Wiesbaden. . Dieter Kürten prägte das Sportstudio wie kaum ein zweiter - heute ist er nach einem schweren Infarkt für den Verein „Hand aufs Herz“ im Einsatz.

Er wird 80, an diesem Donnerstag. „Aber ich fühle mich nicht so“, sagt Dieter Kürten. Er sieht ja auch nicht so aus. Vor allem klingt er nicht so. Er muss nur „Hallo“ sagen, und man weiß, wer da spricht. Selbstverständlich ist das nicht. Denn er war dem Tod schon einmal ziemlich nahe. „Vor ein paar Jahren“, sagt der gebürtige Duisburger, „stand es Spitz auf Knopf.“

Kurz nach einem Kirchenbesuch ist er zusammengebrochen in der Wiesbadener Innenstadt. Und wäre nicht zufällig die marokkanische Altenpflegerin Khadija Faro vorbeigekommen, „gäbe es mich wohl nicht mehr“. Faro sieht eine Menschentraube, in der „keiner half“, sondern „alle nur guckten“. Dann sieht sie einen grauhaarigen Mann auf dem Boden liegen. Blau angelaufen. Bewusstlos. „Herzinfarkt“, diagnostizieren die Ärzte in der Klinik, legen Bypässe, tauschen den Herzschrittmacher aus, den Kürten schon lange trägt. Drei Tage liegt der Moderator im Koma. Doch er kommt durch und sagt heute: „Nein, diese Sache hat mein Leben nicht verändert.“

Dieter Kürten hat als Christ keine Angst vor dem Tod

Wahrscheinlich, glaubt Kürten, habe das nicht nur damit zu tun, dass er als Christ keine Angst vor dem Tod habe, sondern vor allem daran, dass ihm die schlimmen Erinnerungen an den Infarktmoment fehlen. Er weiß nichts von Schmerzen, kennt keine Atemnot. „Ich habe das alles nicht bewusst erlebt.“ Und relativ gesund gelebt hat er im Wissen um seine bekannte Herzschwäche schon seit langem. „Da gab es nicht viel umzustellen.“

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Nur eine neue Aufgabe hat der Infarkt ihm beschert. Er ist jetzt oft dabei, wenn der Verein „Hand aufs Herz“ auf Veranstaltungen in Schulen, Fitnessclubs oder Stadtverwaltungen über den plötzlichen Herztod informiert und zeigt, wie man helfen kann. „Viele Menschen haben in solchen Augenblicken ja Angst, etwas falsch zu machen“, weiß Kürten. Die will er ihnen nehmen. Nicht nur in der Theorie. Deshalb zeigt er ihnen bei einer Puppe, wie das geht mit der Herzdruck-Massage. Auch weil die Menschen ja immer etwas aufmerksamer hinschauen, wenn Prominente so etwas zeigen.

Immer locker, stets leger

Und prominent ist Kürten auch noch 15 Jahre nach seinem Abschied aus der Sendung, die ihn berühmt gemacht hat. 375-mal hat der Mann mit dem früh ergrauten Haar das Sportstudio im ZDF moderiert. Immer locker, stets leger. Die Zuschauer mögen ihn, finden ihn „kompetent“, „charmant“ und „liebenswürdig“. „Zu liebenswürdig“ finden Kritiker. Kürten sei zu weich, frage nicht nach, mache keinen Druck. Es ist eine Kritik, die ihn bis heute ärgert. „Ich habe einfach versucht, auf andere Weise zu erfahren, was ich wollte. Das ist mir meist auch gelungen.“ Zudem hatte die freundliche Art noch einen weiteren Vorteil. „In meine Sendungen sind Leute gekommen, die zu anderen nicht gegangen sind.“

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Insgesamt aber blickt er ohne Groll zurück. Nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, bei der er noch als Reporter im Einsatz war, hat er das Mikro endgültig aus der Hand gelegt, hat sich „ganz leise rausgeschlichen“. Wahrscheinlich fällt er deshalb auch nicht auf, wenn er mal wieder vorbeikommt, um das Postfach zu leeren, das er immer noch hat beim ZDF. Und um vielleicht ein kleines Schwätzchen zu halten mit den Kollegen, von denen er viele höchstpersönlich zum Sender geholt hat. „Ich bin der Redaktion dort immer noch verbunden.“

Die leisen Momente sind in Erinnerung geblieben

Erinnerungen gibt es viele. So viele, dass es schwer fällt, einzelne herauszupicken. Und die, die Kürten schließlich nennt, sind nicht die, die man erwartet hätte. Es sind nicht die großen Triumphe, von denen er so viele miterlebt hat. Es ist der betagte italienische Fan auf der Tribüne, der während des WM-Halbfinales 1970 zwischen Deutschland und Italien bei jedem Tor auf die Knie fällt und inbrünstig „Mamma mia“ brüllt. Es sind die leisen Interviews mit Menschen, die verloren haben. Ein Spiel, einen Trainerjob, eine Aufgabe. „Das sind Momente, an die ich immer noch denken muss.“

Wenn denn mal Zeit ist. Was selten genug der Fall ist. Er engagiert sich ja nicht nur für den Kampf gegen den plötzlichen Herztod und den Lungenkrebs, auch Botschafter der Kindernothilfe ist er. Und natürlich ist die alte Leidenschaft zum Sport im Alter nicht erloschen. „Dortmund, Schalke, Gladbach, ich bin regelmäßig noch in den Stadien unterwegs“, erzählt Kürten und hat festgestellt, dass so ein Stadionbesuch als Pensionär doch etwas anderes ist, denn: „Es ist herrlich, ein Spiel ansehen zu können, ohne den Druck zu haben, darüber berichten zu müssen.“

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Nach dem Spiel ab in die Dusche. Muss ja sein. Eine Bierdusche tut's natürlich auch – obwohl die Beduschten nicht immer glücklich aussehen. Hier kriegt BVB-Coach Jürgen Klopp einen von Lukasz Piszczek ab, beim "Meistersieg" im Mai 2011. © imago
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Dezent, aber wirkungsvoll: SC-Trainer Andre Breitenreiter hievte seine Paderborner in die 1. Liga – und bekam als Dank ein Bierchen von Marc Vucinovic. (11.5.2014) © imago/Revierfoto
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Auch dem schnieken Pep Guiariola können diese paar Promille nichts anhaben: Er trug's beim Pokalsieg seiner Bayern gegen den BVB mit Fassung und blieb aufrecht. (17.05.2014) © imago/Jan Huebner
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