Hannover. Bei einer bundesweiten Großrazzia haben rund 1300 Fahnder Wohnungen und Geschäftsräume von chinesischen Menschenhändlern durchsucht. Sie sollen mehr als 1000 Köche für Restaurants eingeschleust haben. Diese wurden offenbar wie Sklaven behandelt.

Mit einer bundesweiten Razzia in rund 180 China-Restaurants und Wohnungen sind Polizei und Zoll am Montag gegen chinesische Schleuser vorgegangen. Hintergrund waren laut Polizei Erkenntnisse, wonach in den vergangenen Jahren über 1000 Menschen aus China als sogenannte Spezialitätenköche nach Deutschland eingeschleust wurden. Tatsächlich sollen sie in China-Lokalen als billige Arbeitskräfte ausgebeutet worden sein. In NRW seien 17 Objekte durchsucht worden, teilte Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Lendeckel auf ddp-Anfrage mit.

An den Durchsuchungen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Hannover waren mehr als 1300 Beamte von Zoll, Bundespolizei und Landespolizeien beteiligt, wie das federführende Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen mitteilte. Bei der Großrazzia, die zeitgleich um 11.30 Uhr begann, wurde nach Behördenangaben umfangreiches Beweismaterial gefunden. Dabei handele es sich vor allem um schriftliche Unterlagen und Computerdateien. Die Auswertung werde «einige Zeit» in Anspruch nehmen.

Stundenlöhne von weniger als drei Euro

Zu den Drahtziehern der Schleusungen sollen zwei 46 und 38 Jahre alte Chinesen und eine 35-jährige Chinesin gehören, die seit März in Hannover in Untersuchungshaft sitzen. Die Beschuldigten dürften den Behörden zufolge zusammen mit ihren Mittätern in China aus den Taten einen Erlös im Millionenbereich erzielt haben.

Die Eingeschleusten sollen in den betroffenen Restaurants wie moderne Sklaven gehalten worden sein, wie ein LKA-Sprecher sagte. Sie mussten demnach für Stundenlöhne von weniger als drei Euro arbeiten, die Pässe wurden ihnen abgenommen. Den deutschen Behörden wurde hingegen eine tarifgemäße Beschäftigung der Köche vorgetäuscht. Neben dem Verdacht des gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens gingen die Beamten daher bei der Großrazzia auch Hinweisen auf «Menschenhandel zur Ausbeutung der Arbeitskraft» nach. Geprüft wurden außerdem Verstöße gegen die Sozialversicherungspflicht.

Laut «Neuer Osnabrücker Zeitung» vom Dienstag sollen in chinesischen Restaurants inzwischen Kataloge existieren, in denen sich die Betreiber Arbeitskräfte aus der Heimat «bestellen» können. Die Betroffenen müssten in der Regel fünf- bis zehntausend Euro für die Schleusung bezahlen. (afp/ddp)