Gelsenkirchen. . An Hunderten Plakatstandorten in Gelsenkirchen wird die Kampagne gegen „illegale Zigaretten“ sichtbar. Diese soll über Folgen von Tabakschmuggel aufklären.
Den höchsten Werbeturm Europas nah der A42 in Schalke haben sie sich als weithin sichtbare Landmarke für ihre Kampagne gebucht, die Fan-Kneipe „Auf Schalke“ für die Pressekonferenz: „Illegale Zigaretten – krimineller als man denkt“ lautet hier wie dort die Kernbotschaft.
Vier Monate lang wird sie nun mit Hunderten Großplakaten und eben dem Banner am Turm im Ruhrgebiet ins Blickfeld gerückt. Der Verband der Lotto-Toto-Verkaufsstellen, das Forum Vernetzte Sicherheit und (mit 36 Prozent Marktanteil) der deutsche Branchenprimus Philip Morris stehen hinter der Kampagne. Ihr gemeinsamer Ansatz: Verbraucher sollen „über die alarmierenden Folgen des Konsums“ von gefälschten und geschmuggelten Zigaretten informiert werden.
Rattenkot rauchen und Terrorismus unterstützen
Die plakativen Aussagen passen zur Kampagne. Da raucht der Rentner mit Schiebermütze „Rattenkot“, unterstützt das nette ältere Paar den „internationalen Terrorismus“ mit gekaufter Hehlerware. In der Tat gehen Leute wie Thomas Franke, Vorsitzender des (von Philip Morris unterstützen) Forums Vernetzte Sicherheit davon aus, dass für „Fanatiker“ und organisierte Kriminalität „Zigarettenschmuggel ein gängiges Mittel der Geldbeschaffung“ sei.
Besonders lukrativ eben, weil das Unrechtsbewusstsein der Käufer gering, die Gewinnmargen gut und die Aufklärungsquote marginal sei. Das ist es wohl, was die Schmuggler und Fälscher insgesamt antreibt. Das Ruhrgebiet mit seiner Verkehrsanbindung, den vielen Bewohnern und nahen Grenzen sehen die Beteiligten als „Brennpunkt des illegalen Markts“. Insgesamt geht Florian Müller von Philip Morris davon aus, dass rund 10,4 Prozent des Gesamtmarkts in Europa durch gefälschte und geschmuggelte Ware“ bedient wird. In Deutschland gehen wir von 8,4 Prozent und 8,1 Milliarden Zigaretten aus.“ Das bedeute etwa 1,5 Milliarden Euro Steuerverlust.
3600 Annahmestellen in NRW
Ein herber Verlust für die legalen Produzenten, den Fiskus, aber eben auch für die – oft Inhabergeführten – Lotto-Toto-Tabakläden. „Wir stehen massiv unter Druck und unterstützen die Kampagne deshalb mit großer Überzeugung. Wir halten sie für richtig und wichtig“, sagt Tobias Buller, Geschäftsführer des Lottoverbandes NRW mit 3600 Annahmestellen. „Der illegale Verkauf entzieht sich jeglicher Regulierung und untergräbt gesundheitspolitische Initiativen zur Einschränkung des Tabakkonsums.“ Griffiger formuliert es Philip-Morris-Mann Müller: „Illegaler Handel finanziert andere Bereiche, kennt keinen Jugendschutz. Und das organisierte Verbrechen schert sich in keiner Weise um Produktqualität.“ Das soll wohl auch das „ich rauche Rattenkot“-Plakat deutlich machen. Vor der Fankneipe hängt es an einer Litfaßsäule. In den Räumen selbst, verkündet ein Schild am Tresen , gilt übrigens „absolutes Rauchverbot“.
Das Zollkriminalamt Essen ermittelte 2014 fast eine Verfierfachung des Steuerschadens durch illegale Tabakwaren gegenüber 2013. Der Fahndungsdruck wird 2016 ausgeweitet. Das Ruhrgebiet ist dabei Brennpunkt für den illegalen Handel. Entsprechend groß ist die Werbebotschaft an der A 42. Den Banner-Turm passieren pro Monat zwei Millionen Autofahrer.