Europäische Polizeibehörde legt Bericht zur organisierten Kriminalität vor: Kriminelle Banden formieren sich wie multinationale Konzerne

Brüssel. Drogen- und Menschenhändler, Schmuggler und Produktpiraten haben in einer grenzenlosen EU oft leichtes Spiel, kriminelle Banden unterwandern mehr und mehr die legale Wirtschaft. Das geht aus dem neuen Bericht der europäischen Polizeibehörde Europol zur organisierten Kriminalität in Europa hervor.

Tausende Gruppen aller Nationalitäten sind mittlerweile in Europa aktiv. Viele nutzen Deutschland als Rückzugsraum, als Transitstrecke oder zur Geldwäsche.

Kriminelle Banden organisieren sich wie multinationale Konzerne, sie bauen ihren Einfluss aus, erobern neue Märkte - und sind deswegen umso gefährlicher, heißt es in dem Bericht. "Wer an der Spitze solcher Organisationen sitzt, will als erfolgreicher Unternehmer angesehen werden", sagt Europol-Direktor Max-Peter Ratzel. "Diese Menschen überlassen Gewaltverbrechen den weniger strukturierten Gruppen."

Professionelle Banden setzen sich zunehmend aus Mitgliedern verschiedener Nationalitäten zusammen, sie wickeln von der Produktion bis zum Verkauf alles ab, verdrängen lokale Verbrechergruppen. Kriminelle schleusen sich in Unternehmen ein und versuchen, ihren Einfluss in bestimmten Regionen mittels Korruption auszubauen, Behörden zu kontrollieren.

Der Nord-West-Block, der Deutschland, die Benelux-Länder, Frankreich, Großbritannien und Irland umfasst, spielt eine entscheidende Rolle beim Drogenhandel, heißt es. Der reichere Westen ist ein wichtiger Abnehmer. Aber auch Schleuser und Menschenhändler sind entlang dieser Route unterwegs. Sie profitieren von einem Wegfall der Grenzkontrollen und dem guten Verkehrsnetz mit Autobahnen, Flughäfen und den international bedeutenden Häfen Rotterdam, Antwerpen, Hamburg und Dover.

Kokain und Heroin kommen meist von Südamerika und Afghanistan nach Europa und werden über die Niederlande verteilt. Synthetische Drogen werden meist in den Beneluxländern produziert. Beim Transport und der Verteilung von Drogen spielt auch die Balkanroute eine Rolle.