgerechnet rund 70 Euro, zur Kasse gebeten.

Feinstaubbelastung ist drei Mal höher als die WHO festgelegt hat

Bereits 2012 hatten die Wissenschaftler der Universität Aberdeen Messwerte zur Feinstaubpartikelbelastung bei Autofahrten mit Rauchern veröffentlicht. Dabei setzten sie einer kindergroßen Puppe eine Rauch messende Apparatur auf den Mund, die sich bei Autofahrten mit und ohne Rauchern auf der Rückbank befand. Das Ergebnis ist erschreckend: Im Schnitt lag die Belastung bei den Fahrten mit Rauchern bei 85 Mikrogramm pro Kubikmeter. Dieser Wert ist laut Studie drei Mal höher als der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegte Grenzwert.

Bei einer rauchfreien Fahrt hingegen maßen die Wissenschaftler im Durchschnitt eine Feinstaubbelastung von 7,4 Mikrogramm pro Kubikmeter. Eine weitere bedeutende Erkenntnis der Wissenschaftler: Auch das Öffnen von Fenstern reicht nicht aus, um die Giftstoffe in der Luft deutlich zu senken. Solche Ergebnisse haben bereits in manchen Ländern für ein Rauchverbot in Autos gesorgt: In einigen Bundesstaaten Australiens, Kanadas, der USA, aber auch in europäischen Staaten, wie Griechenland und Zypern gelten Rauchverbote in Fahrzeugen, wenn sich darin Kinder befinden.

Auch die britische Regierung schiebt dem Ganzen nun einen Riegel vor. Auf ihrer Internetseite gibt sie an, dass jährlich drei Millionen Kinder in Großbritannien passivem Rauchen ausgesetzt seien. Viele von ihnen würden sich nicht trauen, ihre Eltern zu bitten das Rauchen im Auto zu unterlassen. Die Regulierungen sollten Kindern nun vor Schäden schützen.

Deutsche Experten befürworten das Verbot

"Wir unterstützen diese Regelung und sind davon überzeugt, dass man auch in Deutschland über ein solches Gesetz nachdenken sollte", sagt Klaus Riddering, Pressesprecher der Deutschen Kinderkrebsstiftung. Besonders Kinder im Entwicklungsstadium dürften diesen schädlichen Stoffen nicht ausgesetzt werden. Auch Andreas Stang, Professor am Universitätsklinikum Essen im Bereich der Krebs-Epidemologie, begrüßt die Entscheidung: "Wir brauchen deutlichere Nichtrauchergesetze in Deutschland und das gilt auch für das Rauchen im Auto. Zwar ist es eine Beschneidung der freiheitlichen Rechte, aber ich als Arzt bin für diese Beschränkung zugunsten eines besseren Gesundheitszustandes der Menschen."

Besonders Kinder seien empfänglicher für die sogenannten Noxen, also die schädigenden Stoffe, des Rauchens. Eine Entzündung der Bronchien entstehe durch passives Rauchen und auch das Herzinfarktrisiko würde gesteigert. "Kinder sind heutzutage häufiger dick als früher und wenn sie zudem noch Passivrauchen ausgesetzt sind, treten noch wahrscheinlicher Gesundheitsschäden auf."