Rom. . Papst Franziskus hat ein großes Herz für die Ärmsten der Armen. Jetzt lud er Obdachlose aus Rom in die Vatikanischen Museen ein. Er selbst kam auch.
Wer im Vatikan einen Apostolischen Segen abholt – zum Beispiel als Geschenk für Angehörige mit runden Geburtstagen – sieht sich neuerdings nicht nur von gleichgesinnten Pilgern und Nonnen umringt, sondern auch von Leuten, die da scheinbar so gar nicht hingehören. Nach Weihrauch riechen sie auch nicht gerade. Obdachlose sind es, Stadtstreicher in wachsender Menge. Papst Franziskus hat sie hereingelassen. Er hat beschlossen: Segen, das ist in diesem Falle nicht nur ein von vatikanischen Kalligraphen edel bemaltes und handbeschriebenes Stück Pergament, sondern für die, die was anderes brauchen, auch etwas viel Praktischeres: eine warme Dusche, frische Wäsche, ein Friseur. Und Erbauung durch Kunst: Jetzt wurden erstmals Obdachlose durch die Vatikanischen Museen und die päpstlichen Gärten geführt. 150 „barboni“ in drei Gruppen, bis hinauf unter Michelangelos „Jüngstes Gericht“ in der Sixtinischen Kapelle. Völlig unerwartet kam dort auch noch Franziskus selber vorbei. Zum Händeschütteln: „Das hier ist ein Haus für alle. Das ist euer Haus.”
Normalerweise leben die Obdachlosen um den Vatikan herum. Ein paar hundert sind es, Gestrandete aus aller Welt, die jeden Abend ihre Schlafkartons in den Hauseingängen am Petersplatz aufschlagen. Angeblich 3000 „barboni“ gibt es in ganz Rom; Essen bekommen sich bei der Caritas oder den Mutter-Teresa-Schwestern gleich neben dem Palast der Glaubenskongregation.
Die umfangreichere Zuwendung, die der Vatikan den „Ärmsten der Armen“ nun zuteil werden lässt und die er mit dem Geld bezahlt, das die Segen-Pergamente einbringen, ist eine Idee von Konrad Krajewski. Den polnischen Erzbischof hat Franziskus zum Almosenmeister bestellt und ihm angeblich gesagt, er sei „nur zufrieden, wenn Deine Kasse immer leer ist“. Krajewski ist anfangs mächtig übers Ziel hinausgeschossen, indem er die Mär von einem Papst in die Welt setzte, der nachts inkognito durch die Straßen gehe, um Obdachlose zu beschenken. Krajewskis Tatendrang hatte es Franziskus auch zu verdanken, dass an seinem Geburtstag drei zum gemeinsamen Frühstück auftauchten. Und mittlerweile hat ein Obdachloser in unmittelbarer Nähe zum Papst sogar eine bleibende Stätte gefunden. Der fromme Belgier „Willy“, der auf der Straße starb, ruht seit Januar unter anderen Nobilitäten auf dem „Deutschen Friedhof“ im Vatikan.