North Charleston. Ein Handy-Video führte im jüngsten Fall von tödlicher Polizeigewalt in den USA zur Festnahme des Polizisten. Der Urheber wollte die Aufnahme löschen.

Der Urheber eines Videos von den tödlichen Schüssen eines weißen US-Polizisten auf einen Schwarzen im Bundesstaat South Carolina hat nach eigenen Angaben überlegt, die Aufnahmen zu löschen. Er habe sich jedoch entschieden, das Video publik zu machen, nachdem er den Polizeibericht über den Vorfall in North Charleston gelesen hatte, sagte der 23-jährige Mann dominikanischer Abstimmung am Mittwoch (Ortszeit) dem Sender NBC. Dieser schien demnach nicht mit den Tatsachen übereinzustimmen.

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Bevor er die Aufnahme startete, hätten der Polizist und der 50 Jahre alte Afroamerikaner eine körperliche Auseinandersetzung gehabt, sagte der junge Mann in dem Exklusivinterview weiter. "Sie waren auf dem Boden. Ich erinnere mich, dass der Polizist die Kontrolle über die Situation hatte." Das Opfer habe nur weglaufen wollen und sei keine Bedrohung gewesen.

Nach den Todesschüssen hatte sich der Polizist auf Notwehr berufen. Er habe um sein Leben gefürchtet, weil der Mann ihm nach einer Verkehrskontrolle seine Elektroschock-Waffe entrissen habe. In dem Video scheint es aber so, als habe er seinen Elektroschocker erst nach den Schüssen neben den 50-Jährigen gelegt. Mittlerweile hat auch die Bundespolizei FBI mit Ermittlungen begonnen.

Anklage wegen Mordes

Der Zwischenfall in North Charleston am vergangenen Samstag hat in den USA für Empörung gesorgt. Der 23-Jährige war zufällig auf dem Weg zur Arbeit auf die Auseinandersetzung gestoßen und habe diese auf dem Handy gefilmt. Der Polizist habe ihn nicht beim Filmen sehen. Der 33-jährige Beamte wurde wegen Mordes angeklagt und ist inzwischen aus dem Polizeidienst entlassen worden.

In North Charleston versammelten sich am Mittwochabend vor dem Rathaus und am Tatort Demonstranten. Sie skandierten nach Angaben der Zeitung "Post and Courier" unter anderem "Hände hoch, nicht schießen!" Über Nacht blieb es jedoch ruhig.

In der drittgrößten Stadt South Carolinas leben etwa 100.000 Menschen. Knapp die Hälfte der Bevölkerung ist schwarz. Zuletzt hatten in den USA bereits mehrere Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze Entsetzen und Proteste ausgelöst, unter anderem nach dem Tod des schwarzen Teenagers Michael Brown im August vergangenen Jahres durch Polizeischüsse in der Stadt Ferguson in Mississippi. (dpa)