Essen. Das Pulver des Trendgetränks “Cold Brew“ muss stundenlang ziehen, um Säure und Bitterstoffe zu reduzieren. Dafür hält sich das Getränk aber Wochen.
Wenn Kaffee kalt wird, verliert er sein Aroma. Wird er aber kalt gebrüht, ist sein Geschmack umso feiner. Klar, dass man das so zubereitete Getränk nicht einfach kalten Kaffee schimpfen kann. „Cold Brew“ nennt es sich stattdessen, ist verwandt mit dem „Cold Drip“, nicht aber mit dem „Ice Brew“. Vom gewöhnlichen Eiskaffee wollen wir an dieser Stelle erst gar nicht anfangen. Eine kleine Warenkunde zum neuen Lieblingsgetränk dieses Sommers.
Kaffee für Geduldige
Wer morgens schnell seine Portion Koffein braucht, hat damit heute eigentlich kein Problem. Kapsel in die Maschine, Knöpfchen drücken, brühen, fertig. Ein echter Cold Brew am Morgen erfordert hingegen etwas mehr Planung. „Der grob gemahlene Kaffee muss etwa zwölf Stunden in kaltem Wasser ziehen“, sagt Ursula Wiedenlübbert, Diplom-Kaffee-Sommelière und Betreiberin der Rösterei Kaffee Reich auf dem Düsseldorfer Carlsplatz.
Die Zubereitung
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Dafür gibt man etwa 160 Gramm grob gemahlenen Kaffee in einen Glas- oder Keramikbehälter mit einem Liter Wasser, Frischhaltefolie drüber und bei Zimmertemperatur stehen lassen. „Man kann es auch in den Kühlschrank stellen. Dann muss man die Brühzeit allerdings auf 18 bis 20 Stunden ausdehnen“, sagt Wiedenlübbert.
Danach wird die Mischung gefiltert und das Konzentrat mit der doppelten Menge an kaltem Wasser oder Eiswürfeln gemischt. Wer mag, kann das Getränk auch mit Milch, Sahne oder einer Kugel Vanilleeis verfeinern.
Der hippe Bruder: Cold Drip
„Cold Brew und Cold Drip sind mehr oder weniger das Gleiche. Der eine sieht nur stylischer aus“, sagt Wiedenlübbert. Denn für die Zubereitung eines Cold Drip braucht es spezielle Kaffeemaschinen, in die man einen Filter mit Kaffee einsetzt und dann Tröpfchen für Tröpfchen kaltes Wasser auf das Pulver dröppeln lässt. „Das sieht dann ein bisschen so aus wie wir, wenn wir mit Infusion im Krankenhaus liegen.“
Der schnelle Kühle: Ice Brew
Während Cold Brew und Cold Drip Geduld erfordern, kriegt man die frische Kaffeeabkühlung mit einem Ice Brew auch spontan hin. Hier wird einfach regulär heiß gebrühter Filterkaffee über Eis gegossen. So kühlt er direkt ab, was das Aroma erhalten und einen bitteren Nachgeschmack vermeiden soll, wie er etwa bei klassischem Eiskaffee vorkommen kann. Denn diesen schreckt man nicht mit Eiswürfeln ab, sondern lässt ihn über längere Zeit erkalten.
Für empfindliche Mägen
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Die besondere Zubereitungsart von kalt gebrühtem Kaffee sorgt dafür, dass das Getränk weniger Bitterstoffe enthält und besonders säurearm ist. So sind Cold Brew und Cold Drip auch für Menschen mit empfindlichen Mägen bekömmlich.
„Und sie enthalten etwa zehn Prozent weniger Koffein“, so Wiedenlübbert: „In jedem Fall haben Sie immer einen tollen Geschmack, sehr frisch. Dieser Kaffee zeigt sehr schnell sein Herz.“
Die richtige Kaffeesorte
Bei der Wahl der Kaffeesorte gilt zwar „reine Geschmackssache“, einen Ratschlag hat die Kaffee-Sommelière aber trotzdem: „Wir empfehlen eigentlich immer, sortenreinen Kaffee zu verwenden.“ Der eigne sich besser als Mischungen, weil man dann ein klareres Geschmackserlebnis habe. Oder wie Wiedenlübbert es formuliert: „Weil man dann das Land im Mund hat.“
Keine neue Erfindung
Wir haben es geahnt: Nur weil etwas gerade Trend ist, muss es nicht neu sein. Schon im 17. Jahrhundert waren die Niederländer abgebrüht genug, ihren Kaffee kalt zu filtern. „Allerdings haben sie ihn danach in warmem Wasser aufgebrüht.“
Lange haltbar
Es mag zwar etwas dauern, bis man den Cold Brew genießen kann; wenn man schlau ist, brüht man deshalb am besten auf Vorrat. Das Konzentrat dafür in eine saubere, gut verschließbare Flasche füllen und im Kühlschrank aufbewahren. „Das hält locker vier Wochen“, sagt Wiedenlübbert, „außer bei uns, denn wir wollen ihn immer ganz schnell trinken.“
Gutes Pulver für guten Geschmack
Damit der Geschmack des Cold Brews besonders intensiv gelingt, gilt: für ein gutes Ergebnis bieten sich in diesem Fall geradehelle Kaffeeröstungen an, die für die Zubereitung grob gemahlen werden sollten. Natürlich kann auch einfach der Lieblingskaffeeverwendet werden, wichtig ist schließlich auch, dass man das mit kaltem Wasser übergossene Kaffeepulver lang genug ziehen lässt. Wer’s mag, kann nochsüßen.