Köln/Mainz. . Die Affäre um den Mittelfinger von Yanis Varoufakis hat einen klaren Sieger. Er heißt Jan Böhmermann. Der Moderator narrte die Medienbranche.

Frech, frecher, Böhmermann. ZDF-Comedian Jan Böhmermann behauptet, die Redaktion seines Magazins „Neo Magazin Royale“ habe ein Video des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis um den umstrittenen Stinkefinger angereichert. ARD-Talker Günther Jauch war nicht amüsiert.

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Der Reihe nach. Am Sonntagabend hatte Jauch den Politiker mit einer Aufnahme von 2013 konfrontiert. Der Filmausschnitt zeigte Varoufakis, damals noch Wirtschaftsprofessor, bei einem Auftritt in Zagreb, Kroatien. Darin rief er seine Landsleute auf, Deutschland in der Schuldenkrise den Stinkefinger zu zeigen – garniert mit der entsprechenden Geste. Der Minister warf Jauch vor, ein manipuliertes Video zu zeigen. Der ARD-Moderator ließ daraufhin die Bilder überprüfen und wies den Vorwurf zurück.

Grimme-Preisträger Böhmermann erkannte das Krawall-Potenzial des Themas – und nutzte es satirisch. Der 34-jährige Harald-Schmidt-Zögling behauptete keck, seine Redaktion habe sich das Original-Video von den Veranstaltern des Kongresses in Zagreb besorgt und für ein Musikvideo kurzerhand manipuliert – realistischer Schattenwurf inklusive.

Maximale Aufmerksamkeit für YouTube-Video

Böhmermann landete einen echten Coup. Der knapp zehn Minuten lange Stinkefinger-Clip erreichte im Netz die maximale Aufmerksamkeit. YouTube, beispielsweise, verzeichnete bis zum frühen Donnerstagabend mehr als eine Million Aufrufe.

Obendrein trat Böhmermann eine Medien-Diskussion los. Günther Jauchs Produktionsfirma I & U nahm Böhmermanns Jux für bare Münze. Sie verlangte von ihm „Beweise“. In Böhmermanns Beitrag seien „keinerlei Belege für die Fälschungs-Behauptung“ erkennbar. Vielmehr berief sich I & U auf Experten, „die das Video als authentisch einstufen“.

Aufregung dürfte „Neo Magazin Royale“ Zulauf bescheren

Auch Wolfgang Blau vom britischen „Guardian“ nahm sich der Sache an: „Wer einen Finger in ein Video montieren kann, der kann ihn auch rausmontieren.“

Böhmermann freute sich diebisch. In einem weiteren Video legte er nach: „Unser Video ist zu 100 Prozent echt. Wer das Gegenteil behauptet, ist ein Lügner. Als Entschuldigung und Zeichen des guten Willens gegenüber unseren europäischen Freunden sollten Günther Jauch und die Redaktion der ,Bild’-Zeitung umgehend die Eurozone freiwillig verlassen.“

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Klammheimliche Freude auch beim ZDF. Der Sender begnügte sich damit, per Twitter zu verkünden, Böhmermanns Späße fürderhin mit dem Warnhinweis „Vorsicht, Satire!“ zu versehen. Zur Sache selbst schwieg das Zweite. Mit gutem Grund: Die Aufregung dürfte dem „Neo Magazin Royale“ Zulauf bescheren. Normalerweise sehen die Sendung gerade mal eine Million Menschen.

Und Varoufakis? Das Schlitzohr gratulierte Böhmermann. Leute wie er würden „dringend gebraucht“.