Köln.. Arnd Zeigler moderiert am Sonntag im WDR seine 250. Sendung. „Zeiglers wunderbare Welt“ kommt aus seinem Arbeitszimmer.
Er ist – mit Verlaub – ein wenig verrückt. Zumindest, wenn es um das Thema Fußball geht. Bücher hat Arnd Zeigler darüber geschrieben und jede Woche spricht er darüber. Seit Jahrzehnten schon im Radio, seit fast acht Jahren auch im Fernsehen, obwohl er da „ja eigentlich nie hin wollte“. Weil Radio für ihn „ehrlicher“ ist. Steffen Simon, Sportchef des WDR hat ihn trotzdem gefragt und Zeigler hat sich „total geehrt“ gefühlt, aber anfangs nicht an einen Erfolg der Sendung mit dem langen Namen „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ geglaubt. Ein Irrtum, wie sich herausgestellt hat. An diesem Sonntag, 23.45 Uhr geht seine Fußball-Show zum 250. Mal auf Sendung. Und für immer mehr Fans ist sie mittlerweile der Ausklang des Bundesliga-Wochenendes.
Sonntag Abend werden viele von ihnen deshalb auch wieder zu Gast sein bei Arnd Zeigler. Und das ist wörtlich zu nehmen. Denn der 49-Jährige kommt nicht zum Sender, der WDR kommt zu ihm nach Bremen. Dort sitzt Zeigler dann am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer, in dem „Tip und Tap“ die WM-Maskottchen von 1974 neben Schreibtischlampen stehen, die den Flutlichtmasten von Werder Bremen nachempfunden sind, der Teppich aussieht wie ein Spielfeld, Panini-Alben aus mehreren Jahrzehnten im Regal liegen und es überhaupt mehr aussieht wie in einem Fußballmuseum als wie in einem Studio. Mit Zeigler als wandelndem Lexikon.
Auszeichnung als "Sportjournalist 2012"
Der ungewöhnliche Sendeort ist aus der Not geboren. Zu einen ist Zeigler nebenbei auch noch Stadionsprecher bei Werder Bremen und damit alle zwei Wochen vor Ort gebunden. Zum anderen hat er einen kleinen Sohn, der – natürlich – Fußball spielt. Und dem hat er einst versprochen, dabei zu sein, wenn der Nachwuchs am Wochenende kickt. „Deshalb kann ich sonntags nicht zum WDR nach Köln fahren.“ Zum Glück, kann man mittlerweile sagen. Denn dass die Show aus Zeiglers eigener Wohnung kommt, wo alle Gäste die Schuhe ausziehen müssen, macht einen Teil des Charmes aus, den die Sendung verströmt.
Nicht weniger wichtig ist die Tonlage, in der Zeigler durch seine Sendung führt. Ironisch, respektlos aber nicht beleidigend nimmt er Spieler und Trainer in die Mangel. Fahndet nach Versprechern und Stilblüten, wühlt aber auch gerne in Archiven. Rundum zufrieden ist er mit den 30 Minuten, die der WDR ihm zur Verfügung stellt. „Ich muss mich nicht zurücknehmen, darf auch mal draufhauen. Das ist ein großes Privileg.“
Zwei Grimme-Preis-Nominierungen haben ihm seine Moderationen eingebracht und die Auszeichnung „Sportjournalist 2012“. Manche Sport-Kollegen bei Funk und Fernsehen sehen ihn trotzdem nicht als einen der ihren. Er selbst tut das übrigens auch nicht. „Ich sehe mich in erster Linie als Autor.“
Legendäre Interviews mit Jürgen Klopp
Bei den meisten Bundesliga-Vereinen, glaubt er, „bin ich gut gelitten“. Nur in Gelsenkirchen gibt es eher selten Freibier, wenn er auftaucht. Das liegt an mehreren Interviews, die er mit BVB-Trainer Jürgen Klopp geführt hat – in Zeiten, als die Dortmunder von Sieg zu Sieg stürmten, während die Schalker unter Felix Magath in der Tabelle nach unten durchgereicht wurden. „Herr Klopp“, fragt er da, nachdem der BVB nahezu die ganze Saison Spitzenreiter war und soeben Meister geworden ist, „ihre Mannschaft ist in der Tabelle monatelang auf der Stelle getreten. Warum haben Sie es nicht geschafft, das Ruder herumzureißen?“ Und Klopp antwortet bierernst, das könne er sich auch nicht so richtig erklären. Über so etwas können sie in Gelsenkirchen gar nicht lachen, ja nicht einmal lächeln.
Anderswo schon. Immer wieder melden sich Menschen bei ihm, die sagen, dass sie sich eigentlich gar nicht so recht für Fußball interessieren, aber seine Sendung trotzdem anschauen. „Immer dann“, sagt Zeigler, „weiß ich, dass ich was richtig gemacht habe.“